Der Einfluss des Silber-ETFs (Teil 2)
26.01.2011 | Adam Hamilton
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Der SLV muss Silberbarren kaufen, wenn Aktieninvestoren seine Anteile in einem schnelleren Tempo kaufen, als Silber gekauft wird. Wenn der sich daraus für den SLV ergebene Kaufdruck nicht direkt auf Silber verlagert werden würde, würde sich der SLV nach oben hin vom Silberpreis entfernen (also schneller steigen als der Silberpreis) und seinem Auftrag nicht nachkommen. In solchen Fällen emittiert der SLV neue Anteile in großen Mengen. Die Emission neuer Anteile führt anfangs zu einer Vergrößerung des SLV-Angebots, um die Nachfrage auszugleichen, wodurch die SLV-Anteile nicht schneller steigen als Silber selbst. Die SLV-Teilhaber streichen anschließend die Gewinne der verkauften Anteile ein und investieren sie direkt in Silberbarren. So wird die Aktienmarktnachfrage nach SLV-Anteilen ausgeglichen. Diese Silberkäufe erhöhen die Silberpreise, um sie in eine Linie mit der SLV-Nachfrage zu bringen. So wird das SLV-Aktienmarktkapital direkt in physisches Silber verlagert.
Die Verbindung zwischen den großen Mengen an Aktienmarktkapital und dem relativ kleinen Silbermarkt ist jedoch ein zweischneidiges Schwert. Wenn Aktieninvestoren SLV-Anteile in einem schnelleren Tempo verkaufen als Silber verkauft wird, wird sich der SLV nach unten hin vom Silberpreis entfernen. Um zu verhindern, dass der ETF schneller fällt als Silber und seinen Auftrag nicht ausführt, müssen die SLV-Shareholder Anteile zurückkaufen, um das überschüssige Angebot auszugleichen.
Doch woher nehmen sie das Geld? Durch den Verkauf einiger ihrer Silberbarren. Diese verkaufen sie in "Paketen" von 50 000 Anteilen (wobei jeder Anteil einer Unze Silber entspricht), denn sehr viel Silber ist nötig, um den Rückkauf von genügend Anteilen zu finanzieren, um das überschüssige Angebot von SLV-Anteilen auszugleichen. So wird das überschüssige Aktienmarktangebot an SLV-Anteilen auf Silber verlagert. Die Silberverkäufe dieses ETFs senken den Silberkurs, um ihn in eine Linie mit dem SLV-Angebot zu bringen. Somit kann der SLV auch direkt Aktienmarktkapital aus Silber heraus verlagern.
Ohne diesen "Kanal" könnte das Kapital nicht so problemlos zwischen Investoren und physischen Metallen zirkulieren und ein solcher ETF würde nicht funktionieren. Die Betrachtung dieser "Kapitalwanderung" gibt uns einen großartigen Einblick in die Psyche von Silberinvestoren. Wenn sie einen erheblichen Kaufdruck auf den SLV ausüben und ihn somit dazu veranlassen, zunehmend Silber zu kaufen, fließt mehr Kapital in die Silbermärkte weltweit. Wenn sie den SLV sehr schnell verkaufen und ihn somit dazu veranlassen, Silberbarren zu verkaufen, fließt zunehmend Kapital aus den Märkten weg. Glücklicherweise ist der SLV sehr transparent, seine Bestandszahlen werden täglich veröffentlicht.
Unterschätzen Sie die Transparenz der Edelmetallmärkte nicht! Einer der Hauptgründe, warum Verschwörungstheorien in der Edelmetallwelt so durchsetzungsfähig sind, ist, dass man so schwer an aktuelle Zahlen herankommt. In den Fällen von Gold und Silber werden grundlegende Zahlen wie Angebot und Nachfrage oft nur vierteljährlich veröffentlicht (und sogar dann handelt es sich lediglich um Schätzungen). Demnach bieten die täglichen Bestandszahlen einen einzigartigen, aussagekräftigen Einblick in einen wichtigen Aspekt des globalen Angebots und der Nachfrage, der Psyche von US-amerikanischen Aktieninvestoren.
Wie die folgende Chart zeigt, haben sich immer mehr Investoren nach dem holprigen Einstieg des SLV für das weiße Metall entschieden. Seit seiner Einführung haben sich die SLV-Anteile um das 16,8-Fache vergrößert! Solch große Fußstapfen kann eigentlich kein Silberinvestor oder -Spekulant ignorieren. Die Beeinflussung des Silberpreises durch den SLV gewinnt immer mehr an Bedeutung.