Neues Allzeithoch bei Baumwolle
25.01.2011 | Eugen Weinberg
Energie
Der Brentölpreis fällt am Morgen auf 96,5 USD je Barrel, WTI-Rohöl notiert bei 87,5 USD je Barrel nur knapp über dem gestern verzeichneten 2½-Wochentief. Der Preisabstand zwischen Brent und WTI erreichte gestern zeitweise knapp 10 US-Dollar. Die WTI-Terminkurve hat sich am vorderen Ende weiter versteilert, weil der nächstfällige Terminkontrakt stärker unter Druck geraten ist als die nachfolgenden Kontrakte. Hintergrund ist die Erwartung eines Lageraufbaus in den USA, welcher wiederum durch die Contango-Struktur der Terminkurve zusätzlich begünstigt wird.
Das American Petroleum Institute veröffentlicht die Lagerdaten für die vergangene Woche heute nach Handelsschluss. Zudem beschwichtigte der saudi-arabische Ölminister al-Naimi die Spekulationen vor einer drohenden Angebotsverknappung. Zwar soll die weltweite Ölnachfrage in diesem Jahr um 1,8 Mio. Barrel pro Tag steigen. Jeglicher Nachfrageanstieg soll aber durch eine Ausweitung des Angebots kompensiert werden, was bei geschätzten freien Förderkapazitäten von 6 Mio. Barrel pro Tag auch problemlos möglich sein dürfte.
Diese Aussagen bestätigen das Bild eines ausreichend versorgten Ölmarktes. Sollten die spekulativen Finanzanleger angesichts dessen ihre Long-Positionen reduzieren, könnte der WTI-Preis weiter unter Druck geraten. Angesichts eines zunehmenden Konjunkturoptimismus, freundlicher Aktienmärkte und einer reichlich vorhandenen Liquidität ist allerdings nicht davon auszugehen, dass es zu einem massiven Ausstieg der Finanzanleger kommt.
Edelmetalle
Der Goldpreis verliert weiter an Boden. Sowohl in US-Dollar als auch in Euro gerechnet fällt Gold auf 1.330 USD bzw. 975 EUR je Feinunze und damit den niedrigsten Stand seit Anfang November. Von seinen Rekordhochs im Dezember hat der Goldpreis mittlerweile 7% bzw. 9% nachgegeben. Die Beruhigung der Schuldenkrise in den Euro-Peripherieländern führt zu einem geringeren Sicherheitsbedürfnis der Anleger. Die noch für Freitag berichteten hohen Zuflüsse in Gold-ETFs haben sich bereits gestern wieder relativiert. Beim SPDR Gold Trust standen Abflüsse von 11 Tonnen zu Buche. Das weitere Korrekturpotenzial bei Gold sollte unserer Meinung nach jedoch begrenzt sein.
Trotz der Beruhigung der Schuldenkrise ist diese noch nicht ausgestanden. Durch die Anleihenaufkäufe von Fed und EZB wird viel Liquidität dem Markt zugeführt, was zu steigenden Inflationsrisiken beiträgt. Zudem haben die spekulativen Finanzanleger ihre Netto-Long-Positionen mittlerweile deutlich abgebaut, so dass von dieser Seite der Druck auf den Goldpreis nachlassen sollte.
Berichten des Wall Street Journal zufolge plant die russische Zentralbank, 100 Tonnen Gold pro Jahr von inländischen Banken zu kaufen, um die Goldreserven des Landes weiter aufzubauen. Bereits im letzten Jahr hat Russland seine Goldreserven um 24% auf 790 Tonnen (25,4 Mio. Unzen) aufgestockt. Obwohl Russland einer der weltweit größten Goldproduzenten ist, dürfte das neu geförderte Gold daher kaum auf den Weltmarkt gelangen.
Industriemetalle
Gemäß Angaben der World Steel Association ist die globale Stahlproduktion im letzten Jahr im Vergleich zum Vorjahr um 15% auf ein Rekordhoch von 1,41 Mrd. Tonnen gestiegen. Besonders starke Produktionsanstiege verzeichneten die USA, Japan, Südkorea und die EU mit Wachstumsraten zwischen 20% und annähernd 40%. Auf globaler Basis wurde der Trend von zwei aufeinanderfolgenden Jahren mit negativen Wachstumsraten damit gestoppt. Allerdings war 2009 für die Stahlindustrie das Krisenjahr schlechthin, so dass die jetzt vermeldeten Produktionszuwächse nicht überinterpretiert werden sollten.
Ohne China liegt die weltweite Stahlproduktion noch immer 9% unter dem im Jahr 2007 erreichten Rekordniveau. Auf Länderebene bleiben China und Japan die beiden größten Stahlproduzenten. Die USA hat sich in dieser Statistik wieder an Russland und Indien vorbeigeschoben und belegt Platz drei. Im Dezember wurden weltweit gut 116 Mio. Tonnen Stahl hergestellt, ein moderater Anstieg gegenüber November. Die globale Kapazitätsauslastung fiel allerdings auf 73,8%. Dies zeigt, dass am Stahlmarkt nach wie vor hohe Überkapazitäten bestehen.
Unterdessen sind die Eisenerzlagerbestände in chinesischen Häfen laut Daten von Antaike in der letzten Woche auf ein Rekordhoch von über 80 Mio. Tonnen gestiegen. Dennoch hat sich der Kassa-Preis für qualitativ hochwertiges Eisenerz (62% Eisengehalt) ebenfalls deutlich auf 185 USD je Tonne erhöht. China ist aufgrund der niedrigen Qualität der eigenen Eisenerzvorkommen auf Importe höherwertigen Materials zur Stahlherstellung angewiesen.
Agrarrohstoffe
Der Baumwollpreis erreichte am Morgen mit 163,8 US-Cents je Pfund ein neues Allzeithoch. Vor allem der Blick nach China treibt den Baumwollpreis in immer neue Höhen. Jüngst veröffentlichte Zolldaten zeigen, dass Chinas Importe im Jahr 2010 um 86% gegenüber dem Vorjahr auf 2,84 Mio. Tonnen gestiegen sind, nachdem die heimische Ernte des weltgrößten Produzentenlandes enttäuschend ausfiel und die Wirtschaft und damit auch die Nachfrage robust wuchs. Zuletzt waren die Importe 2006 höher gewesen. Noch im späten Frühjahr hatten die Schätzungen für den Importzuwachs nur bei etwa der Hälfte des tatsächlich erreichten Anstiegs gelegen.
Die hohe internationale Nachfrage - nicht nur aus China - hat die weltweiten Lagerbestände und insbesondere die des Exporteurs Nr. 1 USA bereits stark abschmelzen lassen. Das hohe Preisniveau macht eine deutliche Ausdehnung der mit Baumwolle bestellten Fläche im laufenden Jahr wahrscheinlich. Schätzungen zufolge könnte das Plus in den USA etwa 12-15% betragen, nachdem bereits im Vorjahr ein ähnlich hoher Anstieg zu verzeichnen gewesen war. Die US-Fläche würde damit auf ein Fünfjahres-Hoch steigen. In der kommenden Woche wird das National Cotton Council die immer stark beachteten Ergebnisse seiner Umfrage zu den Anbauplänen veröffentlichen.
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Der Brentölpreis fällt am Morgen auf 96,5 USD je Barrel, WTI-Rohöl notiert bei 87,5 USD je Barrel nur knapp über dem gestern verzeichneten 2½-Wochentief. Der Preisabstand zwischen Brent und WTI erreichte gestern zeitweise knapp 10 US-Dollar. Die WTI-Terminkurve hat sich am vorderen Ende weiter versteilert, weil der nächstfällige Terminkontrakt stärker unter Druck geraten ist als die nachfolgenden Kontrakte. Hintergrund ist die Erwartung eines Lageraufbaus in den USA, welcher wiederum durch die Contango-Struktur der Terminkurve zusätzlich begünstigt wird.
Das American Petroleum Institute veröffentlicht die Lagerdaten für die vergangene Woche heute nach Handelsschluss. Zudem beschwichtigte der saudi-arabische Ölminister al-Naimi die Spekulationen vor einer drohenden Angebotsverknappung. Zwar soll die weltweite Ölnachfrage in diesem Jahr um 1,8 Mio. Barrel pro Tag steigen. Jeglicher Nachfrageanstieg soll aber durch eine Ausweitung des Angebots kompensiert werden, was bei geschätzten freien Förderkapazitäten von 6 Mio. Barrel pro Tag auch problemlos möglich sein dürfte.
Diese Aussagen bestätigen das Bild eines ausreichend versorgten Ölmarktes. Sollten die spekulativen Finanzanleger angesichts dessen ihre Long-Positionen reduzieren, könnte der WTI-Preis weiter unter Druck geraten. Angesichts eines zunehmenden Konjunkturoptimismus, freundlicher Aktienmärkte und einer reichlich vorhandenen Liquidität ist allerdings nicht davon auszugehen, dass es zu einem massiven Ausstieg der Finanzanleger kommt.
Edelmetalle
Der Goldpreis verliert weiter an Boden. Sowohl in US-Dollar als auch in Euro gerechnet fällt Gold auf 1.330 USD bzw. 975 EUR je Feinunze und damit den niedrigsten Stand seit Anfang November. Von seinen Rekordhochs im Dezember hat der Goldpreis mittlerweile 7% bzw. 9% nachgegeben. Die Beruhigung der Schuldenkrise in den Euro-Peripherieländern führt zu einem geringeren Sicherheitsbedürfnis der Anleger. Die noch für Freitag berichteten hohen Zuflüsse in Gold-ETFs haben sich bereits gestern wieder relativiert. Beim SPDR Gold Trust standen Abflüsse von 11 Tonnen zu Buche. Das weitere Korrekturpotenzial bei Gold sollte unserer Meinung nach jedoch begrenzt sein.
Trotz der Beruhigung der Schuldenkrise ist diese noch nicht ausgestanden. Durch die Anleihenaufkäufe von Fed und EZB wird viel Liquidität dem Markt zugeführt, was zu steigenden Inflationsrisiken beiträgt. Zudem haben die spekulativen Finanzanleger ihre Netto-Long-Positionen mittlerweile deutlich abgebaut, so dass von dieser Seite der Druck auf den Goldpreis nachlassen sollte.
Berichten des Wall Street Journal zufolge plant die russische Zentralbank, 100 Tonnen Gold pro Jahr von inländischen Banken zu kaufen, um die Goldreserven des Landes weiter aufzubauen. Bereits im letzten Jahr hat Russland seine Goldreserven um 24% auf 790 Tonnen (25,4 Mio. Unzen) aufgestockt. Obwohl Russland einer der weltweit größten Goldproduzenten ist, dürfte das neu geförderte Gold daher kaum auf den Weltmarkt gelangen.
Industriemetalle
Gemäß Angaben der World Steel Association ist die globale Stahlproduktion im letzten Jahr im Vergleich zum Vorjahr um 15% auf ein Rekordhoch von 1,41 Mrd. Tonnen gestiegen. Besonders starke Produktionsanstiege verzeichneten die USA, Japan, Südkorea und die EU mit Wachstumsraten zwischen 20% und annähernd 40%. Auf globaler Basis wurde der Trend von zwei aufeinanderfolgenden Jahren mit negativen Wachstumsraten damit gestoppt. Allerdings war 2009 für die Stahlindustrie das Krisenjahr schlechthin, so dass die jetzt vermeldeten Produktionszuwächse nicht überinterpretiert werden sollten.
Ohne China liegt die weltweite Stahlproduktion noch immer 9% unter dem im Jahr 2007 erreichten Rekordniveau. Auf Länderebene bleiben China und Japan die beiden größten Stahlproduzenten. Die USA hat sich in dieser Statistik wieder an Russland und Indien vorbeigeschoben und belegt Platz drei. Im Dezember wurden weltweit gut 116 Mio. Tonnen Stahl hergestellt, ein moderater Anstieg gegenüber November. Die globale Kapazitätsauslastung fiel allerdings auf 73,8%. Dies zeigt, dass am Stahlmarkt nach wie vor hohe Überkapazitäten bestehen.
Unterdessen sind die Eisenerzlagerbestände in chinesischen Häfen laut Daten von Antaike in der letzten Woche auf ein Rekordhoch von über 80 Mio. Tonnen gestiegen. Dennoch hat sich der Kassa-Preis für qualitativ hochwertiges Eisenerz (62% Eisengehalt) ebenfalls deutlich auf 185 USD je Tonne erhöht. China ist aufgrund der niedrigen Qualität der eigenen Eisenerzvorkommen auf Importe höherwertigen Materials zur Stahlherstellung angewiesen.
Agrarrohstoffe
Der Baumwollpreis erreichte am Morgen mit 163,8 US-Cents je Pfund ein neues Allzeithoch. Vor allem der Blick nach China treibt den Baumwollpreis in immer neue Höhen. Jüngst veröffentlichte Zolldaten zeigen, dass Chinas Importe im Jahr 2010 um 86% gegenüber dem Vorjahr auf 2,84 Mio. Tonnen gestiegen sind, nachdem die heimische Ernte des weltgrößten Produzentenlandes enttäuschend ausfiel und die Wirtschaft und damit auch die Nachfrage robust wuchs. Zuletzt waren die Importe 2006 höher gewesen. Noch im späten Frühjahr hatten die Schätzungen für den Importzuwachs nur bei etwa der Hälfte des tatsächlich erreichten Anstiegs gelegen.
Die hohe internationale Nachfrage - nicht nur aus China - hat die weltweiten Lagerbestände und insbesondere die des Exporteurs Nr. 1 USA bereits stark abschmelzen lassen. Das hohe Preisniveau macht eine deutliche Ausdehnung der mit Baumwolle bestellten Fläche im laufenden Jahr wahrscheinlich. Schätzungen zufolge könnte das Plus in den USA etwa 12-15% betragen, nachdem bereits im Vorjahr ein ähnlich hoher Anstieg zu verzeichnen gewesen war. Die US-Fläche würde damit auf ein Fünfjahres-Hoch steigen. In der kommenden Woche wird das National Cotton Council die immer stark beachteten Ergebnisse seiner Umfrage zu den Anbauplänen veröffentlichen.
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
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