Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Interview mit Gerald Celente

24.10.2012  |  Frank Meyer
- Seite 4 -
Wenn genug Leute in dieser Art und Weise leben, dann tolerieren sie keinen Schwachsinn von diesen Dummköpfen, die sich selbst Politiker nennen - wenn ich das mal so sagen darf - davon bin ich überzeugt. Sie verbiegen sich nicht und schauen nicht auf zu diesen zwielichtigen Erscheinungen, die nichts für sie getan haben. Ich muss noch einmal darauf zurückkommen: Ich habe dir ja erzählt, dass ich in der Politik gearbeitet habe, und das war die schlimmste Arbeit, die ich jemals gemacht habe. Ich habe gesehen, wie erwachsene Männer den ganzen Tag katzbuckeln und kriechen, den ganzen Weg bis nach oben. All das wird sich erst dann ändern, wenn wir Menschen, jeder Einzelne von uns sich ändern. So wie ich die ganze Sache sehe, also von meiner günstigen und komfortablen Position eines Trendprognostiker aus, von wo aus, wie man so schön sagt, ich bereits im Voraus sehen kann, worauf wir zusteuern, kann ich nur eines sagen: Wir brauchen sehr schnell eine Richtungsänderung. Falls nicht, haben wir einen Crashkurs vor uns.

Dies ist nicht die Zeit für moderate Überlegungen. Ich habe erst gestern die neuen Berichte vom IWF gelesen; wie sie ihre Beurteilungen herabgestuft haben und der Wirtschaft eine steinige Zukunft vorhersagen. Nur nebenbei bemerkt: Für diejenigen, die nicht die tatsächliche Bedeutung für die Abkürzung IMF (International Monetary Fund) kennen: Richtigerweise ist es die Internationale Mafia Föderation (Michael lacht), nichts anderes. Es gibt eine neue Weltordnung und das ist die Bankordnung. Du erzählst mir, dass ihr immer mehr Kontrolle an Brüssel abgebt, meiner Meinung nach ist das auch nur eine andere große Zentralbank, die dort aufgebaut wird. Du siehst, dass der IWF seine Prognosen herabstuft, und du registrierst die damit verbundene Ausdrucksweise, d.h. sie bezeichnen die Situation als eine langsam in sich zusammenfallende Wirtschaft und reden nur davon, dass sich etwas ändern muss und dass die Weltpolitiker die Situation retten werden.

Wem wollen sie denn da einen Bären aufbinden? Von was für Weltpolitikern sprechen sie? Das sind doch ein Haufen Verlierer, sonst nichts. Alles was sie anfassen und tun, endet schlecht. Die Zerstörung durch sie geht immer weiter. Sie sind doch diejenigen, die die Situation erst geschaffen haben, und nun sollen sie diejenigen sein, die sie beheben? Was bin ich denn, ein Erstklässler, der keine Ahnung hat? Aber genau das ist es, was sie immerfort sagen. Die Weltpolitiker müssen sich treffen und sich mit dem Problem befassen. Um was für Leute handelt es sich da überhaupt, über wen sprechen wir da? Obama? Merkel? Hollande? Monti? Was ist denn mit unserem großen Bankdirektor Draghi? Apropos, war Draghi nicht der frühere Vizevorsitzende der europäischen Niederlassung der Goldman Sachs Gang? Und diese Leute sollen die Situation retten?

Michael: Natürlich nicht, Gerald, aber sie haben einen tollen Kerl an vorderster Front, er weiß bestimmt wie diese Probleme alle zu beseitigen sind. Sein Name ist Barroso.

Gerald: Oh ja, Barroso, der Looser, der einmal Premierminister von Portugal war, stimmt’s? Sprichst du von dem Portugal, von dem niemand die staatlichen Anleihen kaufen will? Von dem Portugal, das in eine Wirtschaftskrise eingehüllt ist? Von dem Portugal sprichst du? Oh ja, Barrosso ruft jetzt nach mehr Einigung und Oberherrschaft, damit noch mehr Macht in die Hände von solchen Schwachköpfen wie ihn gelangt, die eine Erfolgsbilanz in punkto Zerstörung haben. Kann das denn wahr sein? Und dennoch folgen die Leute ihnen weiterhin. Und die Presstituierten ((prestitute = press + prostitute, Wortschöpfung von Celente)) drucken weiterhin alles, als wenn das alles seriös wäre.

Michael: Zum Schluss müssen wir noch über Edelmetalle und den US-Dollar sprechen. Gold konsolidiert derzeit die mehr als 200 Dollar Rallye seit Mitte August. Was denkst du langfristig über Gold und den US-Dollar, der immer noch die Weltleitreservewährung ist? Wird China langsam aber sicher sich an der Währungsfront in den Mittelpunkt drängen und den Dollar verdrängen? Vielleicht sogar teilweise durch Gold gestützt?

Gerald: Ich glaube nicht, dass China den Dollar verdrängen wird. Ich denke, dass China in der Zukunft durch sehr harte Zeiten gehen wird. Andererseits glaube ich, dass der Dollar auch nichts mehr wert sein wird. Ich weiß das, weil sie immer weiter Geldscheine drucken, genau wie sie es auch in Europa mit ihren Aufkäufen tun. Die Europäische Zentralbank macht unlimitierte Ankäufe von Staatsanleihen von Euro-Ländern, die sich in Schwierigkeiten befinden. Und die Chinesen antworten auf das verlangsamte Wachstum des eigenen Landes, indem sie wiederholt die Zinssätze senken und den Märkten immer mehr sogenannte Anreize bieten. Natürlich trimmen sie auch die Auflagen für ihre Währungsreserven.

China hat also auch seine eigenen Probleme. Ich vermute mal, dass der Dollar den Status als Währungsreserve verlieren wird. Warum sollte jemand Dollar zurücklegen, oder Euro oder Yuan um hier im Bild zu bleiben? Ich kann mir also vorstellen, dass es eine neue Art von Währungsreserve geben wird, es kann sogar eine Mischung, ein Währungskorb, aller drei sein. Vielleicht ist auch der Yen dabei, wer weiß? Aber Gold wird der Maßstab sein und auf jeden Fall einen Platz in dem Ganzen haben. Das ist das, was ich mir vorstellen kann. Ich habe keine Ahnung, ob es tatsächlich so eintrifft, ich mache hier also keine Vorhersage, aber ich sehe, dass sich da etwas tun wird. Vor allem sehe ich, dass Gold bei jeder neuen Währungsreserve einen Platz einnehmen und eine wesentliche Rolle spielen wird. Ich bin überzeugt davon.

Schau dir meine Trends und News Features an. Wie du selbst gesagt hast, ist Gold über 200 Dollar gestiegen. Als Gold bei 1670 lag, habe ich angekündigt, dass ich noch einmal kaufen werde. Mein Break-out Point war, als ich geglaubt hatte, Gold hätte sich bei über 1660 stabilisiert, und so kaufte ich bei 1670. Mein nächster Buy-out Point lag bei 1770. Natürlich ist es von da an ein wenig gesunken, aber ich glaube, dass Gold sich diese Woche bei über 1780 einpendeln wird. Es ist der Beginn des nächsten Booms und ich glaube an diesen Boom. Ich habe seit langem in Gold investiert. Aber ich gebe keine finanziellen Ratschläge, ich spreche nur von dem, was ich für mich sehe und was ich tun werde.

Das Gleiche passiert übrigens mit Silber. Silber geht fast den gleichen Weg wie Gold, manchmal ist es sogar noch lukrativer. Sie wechseln sich ab, die beiden, je nachdem, wer von ihnen schneller ist, aber auf lange Sicht gesehen haben sie jetzt einen ziemlich parallelen Verlauf genommen. Eine Strategie für Investitionen, die ich mag und von der mir mal jemand erzählt hat - und mit der ich total übereinstimme - ist, jeden Monat Gold und Silber zu kaufen. Wenn du dir das mal langfristig ansiehst, also, wenn du das vor 10 Jahren angefangen hättest - jeden Monat, jeden Monat - meine Güte, deine durchschnittlichen Erträge würden wundervoll aussehen. Ja, ich glaube an Gold als langfristige Anlage. Ich glaube nicht an den Dollar oder den Euro oder den Yuan, egal welche dieser Währungen, das ist so als ob du aus der Lusitania springst und eine Passage für die Titanic kaufst. Nein, ich glaube an keine dieser Papierwährungen.

Michael: Gerald, letzte Frage. Wir haben uns letzte Woche darüber unterhalten, dass du dein Geld von MF Global immer noch nicht hast. Hat sich da was geändert?

Gerald: Nein, weil Amerika mittlerweile zu einem faschistischen Land geworden ist. Das ist die einzige Strafe, die sie für die kleinen Leute haben. Die Banker sind diejenigen, die das Land regieren. Jon Corzine, der frühere Leiter der Goldman Sachs-Gang, der frühere Senator und frühere Gouverneur von New Jersey, wurde bisher noch nicht einmal angeklagt. Er kann die 1,6 Milliarden Dollar einfach nicht finden. Ich möchte mal gerne wissen, wo die sind. Er hat mein Geld gestohlen, wirtschaftlich getrennte Gelder [segregated funds] abgezweigt. Und ich hatte das Geld auf meinem Konto, um Gold zu kaufen, habe es aber verloren.

Michael: Das ist etwas, was wir leider nur zu oft sehen. Erst war es MF Global, dann PFG Best und es sieht fast so aus, als ob man kalkuliert, wie viele Millionen Du als Strafe im Vergleich zu zahlen hast, um dir ein paar Milliarden zuvor einzuverleiben. Wahrscheinlich ist das das neue Spiel. Hoffentlich wird sich das ändern. Gerald, wir freuen uns, dich in München sehen zu dürfen und dort von dir zu hören. Ich danke dir für das heutige Interview.

Das war Gerald Celente, Direktor des Trend Research Institute und Herausgeber des Trends Journal. Vielen Dank, Gerald.


Gerald: Ich danke dir, Michael.


© Frank Meyer
TV-Moderator auf n-tv, www.frank-meyer.tv



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"