Rekordhoher Optimismus bei Rohöl und Kupfer
04.01.2011 | Eugen Weinberg
Energie
Dank eines zunehmenden Marktoptimismus und freundlicher Aktienmärkte konnte der WTI-Ölpreis gestern bis auf ein 27-Monatshoch von 92,6 USD je Barrel steigen. Brentöl überwand erstmals seit Oktober 2008 die Marke von 96 USD je Barrel. Am Morgen notieren beide Ölsorten ca. einen US-Dollar unter den gestern verzeichneten Höchstkursen. Angesichts der gegenwärtigen Marktstimmung dürften die Preise kurzfristig weiter steigen.
Die zuletzt veröffentlichten US-Konjunkturdaten deuten an, dass die Wirtschaftsaktivität in den USA an Dynamik gewinnt, was sich auch in einem höheren Ölbedarf im weltgrößten Ölverbrauchsland niederschlagen dürfte. Diese Aussicht dürfte gerade zu Jahresbeginn im Zuge der Assetallokation frische Anlagegelder in den Ölmarkt fließen lassen. Der Optimismus der spekulativen Finanzanleger hat bereits Ende letzten Jahres ein Rekordniveau erreicht. Die Netto-Long-Positionen stiegen in der Woche zum 28. Dezember um knapp 8 Tsd. Kontrakte und erreichten mit 202.221 Kontrakten ein neues Allzeithoch.
Die massiven Überflutungen in Queensland, Australien, dürten die australischen Kohleexporte stark einschränken. Bereits jetzt werden die Lieferungen aus den Minen, die mehr als ein Drittel der Kohleexporte Australiens stellen, aufgrund "höherer Gewalt" eingestellt. Wir befürchten sogar mittelfristige Folgen, sollte die Minen- und Transportinfrastruktur durch die Fluten beschädigt werden. Wegen der starken Nachfrage und der hohen Preise sind die Lagerbestände sowohl bei Produzenten als auch bei Verbrauchern relativ niedrig, weshalb die Exporteinschränkungen einen unmittelbaren Einfluss auf die Spot-Preise haben dürften.
Australien ist neben Indonesien einer der größten Kohlelieferanten für China (Grafik). Da chinesische Stahlhersteller mittlerweile Kohle aus dem Ausland importieren müssen und einen Großteil über den Spot-Markt beziehen, dürfte dies auch die Stahlpreise beeinflussen.
Edelmetalle
Der Goldpreis zeigt sich im Vergleich zu gestern wenig verändert und handelt am Morgen bei rund 1.415 USD je Feinunze. Die US-Münzprägeanstalt hat im letzten Jahr 1,22 Mio. Unzen und damit 14% weniger American Eagle-Goldmünzen verkauft als noch im Jahr zuvor. Die Verkäufe von Silbermünzen stiegen 2010 dagegen um 20% auf 34,66 Mio. Unzen. Im Dezember wurden jedoch nur noch geringe Mengen an Gold- und Silbermünzen veräußert, was zum einen auf die hohen Preise zurückzuführen sein dürfte. Zum anderen spielen Basiseffekte eine Rolle, da im Dezember 2009 außergewöhnlich viele Münzen nachgefragt wurden. Die spekulativen Finanzanleger haben in der Woche zum 28. Dezember ihre Netto-Long-Positionen bei Gold wieder um 6,5% auf 167,9 Tsd. Kontrakte ausgeweitet.
Auch im Falle von Silber kam es zu einem Aufbau der Netto-Long-Positionen. Diese wurden um 10,5% auf 27,2 Tsd. Kontrakte erhöht und haben den höchsten Stand seit vier Wochen erreicht. Der Silberpreis wird damit neben hohen Zuflüssen in Silber-ETFs auch von der spekulativen Seite unterstützt.
Industriemetalle
Die Londoner Metallbörse LME hat heute Morgen den Handel im neuen Jahr aufgenommen. Bei Kupfer wurde gleich zu Handelsbeginn mit über 9.700 USD je Tonne ein neuer Rekordwert erreicht. Damit wurde die Preisentwicklung an der New Yorker Warenterminbörse COMEX nachvollzogen, wo Kupfer gestern ebenfalls auf ein Allzeithoch gestiegen ist. In Shanghai wurde heute das höchste Niveau seit Mai 2007 erzielt. Auch die anderen Metalle können zum Jahresauftakt zulegen. Nickel steigt auf den höchsten Stand seit drei Monaten, Zink und Blei notieren jeweils auf einem 8-Wochenhoch.
Getrieben werden die Preise dabei von guten Konjunkturdaten sowie festen asiatischen Aktienmärkten, die den hohen Risikoappetit der Marktteilnehmer widerspiegeln. Wie die gestern Abend veröffentlichten Daten der CFTC zeigen, haben die spekulativen Finanzanleger bei Kupfer in der Woche zum 28. Dezember ihre Netto-Long-Positionen die fünfte Woche in Folge ausgebaut. Mit 39,1 Tsd. Kontrakten wurde so stark wie nie zuvor auf steigende Preise gesetzt. Solange diese Euphorie anhält, dürfte Kupfer gut unterstützt bleiben. Allerdings baut sich dadurch auch zunehmend Korrekturpotenzial auf.
Am globalen Bleimarkt kommt es möglicherweise erneut zu Angebotsengpässen. Nach dem Fund von Bleistaubpartikel in Containern wurde der Transport des Metalls von der Magellan-Mine in Australien zu den Häfen vorübergehend untersagt. Die Mine hat eine Kapazität von 85 Tsd. Tonnen p.a. und steht damit für rund 2% der globalen Bleiproduktion.
Agrarrohstoffe
Der Zuckerpreis handelt bei 32,5 US-Cents je Pfund und damit nur unweit des Ende letzten Jahres verzeichneten 30-Jahreshochs. Die derzeitige Angebotsknappheit wird durch die Überflutungen in Australien weiter verschärft. Die Zuckerproduktion Australiens dürfte in diesem Erntejahr laut dem australischen Researchinstitut ABARES um 21% auf ein 19-Jahrestief von 3,6 Mio. Tonnen zurückgehen. Australien ist der weltweit drittgrößte Zuckerexporteur. Indien hatte zwar Mitte Dezember den Export von 500 Tsd. Tonnen Zucker erlaubt. Dies dürfte allerdings kaum ausreichen, den derzeitigen Engpass am globalen Zuckermarkt auszugleichen.
Die Zuckerproduktion in der führenden indischen Zuckerprovinz Maharashtra dürfte im laufenden Erntejahr nach Angaben des Verbandes der lokalen Zuckerproduzenten 9,2 Mio. Tonnen betragen. Das wäre etwas niedriger als die bisherigen Schätzungen von 9,5 Mio. Tonnen. Grund für die Abwärtsrevision sind geringere Erträge infolge der kräftigen Regenfälle. Der Zuckerpreis bleibt damit bis auf weiteres gut unterstützt. Dies macht sich auch in der Marktpositionierung der spekulativen Anleger bemerkbar. Die Netto-Long-Positionen stiegen in der Woche zum 28. Dezember auf knapp 130 Tsd. Kontrakten und damit auf das höchste Niveau seit mehr als drei Monaten.
CFTC Daten: Netto-Long Positionen spekulativer Finanzanleger vs. Preis
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Dank eines zunehmenden Marktoptimismus und freundlicher Aktienmärkte konnte der WTI-Ölpreis gestern bis auf ein 27-Monatshoch von 92,6 USD je Barrel steigen. Brentöl überwand erstmals seit Oktober 2008 die Marke von 96 USD je Barrel. Am Morgen notieren beide Ölsorten ca. einen US-Dollar unter den gestern verzeichneten Höchstkursen. Angesichts der gegenwärtigen Marktstimmung dürften die Preise kurzfristig weiter steigen.
Die zuletzt veröffentlichten US-Konjunkturdaten deuten an, dass die Wirtschaftsaktivität in den USA an Dynamik gewinnt, was sich auch in einem höheren Ölbedarf im weltgrößten Ölverbrauchsland niederschlagen dürfte. Diese Aussicht dürfte gerade zu Jahresbeginn im Zuge der Assetallokation frische Anlagegelder in den Ölmarkt fließen lassen. Der Optimismus der spekulativen Finanzanleger hat bereits Ende letzten Jahres ein Rekordniveau erreicht. Die Netto-Long-Positionen stiegen in der Woche zum 28. Dezember um knapp 8 Tsd. Kontrakte und erreichten mit 202.221 Kontrakten ein neues Allzeithoch.
Die massiven Überflutungen in Queensland, Australien, dürten die australischen Kohleexporte stark einschränken. Bereits jetzt werden die Lieferungen aus den Minen, die mehr als ein Drittel der Kohleexporte Australiens stellen, aufgrund "höherer Gewalt" eingestellt. Wir befürchten sogar mittelfristige Folgen, sollte die Minen- und Transportinfrastruktur durch die Fluten beschädigt werden. Wegen der starken Nachfrage und der hohen Preise sind die Lagerbestände sowohl bei Produzenten als auch bei Verbrauchern relativ niedrig, weshalb die Exporteinschränkungen einen unmittelbaren Einfluss auf die Spot-Preise haben dürften.
Australien ist neben Indonesien einer der größten Kohlelieferanten für China (Grafik). Da chinesische Stahlhersteller mittlerweile Kohle aus dem Ausland importieren müssen und einen Großteil über den Spot-Markt beziehen, dürfte dies auch die Stahlpreise beeinflussen.
Edelmetalle
Der Goldpreis zeigt sich im Vergleich zu gestern wenig verändert und handelt am Morgen bei rund 1.415 USD je Feinunze. Die US-Münzprägeanstalt hat im letzten Jahr 1,22 Mio. Unzen und damit 14% weniger American Eagle-Goldmünzen verkauft als noch im Jahr zuvor. Die Verkäufe von Silbermünzen stiegen 2010 dagegen um 20% auf 34,66 Mio. Unzen. Im Dezember wurden jedoch nur noch geringe Mengen an Gold- und Silbermünzen veräußert, was zum einen auf die hohen Preise zurückzuführen sein dürfte. Zum anderen spielen Basiseffekte eine Rolle, da im Dezember 2009 außergewöhnlich viele Münzen nachgefragt wurden. Die spekulativen Finanzanleger haben in der Woche zum 28. Dezember ihre Netto-Long-Positionen bei Gold wieder um 6,5% auf 167,9 Tsd. Kontrakte ausgeweitet.
Auch im Falle von Silber kam es zu einem Aufbau der Netto-Long-Positionen. Diese wurden um 10,5% auf 27,2 Tsd. Kontrakte erhöht und haben den höchsten Stand seit vier Wochen erreicht. Der Silberpreis wird damit neben hohen Zuflüssen in Silber-ETFs auch von der spekulativen Seite unterstützt.
Industriemetalle
Die Londoner Metallbörse LME hat heute Morgen den Handel im neuen Jahr aufgenommen. Bei Kupfer wurde gleich zu Handelsbeginn mit über 9.700 USD je Tonne ein neuer Rekordwert erreicht. Damit wurde die Preisentwicklung an der New Yorker Warenterminbörse COMEX nachvollzogen, wo Kupfer gestern ebenfalls auf ein Allzeithoch gestiegen ist. In Shanghai wurde heute das höchste Niveau seit Mai 2007 erzielt. Auch die anderen Metalle können zum Jahresauftakt zulegen. Nickel steigt auf den höchsten Stand seit drei Monaten, Zink und Blei notieren jeweils auf einem 8-Wochenhoch.
Getrieben werden die Preise dabei von guten Konjunkturdaten sowie festen asiatischen Aktienmärkten, die den hohen Risikoappetit der Marktteilnehmer widerspiegeln. Wie die gestern Abend veröffentlichten Daten der CFTC zeigen, haben die spekulativen Finanzanleger bei Kupfer in der Woche zum 28. Dezember ihre Netto-Long-Positionen die fünfte Woche in Folge ausgebaut. Mit 39,1 Tsd. Kontrakten wurde so stark wie nie zuvor auf steigende Preise gesetzt. Solange diese Euphorie anhält, dürfte Kupfer gut unterstützt bleiben. Allerdings baut sich dadurch auch zunehmend Korrekturpotenzial auf.
Am globalen Bleimarkt kommt es möglicherweise erneut zu Angebotsengpässen. Nach dem Fund von Bleistaubpartikel in Containern wurde der Transport des Metalls von der Magellan-Mine in Australien zu den Häfen vorübergehend untersagt. Die Mine hat eine Kapazität von 85 Tsd. Tonnen p.a. und steht damit für rund 2% der globalen Bleiproduktion.
Agrarrohstoffe
Der Zuckerpreis handelt bei 32,5 US-Cents je Pfund und damit nur unweit des Ende letzten Jahres verzeichneten 30-Jahreshochs. Die derzeitige Angebotsknappheit wird durch die Überflutungen in Australien weiter verschärft. Die Zuckerproduktion Australiens dürfte in diesem Erntejahr laut dem australischen Researchinstitut ABARES um 21% auf ein 19-Jahrestief von 3,6 Mio. Tonnen zurückgehen. Australien ist der weltweit drittgrößte Zuckerexporteur. Indien hatte zwar Mitte Dezember den Export von 500 Tsd. Tonnen Zucker erlaubt. Dies dürfte allerdings kaum ausreichen, den derzeitigen Engpass am globalen Zuckermarkt auszugleichen.
Die Zuckerproduktion in der führenden indischen Zuckerprovinz Maharashtra dürfte im laufenden Erntejahr nach Angaben des Verbandes der lokalen Zuckerproduzenten 9,2 Mio. Tonnen betragen. Das wäre etwas niedriger als die bisherigen Schätzungen von 9,5 Mio. Tonnen. Grund für die Abwärtsrevision sind geringere Erträge infolge der kräftigen Regenfälle. Der Zuckerpreis bleibt damit bis auf weiteres gut unterstützt. Dies macht sich auch in der Marktpositionierung der spekulativen Anleger bemerkbar. Die Netto-Long-Positionen stiegen in der Woche zum 28. Dezember auf knapp 130 Tsd. Kontrakten und damit auf das höchste Niveau seit mehr als drei Monaten.
CFTC Daten: Netto-Long Positionen spekulativer Finanzanleger vs. Preis
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
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