Japan: "Accident waiting to happen"
07.02.2011 | Robert Rethfeld
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Ein schwacher Yen würde einen ansteigenden Dollar/Yen zur Folge haben. Der Blick auf die folgende Grafik zeigt eine aktuell interessante charttechnische Konstellation.Der Dollar/Yen befindet sich in der Endphase einer Dreiecksbildung. Ein Ausbruch in die eine oder andere Richtung steht unmittelbar bevor. Folgt der Dollar/Yen dem Muster der Bonitätsabstufung, so müsste er aus seinem kleinen Dreieck nach oben ausbrechen (siehe Pfeil obiger Chart).
Der Blick auf den Langfirstchart zeigt, dass das Währungspaar auf einer Unterstützung aus dem Jahr 1995 notiert (rote Linie folgender Chart).
Im großen Bild würde die 80-Punkte-Marke eine zuverlässige Unterstützung bieten.
Japan ist ein "Accident waiting to happen". Sobald die japanische Regierung durchschnittlich 2,6% oder mehr Rendite an ihre Gläubiger zahlen muss, ist der Point of no return erreicht: Japan wäre insolvent.
Von derartigen Renditen ist das Land noch ein gutes Stück entfernt. Der Trend macht jedoch die Musik. Würde die japanische Rendite ihren Aufwärtstrend fortsetzen, könnte dies ein Zeichen einer beginnenden Flucht aus japanischen Anleihen sein. Würde zudem der Dollar/Yen steigen und damit der Yen schwächer werden, wäre erkennbar, dass das internationale Kapital - und möglicherweise auch die japanischen Anleger - den japanischen Yen nicht mehr als "sicheren Hafen" ansehen.
Fazit: Nachdem den Investoren der Anstieg der japanischen Staatsverschuldung jahrelang egal war und sie stattdessen den Yen aufgrund der niedrigen japanischen Zinsen als Carry-Währung nutzten, könnte jetzt eine Entwicklung steigender japanischer Renditen in Gang kommen, die anzeigen würde, dass das Vertrauen in japanische Staatsanleihen sinkt. Ausländische Investoren würden den Yen verkaufen und stattdessen Dollar oder Euro erwerben. Diese Umschichtung würde Dollar/Yen bzw. wohl auch Euro/Yen stärken. Noch ist eine solche Entwicklung jungfräulich. Käme es tatsächlich zu einem Ausbruch aus dem charttechnischen Dollar/Yen-Dreieck nach oben, so könnte damit die beschriebene Entwicklung in Gang kommen. Es wäre nicht das erste Mal, dass eine an sich bedeutende Meldung an den Märkten zunächst ignoriert wird, bevor deren Bedeutung in vollem Umfang erkannt wird und schließlich auf die Märkte durchschlägt.
Eine solche Entwicklung würde - sobald deren Bedeutung erkannt wird - negative Auswirkungen auf die Entwicklung der weltweiten Finanzmärkte haben. Im Vergleich zu Japan ist die griechische Tragödie ein fröhliches Kinderspiel.
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© Robert Rethfeld
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