Silberaktien: Gewinne in Zeiten des Ressourcen-Nationalismus
01.11.2012 | The Gold Report
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The Gold Report: Denken Sie, dass der Ressourcen-Nationalismus zu einem deutlichen Anstieg der Silberkurse führen wird? Sean Rakhimov: Mit der Zeit sicherlich. Aus den eben erwähnten Projekten in den „Bergbau-unfreundlichen“ Ländern werden eineinhalb Milliarden Unzen nicht verfügbar sein. Das entspricht dem globalen Silber-Angebot von eineinhalb Jahren.
The Gold Report: Was denken Sie? Werden wir es jemals erleben, dass Silber wieder sein historisches Silber-Gold-Verhältnis von 15:1 erreicht, wie Eric Sprott meint?
Sean Rakhimov: Gegen Ende des Zyklus kann das durchaus möglich sein, vielleicht gegen Ende dieses Jahrzehnts.
Ich kann Ihnen keinen genaueren Zeitrahmen angeben, was hauptsächlich daran liegt, dass dieser Zyklus anders als vorhergehende Zyklen der letzten Jahrzehnte ist; wir haben es heute mit einer weltweiten Krise zu tun; wir haben systemische Probleme bei den Weltwährungen. Die vier dominanten Weltwährungen - der US-Dollar, der Euro, das Britische Pfund und der Japanische Yen - sind Wackelkandidaten. Wie reden hier von ungefähr 80% des Währungsmarktes. Dieser Zyklus läuft nun schon recht lange. Ein gewöhnlicher Zyklus wäre meiner Meinung nach jetzt schon zu Ende gegangen. Er läuft nun schon ca. 10 Jahre.
The Gold Report: Ist das der Beginn einer fundamentalen Veränderung?
Sean Rakhimov: Ja, dieser Zyklus ist größer und heftiger, und deswegen könnte er auch länger dauern. Es steht viel mehr auf dem Spiel und deutlich mehr mächtige Kräfte wirken mit. Diese Kräfte werden versuchen, das Ergebnis oder den Ablauf der Ereignisse aktiv mitzubestimmen, und das haben sie auch schon getan.
The Gold Report: Eine Sache ist sehr interessant an ihrem Unternehmen SilberStrategies.com: Sie stellen einige Unternehmen tatsächlich zur Rede, wenn diese Ihrer Ansicht nach nicht im Interesse der Aktionäre handeln. Beliebtes Ziel ist beispielsweise Hecla Mining Co. So sagen Sie zum Beispiel, Hecla habe „seine Vorteile gegenüber anderen Silberunternehmen, die es zu Beginn des Zyklus vor 10 Jahren noch besaß, erfolgreich vergeudet." In letzter Zeit gab es bei Hecla dann aber Richtungsänderungen; das Unternehmen übernahm im Grunde die Strategie eines Konkurrenten und anderer großer Unternehmen im Edelmetallsektor. Können Sie das ein wenig ausführen?
Sean Rakhimov: Im Silbersektor war Hecla damals ein fester Begriff. Und heute? Das Unternehmen hat eine Marktkapitalisierung von 1,7 Milliarden Dollar; Unternehmen, die damals noch gar nicht existierten, oder nur halb so groß waren, haben Hecla inzwischen längst eingeholt.
Das Management passte sich einfach nicht an die beginnenden Boom-Zeiten an, und heute kann es nicht genug Projekte vorweisen, die das Wachstum bringen. Schauen Sie sich einmal den engsten Konkurrenten an: Coeur d'Alene Mines Corp. Beide Unternehmen begannen im Silver Valley in Idaho. Zu Beginn dieses Zyklus waren beiden Firmen etablierte Bergbauunternehmen, die sich grob auf eine Stufe stellen ließen. 10 Jahre lang hat Hecla nicht viel gemacht und jetzt auch nicht viel vorzuweisen.
Jetzt schauen Sie sich Coeur d’Alene Mines an. Das Unternehmen ging nach Mexiko und kaufte Palmarejo - eine der 10 produktivsten Silberminen der Welt. Das Unternehmen baute zudem Minen in Bolivien und Argentinien - und weitete seinen Aktionsradius sogar bis nach Australien aus. Das Management erfand das Unternehmen komplett neu, obgleich es zu Beginn des Zyklus nicht gerade als risikofreudiges Unternehmen bekannt war oder in irgendeiner Form als herausragend galt. Es war ein unbedeutendes Unternehmen, aber es machte seine Sachen in diesem Zyklus besser als Hecla. Kein Wunder das die Marktkapitalisierung des Unternehmens ca. eine Milliarde höher ist als die von Hecla.
The Gold Report: Hecla unternahm aber vor Kurzem Schritte, um möglicherweise Nachschubprojekte zu entwickeln. Erzählen Sie uns mehr darüber.
Sean Rakhimov: Hecla hat eine strategische Investition gemacht, das Unternehmen hat in eine weitere Junior-Firma investiert; das war ein guter Schritt. Das Unternehmen heißt Dolly Varden Silver Corp. Das Projekt befindet sich im Norden British Columbias, ein Bergbau mit hohen Gehalten, wo in der Vergangenheit schon produziert wurde. Es ist eine kleine Mine, aber die Minen im Untertagebau fangen klein an und lassen sich dann deutlich ausbauen. Hecla hat Erfahrung damit. Untertagebau ist ihr Tagesgeschäft. Gut, dass die Unternehmensstrategie hier angepasst wird.
Erwähnenswert ist vielleicht auch noch, dass Hecla zudem ein Übernahmeangebot an U.S. Silver Corp. gemacht hat, die im Silver Valley sind. Es war allerdings nicht erfolgreich, obwohl Hecla ein höheres Angebot als RX Gold & Silver Inc. machte - das Unternehmen, das schließlich den Zuschlag bekam.
Dolly Varden ist vielversprechend. Ihr Fokus liegt auf geologischen Formationen, die dem Eskay-Creek-Gebiet sehr stark ähneln. Das Unternehmen möchte Lagerstätten finden, die Eskay Creek ähnlich sind, oder zumindest vergleichbar sind. Nachdem Hecla jetzt Geldspritzen gegeben hat, besitzt Dolly Varden auch die finanziellen Mittel, Bodenarbeiten vorzunehmen.
The Gold Report: Einige Silberproduzenten generieren einen recht hohen Cashflow bei Silberpreisen im Bereich von 32 Dollar. Mögen Sie bestimmte Produzenten mehr als andere?
Sean Rakhimov: First Majestic Silver Corp. ist ein Produzent, den ich ganz besonders mag. Das Unternehmen ist über den ganzen Zyklus gewachsen und ein sehr bedeutender Akteur geworden. In diesem Sektor wird es wohl bald zu den Großunternehmen zählen, es ist auf jeden Fall ein Wachstumsunternehmen. Der Unternehmensaufbau wurde sehr offensiv vorangetrieben. Das Unternehmen hat eine Reihe anderer Unternehmen übernommen und Minen aufgebaut und diese dann erweitert. Es verfügt zudem über eine sehr solide Anzahl von Nachschubprojekten, damit das Unternehmen und die Produktion wachsen können.