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Goldpreis fällt unter die Marke von 1.000 Euro

21.01.2011  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis ist gestern im Zuge der allgemeinen Preiskorrektur an den Rohstoffmärkten um bis zu 3% auf 88 USD je Barrel gefallen. Brent gab zeitweise 2,5% auf 95,5 USD je Barrel nach. Von diesen Tiefständen konnten sich die Preise mittlerweile um einen US-Dollar erholen. Die schlechten US-Lagerdaten konnten die Preise nicht mehr zusätzlich belasten. Die Rohöllagerbestände sind demzufolge in der vergangenen Woche um 2,6 Mio. Barrel gestiegen. Erwartet wurde ein Rückgang um 500 Tsd. Barrel.

Ohne die Schließung einer größeren Ölleitung in Alaska, wodurch 2,5 Mio. Barrel Rohöl weniger zur Verfügung standen, wäre der Anstieg der Rohölvorräte vermutlich noch stärker ausgefallen. Der Lageraufbau wurde begünstigt durch höhere Importe und eine deutlich gesunkene Raffinerieauslastung. Trotz der niedrigeren Raffinerietätigkeit stiegen auch die Vorräte von Ölprodukten.

Die Benzinlagerbestände stiegen sogar deutlich um 4,4 Mio. Barrel, weil sich die Benzinnachfrage in den vergangenen Wochen spürbar abgeschwächt hat. Ein Teil davon ist saisonal bedingt. Die hohen Preise dürften allerdings auch eine Rolle gespielt haben. Hinzu kommt die stärkere Konkurrenz durch Ethanol. Ab diesem Jahr dürfen in den USA 15% Ethanol in Benzin beigemischt werden. Informierten Kreisen zufolge könnte die US-Umweltbehörde EPA heute diese Regelung auch auf Fahrzeuge ausweiten, die zwischen 2001 und 2006 gebaut wurden. Dies dürfte zu einer weiteren Verdrängung von Benzin durch Ethanol beitragen. Bis 2015 soll die jährlich beigemischte Ethanolmenge in den USA auf 15 Mrd. Gallonen steigen, von 12 Mrd. Gallonen im vergangenen Jahr.


Edelmetalle

Der Goldpreis verliert seit gestern knapp 2% und fällt heute Morgen auf 1.345 USD je Feinunze. In Euro gerechnet rutscht Gold zum ersten Mal seit 9 Wochen wieder unter die Marke von 1.000 EUR. Die Beruhigung der Schuldenkrise in den Euro-Peripherieländern hat offensichtlich bei einigen Investoren zu Gewinnmitnahmen geführt. Neben dem seit einigen Wochen zu beobachtenden Rückgang der Goldbestände im SPDR Gold Trust berichtete der Fondsanbieter ETF Securities für die letzte Woche die höchsten Abflüsse aus seinen Edelmetall-ETFs seit 24 Wochen.

Gemäß Angaben von GFMS haben die Goldproduzenten im dritten Quartal 2010 2,16 Mio. Unzen (67 Tonnen) Gold zurückgekauft und somit ihr globales Hedge-Buch um annähernd ein Drittel auf 5,11 Mio. Unzen (159 Tonnen) reduziert. Da sich das sog. De-Hedging auch im vierten Quartal fortgesetzt haben soll, haben die Goldproduzenten mit zum Preisanstieg bei Gold im zweiten Halbjahr beigetragen.

Silber steht von den Edelmetallen derzeit am stärksten unter Druck und gibt seit gestern um mehr als 5% nach. Preisunterstützende Nachrichten kommen allerdings aus China: Dort sind im letzten Jahr im Vorjahresvergleich die Silberimporte um 15% auf 5.159 Tonnen gestiegen, während die Exporte um 58% auf 1.575 zurückgingen. Damit war China erneut ein großer Netto-Importeur von Silber. Daran sollte sich auch in diesem Jahr nichts ändern.

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Industriemetalle

Die Metallpreise sind gestern im Einklang mit den anderen Rohstoffen teilweise deutlich unter Druck gekommen. Auslöser waren Gewinnmitnahmen vor dem Hintergrund, dass China weitere Maßnahmen zur Abkühlung der lokalen Wirtschaft und Bekämpfung der Inflation einführen könnte – mit entsprechenden negativen Auswirkungen auf die Rohstoff- und insbesondere Metallnachfrage. Am stärksten verlor Blei mit annähernd 4%, aber auch Kupfer beispielsweise gab um knapp 2,5% nach.

China hat im letzten Jahr gemäß Angaben des Nationalen Statistikbüros seine Stahlproduktion trotz der eingeführten Energiesparmaßnahmen auf ein Rekordhoch ausgeweitet. Dank einer starken Nachfrage aus der Automobil- und Eisenbahnindustrie ist die Stahlproduktion 2010 im Vergleich zum Vorjahr um 9,3% auf 627 Mio. Tonnen gestiegen. Insbesondere im ersten Halbjahr hatten die Stahlhersteller ihre Kapazitäten zu nahezu 100% ausgelastet. Trotz der reduzierten Stromversorgung lag die Stahlproduktion im Dezember bereits wieder 7,5% über dem Tief von September. Für das laufende Quartal wird mit einer weiteren Ausweitung der Produktion gerechnet.

In Japan, dem weltweit zweitgrößten Stahlhersteller, ist die Produktion im letzten Jahr so stark wie seit 43 Jahren nicht mehr gestiegen. Dort haben allerdings hohe Exporte in die umliegenden asiatischen Länder die schwache inländische Nachfrage ausgeglichen.


Agrarrohstoffe

Der an der ICE in New York gehandelte Kakaopreis konnte gestern nicht nur als einer der wenigen Rohstoffpreise um 2,5% zulegen, sondern gleichzeitig auch auf ein 6-Monatshoch von 3.178 USD je Tonne steigen. Hintergrund sind die gescheiterten Gespräche der Afrikanischen Union zur friedlichen Beilegung der politischen Krise im weltgrößten Kakaoproduzentenland Elfenbeinküste. Zudem die EU am vergangenen Wochenende Sanktionen gegen die Häfen und den Kakaoverband der Elfenbeinküste erhoben, um den abgewählten Präsidenten zum Amtsverzicht zu bewegen. Dies könnte sich unter Umständen auf die ivorischen Kakaolieferungen nach Europa auswirken und eine vorübergehende Angebotsverknappung zur Folge haben.

Bislang hatte die Krise in der Elfenbeinküste allerdings noch keine sichtbaren Auswirkungen auf das Angebot. Die Kakaolieferungen an die beiden Exporthäfen des Landes belaufen sich seit Beginn des Erntejahres im Oktober bis einschließlich 16. Januar auf 736.692 Tonnen. Das sind 1,4% mehr als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Von daher ist im derzeitigen Preisniveau auch eine gewisse Risikoprämie enthalten, die sich auflösen würde, sollte es doch noch zu einer einvernehmlichen Lösung der Krise kommen. Positive Nachrichten für den Kakaopreis gab es in der Nacht von den Vermahlungszahlen aus Nordamerika. Diese sind im vierten Quartal um 4,6% gegenüber dem Vorjahr gestiegen und deuten somit auf eine anziehende Nachfrage hin.


DOE Daten: US-Lagerbestände Rohöl, Ölprodukte und Erdgas

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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