Stärkste ETF-Zuflüsse bei Gold seit 7 Monaten
24.01.2011 | Eugen Weinberg
Energie
Der Brentölpreis handelt zum Wochenauftakt leicht erholt bei 98 USD je Barrel, WTI-Rohöl nach der Kontraktumstellung am Freitag bei 89,5 USD je Barrel. So groß war der Preisabstand zuletzt vor knapp zwei Jahren. Damals wie heute drücken rekordhohe Lagerbestände in Cushing den nächstfälligen WTI-Terminkontrakt nach unten und führen zu einem deutlichen Anstieg am vorderen Ende der WTI-Terminkurve. Der derzeitige Super-Contango bei WTI stellt für die Finanzanleger ein Problem dar, da sie aufgrund dessen Ertragseinbußen erleiden.
Von daher überrascht nicht, dass die spekulativen Finanzanleger ihre Netto-Long-Positionen bei Rohöl in der Woche zum 18. Januar um 4,4 Tsd. auf 191.203 Kontrakte reduziert haben. Dies stellt noch immer ein vergleichsweise hohes Niveau dar. Von daher besteht weiterhin Abbaupotenzial. Angesichts der positiven Marktstimmung und des Konjunkturoptimismus dürften die Ölpreise zunächst dennoch weiter steigen.
Der saudi-arabische Ölminister al-Naimi rechnet in diesem Jahr mit einem Anstieg der weltweiten Ölnachfrage um 1,8 Mio. Barrel pro Tag. Damit ist er optimistischer als die OPEC, welche lediglich einen Anstieg um 1,2 Mio. Barrel pro Tag erwartet. Al-Naimi geht davon aus, dass jeder Nachfrageanstieg durch eine Ausweitung des Angebots ausgeglichen wird. Die freien Förderkapazitäten der OPEC sollen dank Kapazitätssteigerungen weiterhin bei ungefähr 6 Mio. Barrel pro Tag liegen, wovon zwei Drittel auf Saudi-Arabien entfallen.
Edelmetalle
Die spekulativen Finanzanleger ziehen sich bei Gold weiter zurück. Wie die am Freitagabend von der CFTC veröffentlichen Daten zur Marktpositionierung zeigten, wurden die Netto-Long-Positionen in der Woche zum 18. Januar die dritte Woche in Folge um gut 6 Tsd. Kontrakte bzw. 4,5% reduziert. Mit 133,2 Tsd. Kontrakten befinden sich die Netto-Long-Positionen auf dem niedrigsten Stand seit Mitte Juli 2009. Vom letzten Hoch im September wurden sie mittlerweile um 90 Tsd. Kontrakte abgebaut. Dies entspricht einem Verkaufsvolumen von 280 Tonnen. Die spekulativen Finanzanleger nehmen offensichtlich angesichts der Beruhigung der Schuldenkrise in den Euro-Peripherieländern bei Gold Gewinne mit.
Ein anderes Bild zeigt sich mittlerweile bei den ETF-Anlegern. Der weltweit größte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, meldete für vergangenen Freitag die ersten Zuflüsse seit zwei Wochen. Mit gut 20 Tonnen wurde der Bestand zudem so stark wie seit Anfang Juni nicht mehr erhöht. Im Gegensatz zu den kurzfristig orientierten Spekulanten setzen die mittel- bis langfristig orientierten Anleger anscheinend weiter auf Gold und haben die niedrigeren Preise zu Käufen genutzt. Der Goldpreis könnte daher auf einem Niveau zwischen 1.300 und 1.350 USD je Feinunze Unterstützung finden.
Auch im Falle von Silber wurden die Netto-Long-Positionen in der Woche zum 18. Januar um 10% bzw. 2,4 Tsd. auf 21,4 Tsd. Kontrakte reduziert. Dies stellt zugleich den niedrigsten Stand seit Anfang März 2010 dar. Der Abgabedruck sollte somit allmählich nachlassen.
Industriemetalle
Die Metallpreise starten ohne Ausnahme mit Preiszuwächsen in die neue Handelswoche. Zinn markiert mit 27.800 USD je Tonne dabei ein neues Rekordhoch. Der Abverkauf letzte Woche scheint damit bereits vergessen und wird offensichtlich von den Marktteilnehmern als übertrieben erachtet. Die Netto-Long-Positionen der spekulativen Finanzanleger haben sich in der Woche zum 18. Januar im Falle von Kupfer kaum verändert. Mit 36,3 Tsd. Kontrakten bleiben sie weiter in unmittelbarer Nähe zum Ende letzten Jahres erreichten Allzeithoch.
Pan Pacific Copper, der größte japanische Kupferproduzent, hat sich eigenen Angaben zufolge mit einem südamerikanischen Minenproduzenten auf die Anhebung der jährlichen Verarbeitungsgebühren von Kupfer (sog. TC/RCs) auf 80 USD je Tonne bzw. 8 US Cents je Pfund geeinigt. Dies sind 72% mehr als im Vorjahr. Die Gebühren steigen üblicherweise, wenn Kupferkonzentrat, das in den Schmelzereien zu Kathoden verarbeitet wird, reichlich vorhanden ist. Dies widerspricht jedoch den letzten Produktionsdaten, die insbesondere bei den großen und alten Kupferminen schwerwiegende Probleme aufzeigten. Es wird allgemein erwartet, dass der globale Kupfermarkt in diesem Jahr ein Angebotsdefizit von rund 500 Tsd. Tonnen aufweisen wird.
Agrarrohstoffe
Der Kakaomarkt steht unter dem Eindruck des einmonatigen Export-Stopps, den der neu gewählte Präsident des wichtigsten Anbaulandes Elfenbeinküste, Ouattara, verhängt hat. Der Verkauf von Kakaobohnen ins Ausland steht für über ein Viertel der ivorischen Exporteinnahmen. Mit dem Export-Stopp, der sich auch auf Kaffee bezieht, möchte der neu gewählte Präsident dem in den Wahlen unterlegenen ehemaligen Präsidenten Gbagbo eine Finanzquelle austrocknen. Gbagbo erkennt seine Niederlage bisher nicht an. Dies hat zu Konflikten geführt, die das Land inzwischen an den Rand eines Bürgerkrieges gebracht haben. Nach einem Rückgang in den ersten Januartagen hat der Kakaopreis daraufhin in den letzten Tagen deutlich zugelegt – +12% seit dem 5. Januar – und notiert inzwischen mit 3.184 USD je Tonne so hoch wie zuletzt im Frühjahr 2010.
Der Weizenpreis profitierte in den letzten Tagen von positiv überraschenden US-Exportdaten und der übermäßigen Kälte in wichtigen US-Anbaugebieten, wodurch es bei 5% der bestellten Winterweizenfläche zu Frostschäden kommen kann. Zudem hat der Markt noch immer die Ausfälle an hochqualitativem Weizen aus Australien angesichts der Hochwasserkatastrophe zu verdauen. Die Wetterbesserung nach den Regenfällen in Argentinien kann da nur wenig helfen. Aufgrund der nachteiligen Entwicklung des Euro-Kurses konnte der europäische Weizenpreis nicht gleichermaßen zulegen.
CFTC Daten: Netto-Long Positionen spekulativer Finanzanleger vs. Preis
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Der Brentölpreis handelt zum Wochenauftakt leicht erholt bei 98 USD je Barrel, WTI-Rohöl nach der Kontraktumstellung am Freitag bei 89,5 USD je Barrel. So groß war der Preisabstand zuletzt vor knapp zwei Jahren. Damals wie heute drücken rekordhohe Lagerbestände in Cushing den nächstfälligen WTI-Terminkontrakt nach unten und führen zu einem deutlichen Anstieg am vorderen Ende der WTI-Terminkurve. Der derzeitige Super-Contango bei WTI stellt für die Finanzanleger ein Problem dar, da sie aufgrund dessen Ertragseinbußen erleiden.
Von daher überrascht nicht, dass die spekulativen Finanzanleger ihre Netto-Long-Positionen bei Rohöl in der Woche zum 18. Januar um 4,4 Tsd. auf 191.203 Kontrakte reduziert haben. Dies stellt noch immer ein vergleichsweise hohes Niveau dar. Von daher besteht weiterhin Abbaupotenzial. Angesichts der positiven Marktstimmung und des Konjunkturoptimismus dürften die Ölpreise zunächst dennoch weiter steigen.
Der saudi-arabische Ölminister al-Naimi rechnet in diesem Jahr mit einem Anstieg der weltweiten Ölnachfrage um 1,8 Mio. Barrel pro Tag. Damit ist er optimistischer als die OPEC, welche lediglich einen Anstieg um 1,2 Mio. Barrel pro Tag erwartet. Al-Naimi geht davon aus, dass jeder Nachfrageanstieg durch eine Ausweitung des Angebots ausgeglichen wird. Die freien Förderkapazitäten der OPEC sollen dank Kapazitätssteigerungen weiterhin bei ungefähr 6 Mio. Barrel pro Tag liegen, wovon zwei Drittel auf Saudi-Arabien entfallen.
Edelmetalle
Die spekulativen Finanzanleger ziehen sich bei Gold weiter zurück. Wie die am Freitagabend von der CFTC veröffentlichen Daten zur Marktpositionierung zeigten, wurden die Netto-Long-Positionen in der Woche zum 18. Januar die dritte Woche in Folge um gut 6 Tsd. Kontrakte bzw. 4,5% reduziert. Mit 133,2 Tsd. Kontrakten befinden sich die Netto-Long-Positionen auf dem niedrigsten Stand seit Mitte Juli 2009. Vom letzten Hoch im September wurden sie mittlerweile um 90 Tsd. Kontrakte abgebaut. Dies entspricht einem Verkaufsvolumen von 280 Tonnen. Die spekulativen Finanzanleger nehmen offensichtlich angesichts der Beruhigung der Schuldenkrise in den Euro-Peripherieländern bei Gold Gewinne mit.
Ein anderes Bild zeigt sich mittlerweile bei den ETF-Anlegern. Der weltweit größte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, meldete für vergangenen Freitag die ersten Zuflüsse seit zwei Wochen. Mit gut 20 Tonnen wurde der Bestand zudem so stark wie seit Anfang Juni nicht mehr erhöht. Im Gegensatz zu den kurzfristig orientierten Spekulanten setzen die mittel- bis langfristig orientierten Anleger anscheinend weiter auf Gold und haben die niedrigeren Preise zu Käufen genutzt. Der Goldpreis könnte daher auf einem Niveau zwischen 1.300 und 1.350 USD je Feinunze Unterstützung finden.
Auch im Falle von Silber wurden die Netto-Long-Positionen in der Woche zum 18. Januar um 10% bzw. 2,4 Tsd. auf 21,4 Tsd. Kontrakte reduziert. Dies stellt zugleich den niedrigsten Stand seit Anfang März 2010 dar. Der Abgabedruck sollte somit allmählich nachlassen.
Industriemetalle
Die Metallpreise starten ohne Ausnahme mit Preiszuwächsen in die neue Handelswoche. Zinn markiert mit 27.800 USD je Tonne dabei ein neues Rekordhoch. Der Abverkauf letzte Woche scheint damit bereits vergessen und wird offensichtlich von den Marktteilnehmern als übertrieben erachtet. Die Netto-Long-Positionen der spekulativen Finanzanleger haben sich in der Woche zum 18. Januar im Falle von Kupfer kaum verändert. Mit 36,3 Tsd. Kontrakten bleiben sie weiter in unmittelbarer Nähe zum Ende letzten Jahres erreichten Allzeithoch.
Pan Pacific Copper, der größte japanische Kupferproduzent, hat sich eigenen Angaben zufolge mit einem südamerikanischen Minenproduzenten auf die Anhebung der jährlichen Verarbeitungsgebühren von Kupfer (sog. TC/RCs) auf 80 USD je Tonne bzw. 8 US Cents je Pfund geeinigt. Dies sind 72% mehr als im Vorjahr. Die Gebühren steigen üblicherweise, wenn Kupferkonzentrat, das in den Schmelzereien zu Kathoden verarbeitet wird, reichlich vorhanden ist. Dies widerspricht jedoch den letzten Produktionsdaten, die insbesondere bei den großen und alten Kupferminen schwerwiegende Probleme aufzeigten. Es wird allgemein erwartet, dass der globale Kupfermarkt in diesem Jahr ein Angebotsdefizit von rund 500 Tsd. Tonnen aufweisen wird.
Agrarrohstoffe
Der Kakaomarkt steht unter dem Eindruck des einmonatigen Export-Stopps, den der neu gewählte Präsident des wichtigsten Anbaulandes Elfenbeinküste, Ouattara, verhängt hat. Der Verkauf von Kakaobohnen ins Ausland steht für über ein Viertel der ivorischen Exporteinnahmen. Mit dem Export-Stopp, der sich auch auf Kaffee bezieht, möchte der neu gewählte Präsident dem in den Wahlen unterlegenen ehemaligen Präsidenten Gbagbo eine Finanzquelle austrocknen. Gbagbo erkennt seine Niederlage bisher nicht an. Dies hat zu Konflikten geführt, die das Land inzwischen an den Rand eines Bürgerkrieges gebracht haben. Nach einem Rückgang in den ersten Januartagen hat der Kakaopreis daraufhin in den letzten Tagen deutlich zugelegt – +12% seit dem 5. Januar – und notiert inzwischen mit 3.184 USD je Tonne so hoch wie zuletzt im Frühjahr 2010.
Der Weizenpreis profitierte in den letzten Tagen von positiv überraschenden US-Exportdaten und der übermäßigen Kälte in wichtigen US-Anbaugebieten, wodurch es bei 5% der bestellten Winterweizenfläche zu Frostschäden kommen kann. Zudem hat der Markt noch immer die Ausfälle an hochqualitativem Weizen aus Australien angesichts der Hochwasserkatastrophe zu verdauen. Die Wetterbesserung nach den Regenfällen in Argentinien kann da nur wenig helfen. Aufgrund der nachteiligen Entwicklung des Euro-Kurses konnte der europäische Weizenpreis nicht gleichermaßen zulegen.
CFTC Daten: Netto-Long Positionen spekulativer Finanzanleger vs. Preis
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
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