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Preiskontrollen und Wachstumsbremsen

01.02.2011  |  Robert Rethfeld
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Ein Blick in die USA. Aufgrund der politischen Situation in den USA sieht Zulauf das Thema Konjunkturhilfen durch den amerikanischen Kongress vorerst als beendet an. Schulen in New Jersey würden teilweise nur vier Tage unterrichten, weil kein Geld für die Lehrer da sei. Unter diesen Umständen bliebe nur noch die FED als Konjunktur-Promotor. Und deshalb könne das Quantitative Easing nicht zurückgefahren werden. Die monetäre Basis dürfte weiter nach oben gefahren werden (von jetzt 2,5 Billionen auf 10 Billionen Dollar oder höher). Zulauf sieht - anders als die Mehrheit der Vortragenden - keinen direkten Übergang von QE II zu QE III. Die Fed dürfte pausieren, allein schon, weil die Inflation bis dahin auch in den USA einen Abdruck hinterlassen dürfte. Die US-Konjunktur dürfte nochmals in Stottern geraten, eine US-Rezession sieht Zulauf für 2011 oder 2012 allerdings nicht.

Der US-Ökonom Gary Shilling bewegte sich in seinem Vortrag auf der Deflationsschiene. Der Schuldenabbau ("Deleveraging") wird sich noch viele Jahre fortsetzen, so Shilling. Er rechnet mit fallenden Rohstoffpreisen und mit einer anhaltend hohen Arbeitslosenquote in den USA. Allein die Erhöhung der US-Sparquote würde 1,5 Prozent vom US-Wirtschaftswachstum "abknabbern". Die US-Gesellschaft wird älter, und die "Baby Boomer" beginnen zu sparen. Der Abbau des Überschussbestandes an US-Immobilien würde noch zwei bis drei Jahre dauern, so lange seien Preisanstiege nicht wahrscheinlich.

Shilling geht von einer harten Landung in China aus. Dies läge auch daran, dass die Sparquote in China knapp 30 Prozent betrüge. Eine harte Landung bedeute für China ein Wirtschaftswachstum von 6 Prozent.

Philipp Vorndran (Flossbach & von Storch) setzt zur Entschuldung auf das Modell einer "Inflationspyramide". Darunter versteht er ein gezieltes Herbeiführen eines kurzfristigen, sprunghaften und überraschenden Anstiegs des Preisniveaus durch die Regierung. Die Inflation könnte in diesem Modell kurzzeitig auf 80 Prozent ansteigen. Der Staat wurde so die Hälfte seiner Staatsschulden vernichten können, allerdings würde auch die Bevölkerung wesentliche Vermögensanteile verlieren. In den 1940er Jahren funktionierte ein ähnliches Modell in den USA, als die Inflationsrate - bei gedeckelten Zinsen - sprunghaft anstieg. Das Modell wird von Vorndran als "idealtypisch" bezeichnet. Realistischerweise kann man nicht davon ausgehen, dass europäische Regierungen bewusst ein solches Modell fahren (es sei denn, der Leidens- und Problemlösungsdruck nimmt überwältigende Formen an). Eine zunehmende Angst der Menschen vor dem Papiergeld könnte laut Vorndran ein Auslöser sein. Laut Vorndran ist Gold das "finale Geld".

Eugen Keller und Mario Mattera vom Bankhaus Metzler berichteten, dass Versicherer ihr Kaptial zunehmend in PIIGS-Staaten anlegen, um Rendite zu generieren. Im Bezug auf die Währungen sehen beide die Entwicklung des britischen Pfundes negativ. Die Sparmaßnahmen der britischen Regierung und die vergleichsweise hohe Inflationsrate ließen diesen Schluss zu. Als Lösungsweg für die Euroland-Krise sehen sie Bailout plus Umschuldungen in vertretbarem Maße. Die Zinsen am kurzen Ende dürften steigen. Euro/Dollar könnte Richtung 1,40 anziehen, vielleicht auch 1,50. Generell sollte der US-Dollar aber stabil bleiben.

Michael Riesner (Leiter technische Analyse UBS) sieht an den Aktienmärkten einen Rücklauf im S&P 500 auf 1.220 Punkte. Anschließend sollte der Index bis März/April in den Bereich von 1.350 Punkten steigen. Dort würde sich das Top für das Jahr 2011 befinden. Die Rohstoffe sollten überschießen und gegenüber den Aktienmärkten relative Stärke zeigen. Euro/Dollar sollte erst Stärke zeigen, im Verlaufe des Jahres aber zur Schwäche neigen.

Fazit: Die Mehrheit der Vortragenden der Kapitalanlegertagung in Zürich sieht die in Asien grassierende Inflation als einen Auslöser für spätere wirtschaftliche Schwäche, die nicht notwendigerweise in eine Rezession führen muss. Aber eine Abkühlung wäre vielen asiatischen Regierungen recht. Für Europa wird ein Aufbrechen des Euro nahezu ausgeschlossen, allerdings müssen Umschuldungen und Inflation mithelfen, eine Entschuldung der öffentlichen Hand voranzutreiben. Letztendlich lebt eine Währung vom Vertrauen in das Papiergeld. Sollte dieses Vertrauen schwinden, würden sich verstärkte inflationäre Szenarien ergeben.

Verfolgen Sie die Entwicklung der Finanzmärkte in unserer handelstäglichen Frühausgabe.


© Robert Rethfeld
www.wellenreiter-invest.de



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