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Kursgewinne zum Jahresauftakt

03.01.2011  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise starten mit Kursgewinnen in das neue Jahr. WTI-Rohöl handelt bei 91,5 USD je Barrel nahe eines 26-Monatshochs. Gleiches gilt für Brentöl, welches bei knapp 95 USD je Barrel notiert. Ein weiterer Preisanstieg in Richtung der psychologisch wichtigen Marke von 100 USD ist in den kommenden Tagen wahrscheinlich. Die noch dünnen Handelsvolumina in der ersten Januarwoche dürften dies zusätzlich begünstigen. Die jüngsten US-Konjunkturdaten haben für Optimismus gesorgt, dass die Wirtschaftsaktivität im weltgrößten Ölverbrauchsland USA an Dynamik gewinnt. So stieg der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe in der Region Chicago im Dezember auf den höchsten Stand seit 22 Jahren. Der landesweite ISM-Index wird heute veröffentlicht und eine positive Überraschung kann nicht ausgeschlossen werden.

Die Leitzinserhöhung in China und die Begrenzung der Pkw-Neuzulassungen in der Hauptstadt Peking haben den Optimismus an den Märkten in der letzten Dezemberwoche nur kurzzeitig beeinträchtigen können. China war im vergangenen Jahr immerhin für ungefähr ein Drittel des Anstiegs der weltweiten Ölnachfrage verantwortlich. Passend dazu hat Russland am Wochenende die regulären Öllieferungen an China aufgenommen. Über die ESPO-Pipeline sollen in diesem Jahr 15 Mio. Tonnen (300 Tsd. Barrel pro Tag) russisches Rohöl zusätzlich nach China geliefert werden. Russland hat im vergangenen Jahr 505,2 Mio. Tonnen (10,1 Mio. Barrel pro Tag) Rohöl gefördert. Dies entspricht einem Anstieg um 2,2% gegenüber dem Vorjahr und dem höchsten Produktionsniveau seit dem Ende der Sowjetunion. Für das Jahr 2011 rechnet das russische Wirtschaftsministerium mit einer Ölproduktion von 504 Mio. Tonnen.


Edelmetalle

Das neue Jahr beginnt für die Edelmetalle so wie das alte geendet hat: mit Preissteigerungen. Gold startet mit 1.420 USD je Feinunze nur gut 10 USD unter seinem Rekordhoch von Anfang Dezember. In Euro gerechnet handelt das gelbe Edelmetall mit 1.070 EUR je Feinunze lediglich 6 EUR unter seinem Allzeithoch, das letzte Woche verzeichnet wurde. Die Suche nach einem "sicheren Hafen" im Zuge der weiter schwelenden Finanzkrise in den Euro-Peripherieländern sowie aufgrund von Inflationssorgen dürfte Gold auch weiterhin gut unterstützen. Aussagen der Bombay Bullion Association zufolge haben die indischen Goldimporte 2010 ein Niveau von rund 700 Tonnen erreicht. Dies wäre eine Steigerung von 25% gegenüber dem Vorjahr. Laut Daten des World Gold Council hat Indien 2009 "nur" 559 Tonnen Gold importiert.

Silber markiert zum Jahresstart bei über 31 USD je Feinunze den höchsten Stand seit März 1980 und setzt damit seinen Höhenflug fort. Eine anhaltend starke Nachfrage, z.B. nach Silber-ETFs, könnte den Preis weiter treiben. Allein der weltweit größte Silber-ETF, iShares Silver Trust, hat seine Bestände im letzten Jahr um 15% bzw. 1.429 auf 10.922 Tonnen gesteigert. Palladium beginnt den Handel im neuen Jahr bei über 800 USD je Feinunze auf einem 10-Jahreshoch. Die Halbierung der Autozulassungszahlen in der chinesischen Hauptstadt Peking könnte die Rallye bei Palladium zunächst jedoch bremsen.


Industriemetalle

Da die meisten asiatischen Aktienmärkte heute noch geschlossen sind, gehen von dieser Seite keine Impulse aus. Die Londoner Metallbörse LME nimmt den Handel im neuen Jahr ebenfalls erst morgen auf, so dass heute noch keine Preise zur Verfügung stehen. Dennoch sollte 2011 wieder ein spannendes Jahr für die Rohstoffe im Allgemeinen und die Metalle im Speziellen werden. So dürfte beispielsweise der Kupferpreis unserer Meinung nach seine Rekordjagd zunächst fortsetzen. Die psychologisch wichtige Marke von 10.000 USD je Tonne könnte bereits kurzfristig in Angriff genommen werden. Dazu trägt die allgemein angespannte Angebotslage bei einer gleichzeitigen Nachfrageerholung bei. Durch externe Faktoren wie z.B. das schwere Erdbeben gestern in Chile, das offensichtlich glimpflich verlaufen ist und die Kupferproduktion nicht beeinträchtigt hat, könnte sich das Angebots-Nachfrage-Verhältnis zusätzlich einengen.

Trotz des bislang eher verhaltenen Starts des Kupfer-ETCs von ETF Securities dürfte diese neue Produktgruppe bei den Metallen im neuen Jahr ebenfalls eine gewichtige Rolle spielen. Die Einführung eines Kupfer-ETCs in den USA scheint unmittelbar bevorzustehen. Dann wird sich möglicherweise das wahre Potenzial dieser neuen Produkte zeigen. Der Vergleich mit den Edelmetall-ETFs hat bewiesen, dass das Interesse an solchen Produkten in den USA deutlich größer ist als in Europa.


Agrarrohstoffe

Die Jahrhundertflut in Australien hält die Weizenpreise fest im Griff. Der an der CBOT gehandelte Weizen-Kontrakt klettert am Morgen auf ein 5-Monatshoch von 8 USD je Scheffel. Der Preis für LIFFE-Weizen erreichte in der vergangenen Woche mit 253,50 EUR je Tonne den höchsten Stand seit knapp drei Jahren. Durch die Überflutungen sind große Teile der australischen Weizenernte bedroht. Schätzungen zufolge könnten bis zu 10 Mio. Tonnen Weizen aus Qualitätsgründen nur noch für Futterzwecke zur Verfügung stehen. Das wären ca. 40% der erwarteten Weizenernte. Nicht nur, dass die Menge an qualitativ hochwertigem Mahlweizen deutlich geringer ausfallen dürfte, auch der Transport ist beeinträchtigt.

Der größte australische Getreidehändler GrainCorp geht außerdem davon aus, dass die Transportwege für mehrere Wochen unterbrochen sind. Australien ist der weltweit viertgrößte Weizenexporteur. Durch die Jahrhundertdürre im vergangenen Jahr ist bereits Russland als Weizenexporteur ausgefallen, so dass das weltweite Angebot nur noch aus den USA, der EU und Kanada gespeist wird. Dieses dürfte nur auf Kosten eines weiteren Lagerabbaus möglich sein. Die Weizenlagerbestände in der EU sind bereits auf ein sehr niedriges Niveau abgeschmolzen. Es ist daher gut möglich, dass LIFFE-Weizen schon bald das Preisniveau aus dem Frühjahr 2008 erreicht, als in der Spitze knapp 300 EUR je Tonne verzeichnet wurden. Aufgrund der nach wie vor komfortablen Lagerbestände in den USA dürfte CBOT-Weizen weniger stark steigen.

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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