Baumwolle so teuer wie zuletzt vor 150 Jahren
03.02.2011 | Eugen Weinberg
Energie
Die anhaltenden Unruhen in Ägypten ließen den Brentölpreis in der Nacht auf 103 USD je Barrel steigen, den höchsten Stand seit September 2008. Der WTI-Ölpreis handelt dagegen bei 91,4 USD je Barrel. Letzterer wird von den gestrigen US-Lagerdaten gebremst, so dass sich die Preisdifferenz zwischen den beiden Ölsorten wieder auf knapp 12 USD ausweitet hat. Gleichzeitig hat sich auch die WTI-Terminkurve weiter versteilert. Laut US-Energieministerium sind die US-Rohölvorräte in der letzten Woche um 2,6 Mio. Barrel gestiegen. Dies entsprach zwar den Erwartungen und lag unter dem vom API am Vortag berichteten Anstieg.
Bedenklich ist allerdings, dass der Lageraufbau erfolgte, obwohl die Importe zurückgingen und die Raffinerieauslastung deutlich anstieg. Beides hätte eigentlich für einen Rückgang der Rohölvorräte gesprochen. Zudem erreichten die Lagerbestände in Cushing ein Rekordhoch von mehr als 38 Mio. Barrel. Cushing ist der Auslieferungsort für WTI und damit für die Preisbildung von WTI maßgeblich. Aufgrund der höheren Rohölverarbeitung und einer geringeren Benzinnachfrage wurden die Benzinbestände deutlich um 6,2 Mio. Barrel aufgebaut. Diese erreichten mit 236 Mio. Barrel den höchsten Stand seit 18 Jahren. Die mehr als reichliche Versorgung der USA mit Rohöl und Ölprodukten dürfte zur Folge haben, dass der WTI-Preis verglichen mit Brent auch weiterhin nur unterproportional von den politischen Spannungen im Nahen Osten profitiert.
Kurzfristig könnte der WTI-Preis von einem Wintersturm profitieren, welcher im Mittleren Westen und Nordosten der USA einen höheren Heizbedarf zur Folge haben dürfte. Allerdings befinden sich auch die Destillatevorräte trotz des Abbaus um 1,6 Mio. Barrel in der vergangenen Woche weiterhin auf komfortablem Niveau.
Edelmetalle
Der Goldpreis fällt am Morgen dank eines zunehmenden Risikoappetits auf 1.330 USD je Feinunze. Der Konjunkturoptimismus hat somit wieder die Oberhand über die geopolitischen Risiken im Nahen Osten gewonnen. Letztere scheinen lediglich einem deutlicheren Preisrückgang entgegenzustehen. Aufgrund des chinesischen Neujahrsfestes ist die Nachfrage in Asien zudem geringer als üblich, wodurch Gold ein weiterer wichtiger Stützpfeiler derzeit fehlt. In Indien ist die Goldnachfrage weiterhin robust.
Die Goldimporte des weltgrößten Goldnachfragers stiegen im Januar vorläufigen Angaben der Bombay Bullion Association zufolge auf 40 Tonnen und lagen damit 18% höher als im Vorjahr. Zuletzt soll es zwar zu Gewinnmitnahmen seitens der Goldschmuckhalter gekommen sein. Auch für Februar erwartet die BBA aufgrund der Hochzeitssaison und der gestiegenen Ernteeinkommen der Landbevölkerung eine hohe Goldnachfrage, was den Goldpreis nach unten absichern sollte. Heute steht die EZB-Ratssitzung im Mittelpunkt des Interesses. Vor einem Monat überraschte EZB-Präsident Trichet mit unerwartet falkenhaften Kommentaren und löste damit die jüngste Preiskorrektur bei Gold maßgeblich mit aus. Sollte Trichet heute die Zinserhöhungserwartungen weiter schüren., könnte Gold nochmals unter Druck geraten. Denn mit steigenden Zinsen steigen auch die Opportunitätskosten der Goldhaltung.
Industriemetalle
Die Metallpreise bleiben dank der zuletzt positiven Konjunkturindikatoren in den USA gut unterstützt. Der Index der Londoner Metallbörse LMEX notiert nur noch geringfügig unter dem Hoch im Frühjahr 2008. Ausschlaggebend ist die Preisrallye am Kupfermarkt, wenngleich das rote Metall es gestern nicht schaffte, die Marke von 10.000 USD je Tonne zu durchbrechen. Preistreibend bleiben die Probleme auf der Angebotsseite.
Ein (kleiner) Tropfen auf den heißen Stein war gestern die Meldung von Antofagasta, eines der 10 führenden Kupferproduzenten, dass mit einer Produktion von 521 Tsd. Tonnen Kupfer das Ziel von 530 Tsd. Tonnen im Jahr 2010 verfehlt worden sei. Weil dies allerdings primär auf Instandhaltungsarbeiten zurückzuführen sei, hat das primär in Chile agierende Unternehmen sein Produktionsziel für das laufende Jahr auf 715 Tsd. Tonnen heraufgesetzt, was dann rund 4% des globalen Minenangebots entspräche.
Auch Zinn setzt seinen Höhenflug fort und notiert weiter über 30.000 USD je Tonne. Ebenso wie bei Kupfer stützen die Engpässe auf der Angebotsseite. Zuletzt meldete das peruanische Bergbauministerium, dass die Minenproduktion 2010 um knapp10% auf knapp 33.848 Tonnen gefallen sei. Peru ist mit 12% des weltweiten Minenangebots nach China und Indonesien das drittgrößte Produzentenland von Zinn.
In der gestrigen Präsentation ihrer Rohstoffstrategie hob die EU-Kommission hervor, dass der Abbau von Industriemineralien, insbesondere der von Seltenen Erden, in Europa vorangetrieben werden soll. Dazu wolle man beispielsweise die Genehmigungsverfahren straffen.
Agrarrohstoffe
Ersten Schätzungen zufolge soll durch den Jahrhundertzyklon Yasi die Hälfte der Zuckerrohrernte in der betroffenen Region vernichtet worden sein. Dies entspräche 15% der gesamten Ernte Australiens. Die Befürchtungen vor Ernteausfällen des drittgrößten Zuckerexporteurs hatten den Rohzuckerpreis bereits gestern kurzzeitig auf ein 30-Jahreshoch von 36 US-Cents je Pfund steigen lassen. Die Angebotsrisiken sollten daher bereits größtenteils berücksichtigt sein. Der Preis könnte aufgrund der verbliebenen Unsicherheit zwar kurzfristig nochmals bis auf 36-37 US-Cents steigen. Sofern keine neuen Angebotsrisiken in Form von noch größeren Ernteausfällen oder Folgeschäden für die nächste Ernte auftreten, sollte dies jedoch die Spitze darstellen und der Zuckerpreis danach allmählich nachgeben.
Die Preisrallye bei Baumwolle nimmt allmählich panikartige Züge an. Heute steigt der Preis um weitere 2% auf ein Rekordhoch von 181 US-Cents je Pfund, nachdem bereits gestern die erlaubte Tagesobergrenze erreicht wurde. Seit Mitte Januar hat der Baumwollpreis um knapp 30% zugelegt. Morgen gibt der National Cotton Council der USA die Ergebnisse seiner Umfrage zu den Anbauplänen bekannt. Erwartet wird eine Flächenausweitung um 15% auf ein 5-Jahreshoch. Wir sehen den Baumwollpreis bereits in einer Übertreibungsphase und rechnen mit einem deutlichen Preisrückgang in den kommenden Monaten.
DOE Daten: US-Lagerbestände Rohöl, Ölprodukte und Erdgas
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Die anhaltenden Unruhen in Ägypten ließen den Brentölpreis in der Nacht auf 103 USD je Barrel steigen, den höchsten Stand seit September 2008. Der WTI-Ölpreis handelt dagegen bei 91,4 USD je Barrel. Letzterer wird von den gestrigen US-Lagerdaten gebremst, so dass sich die Preisdifferenz zwischen den beiden Ölsorten wieder auf knapp 12 USD ausweitet hat. Gleichzeitig hat sich auch die WTI-Terminkurve weiter versteilert. Laut US-Energieministerium sind die US-Rohölvorräte in der letzten Woche um 2,6 Mio. Barrel gestiegen. Dies entsprach zwar den Erwartungen und lag unter dem vom API am Vortag berichteten Anstieg.
Bedenklich ist allerdings, dass der Lageraufbau erfolgte, obwohl die Importe zurückgingen und die Raffinerieauslastung deutlich anstieg. Beides hätte eigentlich für einen Rückgang der Rohölvorräte gesprochen. Zudem erreichten die Lagerbestände in Cushing ein Rekordhoch von mehr als 38 Mio. Barrel. Cushing ist der Auslieferungsort für WTI und damit für die Preisbildung von WTI maßgeblich. Aufgrund der höheren Rohölverarbeitung und einer geringeren Benzinnachfrage wurden die Benzinbestände deutlich um 6,2 Mio. Barrel aufgebaut. Diese erreichten mit 236 Mio. Barrel den höchsten Stand seit 18 Jahren. Die mehr als reichliche Versorgung der USA mit Rohöl und Ölprodukten dürfte zur Folge haben, dass der WTI-Preis verglichen mit Brent auch weiterhin nur unterproportional von den politischen Spannungen im Nahen Osten profitiert.
Kurzfristig könnte der WTI-Preis von einem Wintersturm profitieren, welcher im Mittleren Westen und Nordosten der USA einen höheren Heizbedarf zur Folge haben dürfte. Allerdings befinden sich auch die Destillatevorräte trotz des Abbaus um 1,6 Mio. Barrel in der vergangenen Woche weiterhin auf komfortablem Niveau.
Edelmetalle
Der Goldpreis fällt am Morgen dank eines zunehmenden Risikoappetits auf 1.330 USD je Feinunze. Der Konjunkturoptimismus hat somit wieder die Oberhand über die geopolitischen Risiken im Nahen Osten gewonnen. Letztere scheinen lediglich einem deutlicheren Preisrückgang entgegenzustehen. Aufgrund des chinesischen Neujahrsfestes ist die Nachfrage in Asien zudem geringer als üblich, wodurch Gold ein weiterer wichtiger Stützpfeiler derzeit fehlt. In Indien ist die Goldnachfrage weiterhin robust.
Die Goldimporte des weltgrößten Goldnachfragers stiegen im Januar vorläufigen Angaben der Bombay Bullion Association zufolge auf 40 Tonnen und lagen damit 18% höher als im Vorjahr. Zuletzt soll es zwar zu Gewinnmitnahmen seitens der Goldschmuckhalter gekommen sein. Auch für Februar erwartet die BBA aufgrund der Hochzeitssaison und der gestiegenen Ernteeinkommen der Landbevölkerung eine hohe Goldnachfrage, was den Goldpreis nach unten absichern sollte. Heute steht die EZB-Ratssitzung im Mittelpunkt des Interesses. Vor einem Monat überraschte EZB-Präsident Trichet mit unerwartet falkenhaften Kommentaren und löste damit die jüngste Preiskorrektur bei Gold maßgeblich mit aus. Sollte Trichet heute die Zinserhöhungserwartungen weiter schüren., könnte Gold nochmals unter Druck geraten. Denn mit steigenden Zinsen steigen auch die Opportunitätskosten der Goldhaltung.
Industriemetalle
Die Metallpreise bleiben dank der zuletzt positiven Konjunkturindikatoren in den USA gut unterstützt. Der Index der Londoner Metallbörse LMEX notiert nur noch geringfügig unter dem Hoch im Frühjahr 2008. Ausschlaggebend ist die Preisrallye am Kupfermarkt, wenngleich das rote Metall es gestern nicht schaffte, die Marke von 10.000 USD je Tonne zu durchbrechen. Preistreibend bleiben die Probleme auf der Angebotsseite.
Ein (kleiner) Tropfen auf den heißen Stein war gestern die Meldung von Antofagasta, eines der 10 führenden Kupferproduzenten, dass mit einer Produktion von 521 Tsd. Tonnen Kupfer das Ziel von 530 Tsd. Tonnen im Jahr 2010 verfehlt worden sei. Weil dies allerdings primär auf Instandhaltungsarbeiten zurückzuführen sei, hat das primär in Chile agierende Unternehmen sein Produktionsziel für das laufende Jahr auf 715 Tsd. Tonnen heraufgesetzt, was dann rund 4% des globalen Minenangebots entspräche.
Auch Zinn setzt seinen Höhenflug fort und notiert weiter über 30.000 USD je Tonne. Ebenso wie bei Kupfer stützen die Engpässe auf der Angebotsseite. Zuletzt meldete das peruanische Bergbauministerium, dass die Minenproduktion 2010 um knapp10% auf knapp 33.848 Tonnen gefallen sei. Peru ist mit 12% des weltweiten Minenangebots nach China und Indonesien das drittgrößte Produzentenland von Zinn.
In der gestrigen Präsentation ihrer Rohstoffstrategie hob die EU-Kommission hervor, dass der Abbau von Industriemineralien, insbesondere der von Seltenen Erden, in Europa vorangetrieben werden soll. Dazu wolle man beispielsweise die Genehmigungsverfahren straffen.
Agrarrohstoffe
Ersten Schätzungen zufolge soll durch den Jahrhundertzyklon Yasi die Hälfte der Zuckerrohrernte in der betroffenen Region vernichtet worden sein. Dies entspräche 15% der gesamten Ernte Australiens. Die Befürchtungen vor Ernteausfällen des drittgrößten Zuckerexporteurs hatten den Rohzuckerpreis bereits gestern kurzzeitig auf ein 30-Jahreshoch von 36 US-Cents je Pfund steigen lassen. Die Angebotsrisiken sollten daher bereits größtenteils berücksichtigt sein. Der Preis könnte aufgrund der verbliebenen Unsicherheit zwar kurzfristig nochmals bis auf 36-37 US-Cents steigen. Sofern keine neuen Angebotsrisiken in Form von noch größeren Ernteausfällen oder Folgeschäden für die nächste Ernte auftreten, sollte dies jedoch die Spitze darstellen und der Zuckerpreis danach allmählich nachgeben.
Die Preisrallye bei Baumwolle nimmt allmählich panikartige Züge an. Heute steigt der Preis um weitere 2% auf ein Rekordhoch von 181 US-Cents je Pfund, nachdem bereits gestern die erlaubte Tagesobergrenze erreicht wurde. Seit Mitte Januar hat der Baumwollpreis um knapp 30% zugelegt. Morgen gibt der National Cotton Council der USA die Ergebnisse seiner Umfrage zu den Anbauplänen bekannt. Erwartet wird eine Flächenausweitung um 15% auf ein 5-Jahreshoch. Wir sehen den Baumwollpreis bereits in einer Übertreibungsphase und rechnen mit einem deutlichen Preisrückgang in den kommenden Monaten.
DOE Daten: US-Lagerbestände Rohöl, Ölprodukte und Erdgas
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.