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Hoher Risikoappetit beflügelt Interesse der Anleger

07.02.2011  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis kann am Morgen wieder über die Marke von 100 USD je Barrel steigen, nachdem er am späten Freitag nach schwächer als erwartet ausgefallenen US-Arbeitsmarktdaten infolge von Gewinnmitnahmen kurz vor dem Wochenende unter diese Marke gefallen war. Da dieser Preisrückgang nur auf den Energiesektor beschränkt blieb und sich nicht auf andere Rohstoffsektoren erstreckte, kann nicht von einer allgemeinen Eintrübung der Marktstimmung bzw. des Risikoappetits gesprochen werden. Aufgrund der anhaltenden Proteste im Nahen Osten bleiben die Ölpreise nach unten gut abgesichert. Die Unruhen in Ägypten hatten auch Auswirkungen auf das Verhalten der spekulativen Finanzanleger. Diese setzen angesichts der Unsicherheit über die möglichen Auswirkungen auf das Ölangebot wieder stärker auf steigende Ölpreise.

In der Woche zum 1. Februar stiegen die spekulativen Netto-Long-Positionen bei Rohöl erstmals seit drei Wochen wieder um 21 Tsd. auf 176.448 Kontrakte. Diese Tendenz dürfte sich bis zur Korrektur am Freitag fortgesetzt haben. Ein hochrangiger Vertreter aus Kuwait sagte am Wochenende, dass der Ölpreis über die Marke von 110 USD je Barrel steigen könnte, falls die Krise in Ägypten andauert. Ein solcher Anstieg ist in der Tat nicht auszuschließen, würde aber eine weitere Verschärfung bzw. Ausweitung der Krise erforderlich machen. Zudem stellt sich die Frage, inwieweit die OPEC einem solchen Preisanstieg tatenlos zuschauen würde. Die Aussage Irans, dass auch bei einem Preis von 120 USD keine Notwendigkeit für ein außergewöhnliches OPEC-Treffen bestehen würde, ist kaum als repräsentativ zu bezeichnen.


Edelmetalle

Die spekulativen Finanzanleger ziehen sich weiter vom Goldmarkt zurück, wodurch der hohe Risikoappetit der Marktteilnehmer ausgedrückt wird. In der Woche zum 1. Februar haben sie ihre Netto-Long-Positionen um gut 10% bzw. 14,5 Tsd. auf 123,7 Tsd. Kontrakte abgebaut. Dies entspricht dem niedrigsten Stand seit Anfang Mai 2009. Der zwischenzeitliche Rückgang des Goldpreises auf 1.308 USD je Feinunze in der Beobachtungsperiode dürfte damit maßgeblich durch den Rückzug der Spekulanten bedingt gewesen sein. Da die Netto-Long-Positionen mittlerweile 100 Tsd. Kontrakte unter dem Hoch vom Oktober liegen, sollte der Druck auf den Goldpreis von dieser Seite her allmählich nachlassen.

Bei Silber ist ein gegenläufiges Bild zu beobachten. Hier spiegelt sich der Optimismus der Marktteilnehmer in einem deutlichen Ausbau der Netto-Long-Positionen wider. Diese wurden um 25% bzw. knapp 5 Tsd. auf 24,2 Tsd. Kontrakte und damit ein 5-Wochenhoch erhöht. Der Silberpreis reagierte in diesem Zeitraum mit einem Aufschlag von rund 6% und notiert mittlerweile wieder in der Nähe der 30 USD-Marke. Die Netto-Long-Positionen liegen aber immer noch 50% unter dem Rekordhoch von Ende September, so dass ein möglicher weiterer Aufbau deutliches Preissteigerungspotenzial impliziert.

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Industriemetalle

Die Metallpreise starten teilweise mit deutlichen Zugewinnen in die neue Handelswoche. Nachdem Kupfer am Freitag die psychologisch wichtige Marke von 10.000 USD je Tonne überwunden hatte, steigt das rote Metall zunächst weiter und markiert bei über 10.100 USD ein neues Rekordhoch. Im Fahrwasser von Kupfer ziehen auch die anderen Metalle mit, insbesondere Zinn und Nickel. Dass der Risikoappetit der Marktteilnehmer wieder zunimmt, zeigt unter anderem die am Freitagabend veröffentlichte Statistik der CFTC zur Marktpositionierung spekulativer Finanzanleger. Diese haben in der Woche zum 1. Februar im Falle von Kupfer ihre Netto-Long-Positionen um knapp 14% bzw. 4 Tsd. auf 32 Tsd. Kontrakte ausgebaut.

Gemäß Einschätzung des weltweit größten börsennotierten Kupferproduzenten, Freeport McMoRan, bleibt der globale Kupfermarkt auch über das laufende Jahr hinaus höchst angespannt. Das Angebot dürfte in absehbarer Zeit knapp bleiben, da die Minenindustrie nicht schnell genug auf die sich erholende Nachfrage reagiert und zudem mit rückläufigen Metallgehalten in den Erzen zu kämpfen hat. Darüber hinaus zieht die Nachfrage nach Kupfer seit einigen Monaten deutlich an, und zwar nicht nur in China, sondern laut Angaben von Freeport beispielsweise auch in den USA. Der Kupferpreis dürfte daher gut unterstützt bleiben. Nach den kräftigen Preisanstiegen der vergangenen Monate könnte die Luft auf dem aktuellen Niveau allerdings dünner werden.


Agrarrohstoffe

Am Freitag legten die Notierungen für Mais in Chicago um 2,4% zu. Die Schätzung der Industrievereinigung US Grains Council, wonach China in diesem Jahr bis zu 9 Mio. Tonnen Mais importieren könnte, beflügelt die Fantasie. Das US- Landwirtschaftsministerium rechnet bisher in seinen Prognosen allerdings nur mit 1 Mio. Tonnen. Die angespannte Lagersituation, die hohe Nachfrage aus dem Bereich der Ethanolerzeugung und ein u.a. durch Argentinien getrübter Produktionsausblick stützen den Maispreis. Dies macht sich auch in der Marktpositionierung der spekulativen Finanzanleger bemerkbar, welche ihre Netto-Long-Positionen in der Woche zum 1. Februar um 13,4 Tsd. auf einen Rekordwert von 384.207 Kontrakte ausgeweitet haben.

Die aus der Umfrage des National Cotton Council unter US-Produzenten hervorgehende Flächenausweitung von 14% sollte das diesjährige Angebot an US-Baumwolle nochmals deutlich vergrößern. Mit 12,5 Mio. Morgen hätte sich die Baumwollfläche gegenüber dem langjährigen Tiefpunkt von 9 Mio. Morgen aus dem Jahr 2009 deutlich entfernt. Im letzten Jahr lag die US-Baumwollproduktion nach Flächenausdehnung und bei höheren Erträgen um 50% über der des Vorjahres. Dies spricht für einen deutlichen Rückgang der Baumwollpreise im Verlauf des Jahres. Kurzfristig ist allerdings noch keine Entspannung zu erwarten.


CFTC Daten: Netto-Long Positionen spekulativer Finanzanleger vs. Preis
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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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