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Öl fast bei 100 USD, wie geht es weiter?

12.01.2011  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölpreis für die Nordseesorte Brent ist heute Morgen erstmals seit September 2008 über 98 USD je Barrel gestiegen. Als Grund werden anhaltende Produktions- und Lieferunterbrechungen genannt. Nach der Pipelineschließung in den USA musste nun auch die Ölproduktion zweier Felder in der Nordsee unterbrochen werden. Zudem erwartet die US-Energiebehörde EIA, dass sich das Wachstum der weltweiten Ölnachfrage im Jahr 2012 auf 1,6 Mio. Barrel pro Tag bzw. 1,9% beschleunigt. Im Vorfeld war eher mit einer Nachfrageabschwächung gerechnet worden. Außerdem sind die US-Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche laut API um lediglich 57 Tsd. Barrel gestiegen und damit weniger als erwartet.

Dass gleichzeitig die Benzinbestände einen unerwartet massiven Anstieg um mehr als 7 Mio. Barrel verzeichneten, blieb vom Markt weitestgehend unbeachtet. Dies zeigt, dass zurzeit vor allem die positive Stimmung zur Konjunktur und zur Ölnachfrage wieder eine größere Rolle spielen als die "harten" Fakten. Wir gehen davon aus, dass die Stimmung noch einige Zeit anhalten wird und der Brentölpreis kurzfristig über 100 USD steigt. Dabei ist wahrscheinlich, dass das Überschreiten dieser psychologisch wichtigen Marke eine erneute Welle an Käufen auslösen wird.

Wir halten die gegenwärtigen Preise aus fundamentaler Sicht für nicht berechtigt, erwarten allerdings aber keine baldige Rückkehr zur "Normalität". Eine mögliche Trendwende am Ölmarkt könnte u.E. entweder von der Aktienseite, weil die Ölpreise zurzeit stark mit dem Aktienmarkt korrelieren (Grafik des Tages), oder von der Währungsfront kommen, wenn der US-Dollar stark aufwertet.

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Edelmetalle

Der Goldpreis setzt seine moderate Erholung der letzten Tage fort und notiert zum Handelsstart bei rund 1.385 USD je Feinunze. Heute steht die seit einigen Tagen mit Spannung erwartete Auktion portugiesischer Staatsanleihen an. In jüngster Zeit sind die Risikoaufschläge für Anleihen des Landes deutlich gestiegen. Selbst im Falle einer gut laufenden Auktion bleibt das Risiko wegen der hohen Refinanzierungskosten beträchtlich, dass Portugal doch den EU-Rettungsschirm in Anspruch nehmen muss. Gold dürfte aufgrund der anhaltenden Unsicherheiten als wertstabile Anlage stark nachgefragt bleiben.

Der staatliche südafrikanische Energiekonzern Eskom hat die Minenbetreiber des Landes vor erneuten möglichen Versorgungsengpässen gewarnt. Aufgrund von ungünstigen Wetterbedingungen mit starken Regenfällen ist die Kohleversorgung in Südafrika derzeit gestört. Eskom betreibt den Großteil seiner Stromerzeugungskapazitäten mit Kohle und steht für rund 95% des südafrikanischen Stromangebots. Neben den Engpässen bei Kohle verschärfen geplante und dringend notwendige Wartungsarbeiten die Lage. Das Unternehmen hofft jedoch, ähnliche Stromausfälle wie 2008 zu vermeiden. Damals mussten einige der größten Platinminen des Landes vorübergehend geschlossen werden, was zu einem Anstieg des Platinpreises auf über 2.200 USD je Feinunze führte.


Industriemetalle

Die Stahlproduktion in Deutschland hat sich laut Daten der Wirtschaftsvereinigung Stahl im letzten Jahr von ihrem Krisenjahr 2009 deutlich erholt. Sie stieg um 34,1% auf 43,8 Mio. Tonnen. Dies ist unter anderem auf die Wiederinbetriebnahme vorübergehend stillgelegter Hochöfen zurückzuführen, im Zuge dessen die Kapazitätsauslastung auf 84% stieg. Damit lag Deutschland über dem weltweiten Durchschnitt von 78%. Die Stahlproduktion im Dezember deutet jedoch auf ein Abflachen dieser Dynamik hin. Die Wirtschaftsvereinigung Stahl erwartet für das laufende Jahr einen moderaten Anstieg der deutschen Stahlproduktion auf 44,5 Mio. Tonnen. Dies wäre eine Rückkehr zum durchschnittlichen Niveau der Jahre 2000-2008. Auch in China ist die Stahlproduktion zuletzt wieder gestiegen.

Gemäß Angaben des chinesischen Verbands der Eisen- und Stahlindustrie hat sich das tägliche Produktionsvolumen im Dezember im Vergleich zum Vormonat um 4,7% auf 1,7 Mio. Tonnen erhöht. Offensichtlich wurde die Energieversorgung in einigen Regionen nicht mehr ganz so restriktiv gehandhabt. Dies führt jedoch auch zu höheren Exporten. Die Statistikbehörde für Eisen und Stahl schätzt, dass China im Gesamtjahr 2010 rund 38,9 Mio. Tonnen Stahl ausgeführt hat und damit zum Netto-Exporteur geworden ist. Das Reich der Mitte trägt daher maßgeblich zum globalen Angebotsüberschuss bei, da die weltweite Stahlnachfrage noch nicht wieder das Vorkrisenniveau erreicht hat.


Agrarrohstoffe

Heute steht die Veröffentlichung der aktuellen Angebots- und Nachfrageschätzungen durch das US-Landwirtschaftsministerium im Fokus. Dabei könnte es aufgrund der negativen Wettereinflüsse auf der Südhalbkugel zu einer nochmaligen Abwärtsrevision der Ernteschätzungen kommen und zu einem weiteren Preisanstieg führen.

Nach Rückgängen in den ersten Tagen des Jahres bewegen sich die Preise für Kaffee inzwischen wieder nach oben. Mit 2105 USD je Tonne schloss Robusta in London gestern so hoch wie seit Herbst 2008 nicht mehr. Hintergrund sind regenbedingte Verspätungen in der Ernte im wichtigen Anbieterland Vietnam, dessen Produktion möglicherweise um 15% unter dem Vorjahr liegen soll. Kaffee Arabica notiert bei knapp 240 US-Cents je Pfund und damit in der Nähe eines 13½-Jahreshochs. Auch im wichtigsten Anbauland Brasilien wird die nächste Ernte ab April/Mai gemäß dem Zwei-Jahres-Zyklus bei Arabica niedriger ausfallen.

Die staatliche brasilianische Agentur Conab schätzt den Produktionsrückgang bei Arabica auf 16%. Sie macht allerdings darauf aufmerksam, dass das erwartete Niveau von zwischen 42 und 44 Mio. Sack für ein Niedrig-Ertragsjahr hoch ist. Selbst wenn dieses recht optimistische Szenario einträte – kritischere Stimmen erwarten einen Produktionsrückgang um bis zu 30% bei Arabica gegenüber dem Vorjahr – dürfte dies die Knappheit an hochwertigen Arabica-Bohnen nicht wesentlich verringern. Die Preise für Arabica-Kaffee dürften also im historischen Vergleich hoch bleiben.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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