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Trotz Rekordnachfrage besteht keine Ölknappheit

11.02.2011  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis handelt am Morgen etwas fester bei 101,5 USD je Barrel. WTI-Rohöl kann auf 87,5 USD je Barrel steigen. Die Preisdifferenz zwischen den beiden Ölsorten, welche gestern zwischenzeitlich ein Rekordniveau von 16 USD erreichte, hat sich somit etwas verringert. Die Ölpreise dürften zunächst weiter steigen, da nach dem nicht erfolgten Rücktritt des ägyptischen Präsidenten Mubarak mit einer Verschärfung der Protestwelle in diesem wichtigen Transitland für den weltweiten Ölhandel zu rechnen ist. Zudem besteht weiterhin das Risiko eines Überschwappens der Unruhen auf andere Länder der Region.

Gerüchte über das Ableben des saudischen Königs wurden gestern zwar vom saudischen Königshaus umgehend dementiert, haben den Markt aber zusätzlich sensibilisiert. Die Internationale Energieagentur hat gestern die Prognose für die weltweite Ölnachfrage in diesem Jahr nochmals leicht nach oben revidiert und erwartet nun einen Anstieg um 1,5 Mio. Barrel pro Tag, nach einem Anstieg um 2,8 Mio. Barrel pro Tag im Jahr 2010. Ende 2011 soll die globale Ölnachfrage erstmals die Marke von 90 Mio. Barrel pro Tag überschreiten.

Die robuste Nachfrage machte sich Ende 2010 auch in einem Abbau der Lagerbestände bemerkbar, welche im Dezember auf ein 2-Jahrestief fielen. Die IEA geht allerdings davon aus, dass das Angebot 2011 mit der Nachfrage Schritt halten kann. Die OPEC hat eigenen Angaben und der IEA zufolge im Januar soviel Öl gefördert wie seit zwei Jahren nicht mehr. Der Bedarf an OPEC-Öl wird von der IEA in diesem Jahr auf 29,9 Mio. Barrel pro Tag beziffert. Das entspricht in etwa der derzeitigen OPEC-Produktion. Rein fundamental ist ein weiterer Preisanstieg daher nicht gerechtfertigt.


Edelmetalle

Nach anfänglichen Verlusten konnte sich der Goldpreis gestern im weiteren Tagesverlauf erholen und notiert heute Morgen wieder bei rund 1.365 USD je Feinunze. In Euro gerechnet hat Gold die Marke von 1.000 EUR je Feinunze zurückerobert. Die abermalige Verschärfung der Lage in Ägypten dürfte der Nachfrage nach Gold einen zusätzlichen Schub verleihen. Die Rede von Präsident Mubarak wurde nicht nur in Ägypten selbst enttäuschend aufgenommen. Zudem ist die Gefahr einer Ausweitung der Unruhen auf andere Länder in der Region nicht zu unterschätzen.

Der Goldpreis sollte daher in etwa auf dem aktuellen Niveau gut unterstützt sein. Heute Abend nach Handelsschluss veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde CFTC die wöchentlichen Daten zur Marktpositionierung spekulativer Finanzanleger. Nach dem starken Abbau der Netto-Long-Positionen in den vergangenen Monaten könnte es in der Betrachtungsperiode im Zuge der Unruhen und des niedrigeren Preisniveaus wieder zu einer Ausweitung der Wetten auf steigende Preise gekommen sein.

Die von Bloomberg erfassten Platin-ETFs haben gestern den zweiten Tag in Folge hohe Zuflüsse verzeichnet. Die Bestände stiegen auf mehr als 1,3 Mio. Unzen. Auch wenn sich der Platinpreis davon gestern unbeeindruckt zeigte und sogar nachgab, dürfte er allgemein betrachtet durch diesen Trend gut unterstützt bleiben.


Industriemetalle

Am Kassamarkt ist der Preis für Eisenerz gestern auf 188 USD je Tonne und damit den höchsten Stand seit Beginn dieser Datenreihe Ende 2008 gestiegen. Neben einer hohen Nachfrage nach dem Material, das zur Stahlverarbeitung benötigt wird, tragen Sorgen zum jüngsten Preisanstieg bei, dass Indien seine Exporte von Eisenerz weiter reduziert. In Orissa, dem größten Bundesstaat in Bezug auf die Produktion von Eisenerz, geht die indische Regierung erfolgreich gegen den illegalen Minenabbau vor. Dies hat dazu geführt, dass im letzten Jahr die Produktion in Orissa um nahezu 50% eingebrochen ist.

Zudem betreiben die indischen Stahlhersteller derzeit eine starke Lobby-Arbeit, um die Eisenerzexporte gänzlich zu unterbinden. So sollen zum einen die inländische Versorgung verbessert und zum anderen weitere deutliche Preissteigerungen des Rohmaterials im Land eingedämmt werden. Indien war laut Angaben des Statistikbüros für Eisen und Stahl mit 114 Mio. Tonnen 2009 nach Australien und Brasilien der weltweit drittgrößte Exporteur von Eisenerz.

Der Baltic Dry Index, der die Frachtraten für Schüttguttransporte misst, hat seinen Abwärtstrend zunächst gestoppt. Seit seinem Tief vor einer Woche ist er um 9% gestiegen. Dies dürfte im Wesentlichen auf zwei Faktoren zurückzuführen sein: Zum einen entspannt sich die Lage in Australien nach den schweren Überflutungen, so dass wieder Schiffe insbesondere mit Kohle und Getreide beladen werden können. Zum anderen steht eine saisonal starke Nachfrageperiode in China bevor, in der viele Schiffe gechartert werden dürften.


Agrarrohstoffe

Der Baumwollpreis kennt weiterhin nur eine Richtung. Am Morgen stieg der Preis für die pflanzliche Faser auf 1,9 USD je Pfund, den höchsten Stand seit 150 Jahren. Das Erreichen der 2-USD-Marke scheint nur noch eine Frage der Zeit. Das US-Landwirtschaftsministerium hatte Mitte der Woche die zum Ende des Erntejahres verbliebenen US-Baumwolllagerbestände unverändert auf 414 Tsd. Tonnen beziffert, was dem niedrigsten Bestand seit Beginn der Aufzeichnungen vor fünfzig Jahren entspricht. Gleichzeitig verdichten sich die Anzeichen, dass das Angebot außerhalb der USA ebenfalls knapper ist als bislang angenommen.

So berichten Baumwollfarmer in Indien von regenbedingt deutlich niedrigeren Erträgen. Dies dürfte sich in einer Abwärtsrevision der Ernteschätzung niederschlagen. Bislang geht das indische Landwirtschaftsminsiterium von einer Rekordbaumwollproduktion des zweitgrößten Exportlandes in Höhe von 5,76 Mio. Tonnen aus. Die Schätzungen des USDA und des Cotton Advisory Board liegen nur leicht darunter. Die Baumwollanlieferungen lassen laut der Vereinigung der Baumwollproduzenten der größten indischen Anbauprovinz Gujarat dagegen lediglich ein Produktionsvolumen von 5,2 Mio. Tonnen erwarten. Somit ist auch fraglich, ob die indischen Baumwollexporte das erlaubte Niveau von 935 Tsd. Tonnen überhaupt erreichen. Eine Anhebung der Quote ist zudem unwahrscheinlich geworden.

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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