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Die zweite Inflationswelle

24.01.2011  |  Robert Rethfeld
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Zöge der Reispreis an, würde sich die Inflationsproblematik in Asien verschärfen. Zwischenfazit: Die Aufwärtsdynamik der Rohstoffpreise erscheint intakt.

Nichts fürchtet die Politik mehr als steigende Lebensmittelpreise. Das gilt nicht nur für Indien, sondern auch für China. Unruhen in China sind eine Vorstellung, die der chinesischen Führung schlaflose Nächte bereitet. China hat 1,2 Milliarden Einwohner. Der Parteiführung ist klar, dass sie im Falle eines koordinierten Aufstandes nur eine geringe politische Überlebenschance hätte. Aus diesem Grund wird versucht, die Preisentwicklung - und damit auch die Wirtschaftsentwicklung - mit allen Mitteln zu bremsen. Zins- und Steuererhöhungen sowie die Erhöhung der Mindestreservesätze zählen zu den gewählten Mitteln.

Warum sollte Inflation Unruhen auslösen? Essen, Trinken und Schlafen zählen zu den Grundbedürfnissen eines Menschen. Diese und weitere Bedürfnisse hat Abraham Maslow in seiner Bedürfnispyramide dargestellt. Menschen, die am Existenzminimum leben, kommen häufig über die erste Stufe (Grundbedürfnisse) kaum hinaus.

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Quelle: Wikipedia


Wie entwürdigend ist es, wenn man feststellt, dass der eigene Lohn aufgrund einer Teuerung nicht mehr reicht, um die eigene Familie zu ernähren? Menschen, die zuvor leidlich zu essen hatten, geraten ohne eigenes Verschulden in eine Notsituation.

Während Hunger physische Schmerzen bereitet, lässt ein "Downgrade" einen Menschen aus psychologischer Sicht leiden. Vier Bedürfnisebenen höher ("Anerkennung und Wertschätzung") sieht das so aus: Es schmerzt, wenn das großes Auto in ein kleines Auto eingetauscht werden muss, weil das Geld knapper wird. Wenn man seinen Arbeitsplatz verliert, muss man zwar in unserer Gesellschaft nicht hungern. Das Selbstbewusstsein leidet jedoch.

Inflation trifft zuerst diejenigen, die am Existenzminimum leben. Inflation macht diese Schicht wütend. Steigt die Inflation weiter, beginnt sich zusätzlich die Mittelschicht Sorgen zu machen. Allgemeine Unruhe kommt auf.

Betrachten wir Bangladesh. Im Jahr 2007 bescheinigte Verkaufstalent Jim O’Neill (Goldman Sachs), dass Bangladesh als "Next 11-Mitglied" in Zukunft zu den größten Volkswirtschaften der Welt gehören dürfte. Seit Mitte Dezember fallen die Kurse an der Börse in Dhaka dramatisch. Der Leitindex hat innerhalb eines Monats 30 Prozent verloren. Die Ausschreitungen auf den Straßen nehmen zu, da viele Anleger ihre Ersparnisse verloren haben.

Das Land östlich von Indien ist eines der ärmsten Länder der Welt. Die Inflation steigt rasant. Die Toleranz gegenüber steigenden Inflationsraten ist gering. Die Bevölkerung ist nicht in der Lage, mehr Geld für Lebensmittel auszugeben als zuvor. Also wird weniger konsumiert.

Die Inflationstoleranz (also die Fähigkeit, Inflation über Löhne und Ersparnisse auszugleichen) dürfte bei der Mehrheit der indischen Bevölkerung nur unwesentlich höher ausgeprägt sein als in Bangladesh. Die Lebensmittelinflationsrate beträgt in Indien 18,3%. Der indische Aktienmarkt zeigt seit Anfang des Jahres eine fallende Tendenz.




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