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Jim Rogers über Politik, Geldmetalle und Abschwung

16.10.2012  |  Presse
- Seite 4 -
Daily Bell: Wie werden die Nationalstaaten der Welt auf die zunehmenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten reagieren? Werden sie auch in Zukunft Steuern erhöhen und inflationieren?

Jim Rogers: Sie werden inflationieren - das ist alles, was sie können. Sie werden Geld drucken. Sie werden auch von ihrer Macht Gebrauch machen, andere Menschen zu besitzen und über sie zu bestimmen. Sie werden Preis- und Devisenkontrollen einführen; nichts davon wird funktionieren. Die Situation wird dadurch nur verschlimmert, aber mehr fällt ihnen nicht ein. Sie werden die Schuld daran eine Weile lang anderen zuschieben; und dann werden sie Maßnahmen durchsetzen, die die Lage weiter verschlimmern. Und schließlich können wir nur hoffen, dass irgendjemand zu Sinnen kommt und, bevor wir ganz tief fallen, wieder durchstartet - ungeachtet der Politiker.

Politiker suchen immer nach einfachen Antworten. Deswegen tritt der Sozialismus auch in Abständen immer wieder in Erscheinung, oder quasi sozialistische Maßnahmen, weil auch die Menschen eine einfache Antwort wollen. Aber die einfache Antwort wird nicht funktionieren. Die einfachen Antworten funktionieren nie. Man wird es auf dem einfachen Weg versuchen und die Situation damit verschlimmern.


Daily Bell: Wird es noch weitere Kriege geben?

Jim Rogers: Aber ja. In der Geschichte hat es immer Krieg gegeben. Es gab keine Phase, in der es keinen Krieg, in irgendeiner Form, gegeben hätte. Politiker schieben gerne die Schuld auf andere; am einfachsten lässt sich die Schuld aufs Ausland schieben. Wenn die Spannungen also steigen, wird man mehr und mehr das Ausland dafür verantwortlich machen.

Der Blick auf die Geschichte sagt mir, dass Rohstoffenknappheiten zu Kämpfen und Kriegen führen. Und Rohstoffknappheiten zeichnen sich ab, und sie werden sich immer weiter verschärfen. Also wird es Kriege geben.

Daily Bell: Wie wird sich die Lage im Nahen Osten entwickeln? Planen die USA und die Nato, dieses Gebiet vorsätzlich zu destabilisieren? Gibt es eine Art Plan, einen Glaubenskrieg herbeizuführen?

Jim Rogers: Ich weiß nicht, ob es einen Plan gibt. Irgendwelche Machiavellisten könnten planen, Spannungen zu erzeugen und einen Krieg auszulösen, aber ich glaube nicht, dass wirklich ein Plan dafür vorliegt. Die Israelis sagen, sie möchten den Iran bombardieren, was einen Krieg auslösen könnte, aber ich glaube nicht, dass eine Regierung einen Plan hat, einen Krieg auszulösen.

Wird es also Krieg im Nahen Osten geben? Das ist eine andere Frage. Diese Länder scheinen Fehler zu machen, und wenn es wirtschaftliche Probleme gibt, dann scheint es immer zu einem Krieg zu kommen, und das ist der passende Ort dafür. Die Akteure machen Fehler und somit scheint es unausweichlich.


Daily Bell: Wie sollten sich die Menschen in Anbetracht all dieser Schwierigkeiten verhalten?

Jim Rogers: Sie sollten sehr vorsichtig sein. Sich mit Geschichte beschäftigen und auch etwas mit Wirtschaft, und schauen, wie sich die Dinge am Ende entwickeln. Man sollte sich vorbereiten. Sie sollten unbedingt einen professionellen Berater haben und dann müsste es schon werden. Man sollte sicherstellen, dass sich die eigenen Investitionen gut entwickeln. Man sollte in ein anderes Land ziehen, wenn einem das eigene Land Sorgen bereitet.


Daily Bell: Und was machen Sie?

Jim Rogers: Ich habe Rohstoffe und Währungen. Ich shorte Aktien. Ich bringe meinen Kindern Mandarin bei. Meine beiden Kinder sprechen perfekt Mandarin. Im 21. Jh. werden Mandarin und Englisch die wichtigen Sprachen sein. Wir sind nach Singapur gezogen, damit meine Kinder Mandarin lernen und sprechen konnten. So lebe ich. Wenn Sie in 30 Jahren mit mir sprechen, werden ich Ihnen erzählen können, ob es so gut läuft oder nicht.


Daily Bell: Werden Sie noch weitere Bücher schreiben?

Jim Rogers: Ja. Im Februar wird ein Buch mit dem Titel "Street Smarts" herauskommen. Erst letzte Woche wurden Fotos für den Einband gemacht.


Daily Bell: Könnten Sie den Lesern noch mitteilen, was Sie am meisten an The Daily Bell und unserem Analysestil mögen?

Jim Rogers: Ich lese die Seite jeden Tag, also muss ich sie irgendwie interessant finden.


Daily Bell: Noch eine abschließend Anmerkung?

Jim Rogers: Man sollte sehr vorsichtig sein. Die Zeiten sind sehr gefährlich, und es wird schlimmer.


Daily Bell: Danke, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview genommen haben.

Jim Rogers: Es war mir eine Freude.


© Anthony Wile
www.thedailybell.com



Dieser Artikel wurde am 14.10.2012 auf www.thedailybell.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten.de übersetzt.



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