Weiterhin ausgelassene Stimmung bei Rohstoffen
02.02.2011 | Eugen Weinberg
Energie
Der Brentölpreis handelt weiterhin über der Marke von 100 USD je Barrel. WTI-Rohöl notiert bei 91 USD je Barrel. Die Ölmärkte bleiben weiter unter dem Eindruck der Ereignisse im arabischen Raum. Der ägyptische Präsident Mubarak hat unter dem Eindruck der Massenproteste seinen Rückzug im September bekanntgegeben. In Jordanien wurde vom König die Regierung ausgetauscht. Es besteht weiterhin das Risiko, dass die Protestwelle auch andere arabische Staaten erfasst und somit zu einer Beeinträchtigung des Ölangebots führt.
Aus den Staaten Nordafrikas und des Nahen Ostens stammen mehr als ein Drittel der Weltölproduktion. Die wichtigen Transportrouten durch den Suezkanal und die Sumed-Ölleitung, welche durch Militärpräsenz geschützt werden, vermelden keinerlei Beeinträchtigung. Außerhalb der Krisenregion ist das Ölangebot weiterhin reichlich. Russland hat im Januar 10,2 Mio. Barrel Rohöl pro Tag produziert und damit 1,6% mehr als vor einem Jahr. Die russische Ölproduktion befindet sich damit weiterhin in der Nähe des Hochs in der Nach-Sowjet-Ära.
Auch in den USA ist die Versorgung mit Öl weiterhin reichlich. Gemäß der gestern vom American Petroleum Institute veröffentlichten Daten stiegen die US-Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche um 3,8 Mio. Barrel. Die US-Benzinvorräte verzeichneten einen Anstieg von 3,9 Mio. Barrel. Die API-Daten führten zu einer erneuten Ausweitung der Preisdifferenz zwischen Brent und WTI auf mehr als 10 USD und einer weiteren Versteilerung der WTI-Terminkurve. Die Preisdifferenz zwischen den beiden nächstfälligen WTI-Kontrakten beläuft sich mittlerweile auf knapp 3 USD. Das US-Energieministerium veröffentlicht die offiziellen Lagerdaten heute Nachmittag.
Edelmetalle
Der Goldpreis fällt am Morgen wieder unter die Marke von 1.340 USD je Feinunze. Der schwache US-Dollar konnte den Goldpreis somit nicht weiter nach oben verhelfen. Gute Konjunkturdaten und der hohe Risikoappetit der Marktteilnehmer überlagern derzeit die Inflationssorgen, so dass die Nachfrage nach Gold als sicherem Hafen nachlässt. Angaben der China Gold Association zufolge hat China im letzten Jahr 341 Tonnen Gold produziert. Dies entspricht einem Anstieg von 8,6% gegenüber Vorjahr. Damit hat China seine Position als weltweit führender Goldproduzent weiter ausgebaut.
Das Gold dürfte aufgrund der hohen inländischen Nachfrage und zur Diversifizierung der Währungsreserven aller Wahrscheinlichkeit nach nicht auf den Weltmarkt gelangen. Neben dem Ausbau des Goldanteils in den Währungsreserven wird verstärkt eine Liberalisierung des chinesischen Goldmarktes gefordert.
Im Gegensatz zu Gold profitieren Silber, Platin und Palladium als Edelmetalle mit industriellem Charakter von der aktuellen Euphorie der Marktteilnehmer. Platin steigt seit gestern um über 2%, Palladium handelt wieder in unmittelbarer Nähe des 10-Jahreshochs.
Industriemetalle
Getrieben von guten US-Konjunkturdaten und freundlichen Aktienmärkten, die den hohen Risikoappetit der Marktteilnehmer ausdrücken, legten die Rohstoffpreise im Allgemeinen und die Metalle im Speziellen gestern deutlich zu. Der Trend setzt sich heute Morgen fort. Kupfer handelt nur noch knapp unter der Marke von 10.000 USD je Tonne auf einem Rekordhoch. Ein Durchbrechen dieses psychologisch wichtigen Niveaus könnte zu Anschlusskäufen führen, die den Kupferpreis weiter nach oben treiben dürften. Nickel überspringt die Marke von 28.000 USD je Tonne und Aluminium kostete gestern mit 2.570 USD je Tonne zeitweise soviel wie seit September 2008 nicht mehr.
In Australien hat Zyklon Yasi zu einem erneuten Schließen der wichtigen Kohleverladehäfen an der Ostküste des Landes geführt. Auch wichtige Schienentransportwege wurden vorübergehend lahmgelegt. Nach den verheerenden Überschwemmungen kommt es damit erneut zu Lieferengpässen v.a. bei Kokskohle. Dies dürfte den Kohlepreisen weiteren Auftrieb verleihen.
Aufgrund des chinesischen Neujahrsfestes sind die dortigen Finanzmärkte ab heute bis zum 8. Februar geschlossen und die Wirtschaftsaktivitäten im ganzen Land eingeschränkt. Von dieser Seite her könnte an den Metallmärkten in den nächsten Tagen etwas Ruhe einkehren.
Agrarrohstoffe
Nach den Überschwemmungen bedroht nun auch noch ein Zyklon die Ostküste Australiens. Für den internationalen Zuckermarkt birgt dies die Gefahr einer weiteren Preissteigerung. Inzwischen räumt auch die Internationale Zuckerorganisation ein, dass der von ihr bisher vorhergesagte kleine Marktüberschuss in diesem Jahr möglicherweise nicht realisierbar ist. Mit einem Anteil an den weltweiten Ausfuhren von 7% ist Australien nach Brasilien und Thailand drittgrößter Exporteur von Zucker. Die vom Zyklon bedrohte Region steht für etwa ein Drittel der Zuckerproduktion Australiens.
Bereits 2010 hatten zu starker Regen und Überflutungen die Zuckerrohrentwicklung und -ernte beeinträchtigt. Die zu Ende gegangene Ernte ergab nach Angaben des staatlichen Prognoseinstituts ABARES nur 3,6 Mio. Tonnen Zucker - die niedrigste Menge seit fast 20 Jahren. Im Vorjahr waren 4,5 Mio. Tonnen erzielt worden. Für die kommende Ernte prognostiziert das Institut aufgrund der Flutnachwirkungen bisher 4 Mio. Tonnen. Selbst diese Schätzung könnte sich nun als zu optimistisch erweisen.
Am Montag konnte der meistgehandelte Kontrakt für Magerschwein (Fälligkeit April 2011) auf ein 24-Jahreshoch steigen. Südkorea, ein großer Abnehmer für US-Schweinefleisch, hat selbst mit einem Ausbruch der Maul- und Klauenseuche zu kämpfen und wird knapp 3 Mio. Tiere schlachten müssen. Dies dürfte den Importbedarf erheblich steigern. Dies kann bereits beobachtet werden und ist für die US-Exporteure ein positiver Ausblick, nachdem bereits die letzten offiziellen Daten für November 2010 so hohe Exporte an Schweinefleisch auswiesen wie zuletzt im Juni 2008.
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Der Brentölpreis handelt weiterhin über der Marke von 100 USD je Barrel. WTI-Rohöl notiert bei 91 USD je Barrel. Die Ölmärkte bleiben weiter unter dem Eindruck der Ereignisse im arabischen Raum. Der ägyptische Präsident Mubarak hat unter dem Eindruck der Massenproteste seinen Rückzug im September bekanntgegeben. In Jordanien wurde vom König die Regierung ausgetauscht. Es besteht weiterhin das Risiko, dass die Protestwelle auch andere arabische Staaten erfasst und somit zu einer Beeinträchtigung des Ölangebots führt.
Aus den Staaten Nordafrikas und des Nahen Ostens stammen mehr als ein Drittel der Weltölproduktion. Die wichtigen Transportrouten durch den Suezkanal und die Sumed-Ölleitung, welche durch Militärpräsenz geschützt werden, vermelden keinerlei Beeinträchtigung. Außerhalb der Krisenregion ist das Ölangebot weiterhin reichlich. Russland hat im Januar 10,2 Mio. Barrel Rohöl pro Tag produziert und damit 1,6% mehr als vor einem Jahr. Die russische Ölproduktion befindet sich damit weiterhin in der Nähe des Hochs in der Nach-Sowjet-Ära.
Auch in den USA ist die Versorgung mit Öl weiterhin reichlich. Gemäß der gestern vom American Petroleum Institute veröffentlichten Daten stiegen die US-Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche um 3,8 Mio. Barrel. Die US-Benzinvorräte verzeichneten einen Anstieg von 3,9 Mio. Barrel. Die API-Daten führten zu einer erneuten Ausweitung der Preisdifferenz zwischen Brent und WTI auf mehr als 10 USD und einer weiteren Versteilerung der WTI-Terminkurve. Die Preisdifferenz zwischen den beiden nächstfälligen WTI-Kontrakten beläuft sich mittlerweile auf knapp 3 USD. Das US-Energieministerium veröffentlicht die offiziellen Lagerdaten heute Nachmittag.
Edelmetalle
Der Goldpreis fällt am Morgen wieder unter die Marke von 1.340 USD je Feinunze. Der schwache US-Dollar konnte den Goldpreis somit nicht weiter nach oben verhelfen. Gute Konjunkturdaten und der hohe Risikoappetit der Marktteilnehmer überlagern derzeit die Inflationssorgen, so dass die Nachfrage nach Gold als sicherem Hafen nachlässt. Angaben der China Gold Association zufolge hat China im letzten Jahr 341 Tonnen Gold produziert. Dies entspricht einem Anstieg von 8,6% gegenüber Vorjahr. Damit hat China seine Position als weltweit führender Goldproduzent weiter ausgebaut.
Das Gold dürfte aufgrund der hohen inländischen Nachfrage und zur Diversifizierung der Währungsreserven aller Wahrscheinlichkeit nach nicht auf den Weltmarkt gelangen. Neben dem Ausbau des Goldanteils in den Währungsreserven wird verstärkt eine Liberalisierung des chinesischen Goldmarktes gefordert.
Im Gegensatz zu Gold profitieren Silber, Platin und Palladium als Edelmetalle mit industriellem Charakter von der aktuellen Euphorie der Marktteilnehmer. Platin steigt seit gestern um über 2%, Palladium handelt wieder in unmittelbarer Nähe des 10-Jahreshochs.
Industriemetalle
Getrieben von guten US-Konjunkturdaten und freundlichen Aktienmärkten, die den hohen Risikoappetit der Marktteilnehmer ausdrücken, legten die Rohstoffpreise im Allgemeinen und die Metalle im Speziellen gestern deutlich zu. Der Trend setzt sich heute Morgen fort. Kupfer handelt nur noch knapp unter der Marke von 10.000 USD je Tonne auf einem Rekordhoch. Ein Durchbrechen dieses psychologisch wichtigen Niveaus könnte zu Anschlusskäufen führen, die den Kupferpreis weiter nach oben treiben dürften. Nickel überspringt die Marke von 28.000 USD je Tonne und Aluminium kostete gestern mit 2.570 USD je Tonne zeitweise soviel wie seit September 2008 nicht mehr.
In Australien hat Zyklon Yasi zu einem erneuten Schließen der wichtigen Kohleverladehäfen an der Ostküste des Landes geführt. Auch wichtige Schienentransportwege wurden vorübergehend lahmgelegt. Nach den verheerenden Überschwemmungen kommt es damit erneut zu Lieferengpässen v.a. bei Kokskohle. Dies dürfte den Kohlepreisen weiteren Auftrieb verleihen.
Aufgrund des chinesischen Neujahrsfestes sind die dortigen Finanzmärkte ab heute bis zum 8. Februar geschlossen und die Wirtschaftsaktivitäten im ganzen Land eingeschränkt. Von dieser Seite her könnte an den Metallmärkten in den nächsten Tagen etwas Ruhe einkehren.
Agrarrohstoffe
Nach den Überschwemmungen bedroht nun auch noch ein Zyklon die Ostküste Australiens. Für den internationalen Zuckermarkt birgt dies die Gefahr einer weiteren Preissteigerung. Inzwischen räumt auch die Internationale Zuckerorganisation ein, dass der von ihr bisher vorhergesagte kleine Marktüberschuss in diesem Jahr möglicherweise nicht realisierbar ist. Mit einem Anteil an den weltweiten Ausfuhren von 7% ist Australien nach Brasilien und Thailand drittgrößter Exporteur von Zucker. Die vom Zyklon bedrohte Region steht für etwa ein Drittel der Zuckerproduktion Australiens.
Bereits 2010 hatten zu starker Regen und Überflutungen die Zuckerrohrentwicklung und -ernte beeinträchtigt. Die zu Ende gegangene Ernte ergab nach Angaben des staatlichen Prognoseinstituts ABARES nur 3,6 Mio. Tonnen Zucker - die niedrigste Menge seit fast 20 Jahren. Im Vorjahr waren 4,5 Mio. Tonnen erzielt worden. Für die kommende Ernte prognostiziert das Institut aufgrund der Flutnachwirkungen bisher 4 Mio. Tonnen. Selbst diese Schätzung könnte sich nun als zu optimistisch erweisen.
Am Montag konnte der meistgehandelte Kontrakt für Magerschwein (Fälligkeit April 2011) auf ein 24-Jahreshoch steigen. Südkorea, ein großer Abnehmer für US-Schweinefleisch, hat selbst mit einem Ausbruch der Maul- und Klauenseuche zu kämpfen und wird knapp 3 Mio. Tiere schlachten müssen. Dies dürfte den Importbedarf erheblich steigern. Dies kann bereits beobachtet werden und ist für die US-Exporteure ein positiver Ausblick, nachdem bereits die letzten offiziellen Daten für November 2010 so hohe Exporte an Schweinefleisch auswiesen wie zuletzt im Juni 2008.
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
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