Interview mit Jim Rickards: Inflation und Währungskriege (Teil 2)
14.02.2011 | Ron Hera
Den ersten Teil des Interviews mit Jim Rickards: "Inflation und Währungskriege" können sie hier lesen.
Hera: Die Federal Reserve möchte also Inflation, um den Banken, die schlechte Kredite vergaben, zu helfen?
Jim Rickards: Die Fed erhofft sich eine ganze Reihe von Dingen: Erstens hofft sie, dass die Inflation zurückkehrt, damit zumindest die Nominalwerte wieder in die Nähe der Niveaus kommen, bei denen diese Kredite vergeben wurden. Sicher, der ganze reale Wert hat sich abgetragen, aber wen kümmert’s? Als Bank möchte man nur diesen Nominalwert, damit man keinen Verlust machen muss und die entstehenden Kapitalprobleme umgehen kann. Sie hofft zweitens, dass die Banken - wegen der steilen Zinskurve - genug verdienen können, um mit ihren Problemen fertig zu werden und um Rücklagen für die schlechten Kredite bilden zu können. Sie betreiben die 0%-Zinspolitik ganz klar mit zwei Dingen im Hinterkopf: Die Fed möchte Inflation, um den Banken zu Hilfe zu kommen und um ihnen Zeit zur Erholung zu geben.
Hera: Würde die Inflation aber nicht auch den realen Wert der US-Staatsschulden verringern?
Jim Rickards: Die Vereinigten Staaten haben Verpflichtungen von weit über 100 Billionen $. Das sind jetzt nicht alles verbriefte Schulden, die eigentlichen Schulden sind viel geringer - man zählt aber auch noch die Eventualverbindlichkeiten aus der Sozialversicherung, Medicare, Medicaid, Fannie Mae, Freddie Mac, der Federal Housing Authority (FHA), der Federal Home Loan Bank, den Studentenkrediten etc., etc… Die Liste der Verpflichtungen kann viel weiter geführt werden. Die Zahl liegt deutlich über 100 Billionen $. Gut, nun ist das alles nicht sofort in den nächsten Jahren fällig, hier geht es um Verpflichtungen über 20 Jahre; trotzdem muss man erklären, woher wir in den nächsten 20 Jahren das Wachstum bekommen werden, um diesen Verpflichtungen nachkommen zu können. Das ist schwer vorstellbar.
Hera: Mit Wirtschaftswachstum können sich die USA also nicht ihren Weg aus der Verschuldung bahnen?
Jim Rickards: Ich sehe keine machbare Kombination aus Wachstum und Steuern, die am Ende genug Einnahmen bringen, um die Schulden zu begleichen. Man warnt immer vor der Schuldenfalle, aber für mich ist es schon zu spät. Wir sind schon in’s Schuldenloch gefallen, aus dem es mathematisch unmöglich ist, wieder herauszukommen. Die Schulden türmen sich schneller auf als Wachstum entsteht, und Steuererhöhungen sind keine Lösung, weil sie das Wachstum kaputt machen - es lässt sich also nicht erreichen.
Hera: Was kann die US-Bundesregierung angesichts ihrer Schulden jetzt machen?
Jim Rickards: Es gibt zwei Möglichkeiten, mit diesen Schulden umzugehen. Die eine ist der Ausfall, man bezahlt einfach nicht. Die andere Möglichkeit ist natürlich die, die von der Regierung bevorzugt wird - Inflation. Man sagt: Ok, hier habt Ihr Eure Billion Dollar, viel Glück noch, damit Ihr Euch ein Brot davon kaufen könnt; sie wird dann einfach nicht mehr viel wert sein. So wird es gemacht, und das ist auch ein weiterer Grund, warum Bernanke die Inflation will. Natürlich will er keine Hyperinflation, er möchte keine 10%, er braucht auch keine 10%. Mit 4% über 17 Jahre hätte man den Wert der Schulden halbiert. Also, die genannten 100 Billionen $ würden dann real eher zu 50 Billionen $ werden, was immer noch eine mächtige Zahl ist, aber viel leichter zu handhaben als 100 Billionen $. Bernanke sagt, er möchte 2% oder etwas weniger. Das ist meiner Meinung nach unaufrichtig, ich denke, er will eher in den Bereich von 3% oder 4%, damit würde sich, über einen Zeitraum von 15 bis 20 Jahren, der Wert der Schulden real sehr deutlich reduzieren lassen.
Hera: Wenn die USA den Dollar entwerten, warum ist die Nachfrage nach US-Staatsanleihen dann so stark?
Jim Rickards: Die Auktionen für US-Staatsanleihen laufen deshalb so gut, weil die Fed kauft. Überlegen Sie doch, was genau bei quantitativen Lockerungen passiert: Der Umfang der quantitativen Lockerungen in den sechs Monaten von November bis Juni entspricht annähernd dem Staatsdefizit für diesen Zeitraum. Das Staatsdefizit beläuft sich auf ca. 1,4 Billionen $ pro Jahr, die Hälfte davon wären 700 Milliarden $, und die Fed will 600 Milliarden $ kaufen. Ich gehe übrigens nicht davon aus, dass im Juni Schluss ist, und die Fed hat auch nie gesagt, im Juni würde Schluss sein.
Sie sagte, wir beabsichtigen, zwischen November und Juni staatliche Schuldverschreibungen im Umfang von 600 Milliarden $ zu kaufen, aber an keiner Stelle wurde gesagt, die absolute Obergrenze läge bei 600 Milliarden $. Die Fed sagte nur, sie würde über die kommenden 6 Monate monatlich Papiere im Wert von ca. 75 Milliarden $ ankaufen. Ich denke nicht, dass sie es dabei belassen wird. Meiner Ansicht nach ist es viel wahrscheinlicher, dass es ein 1-Billionen $-Plus-Programm wird, und keine 600 Milliarden $.
Hera: Die Federal Reserve möchte also Inflation, um den Banken, die schlechte Kredite vergaben, zu helfen?
Jim Rickards: Die Fed erhofft sich eine ganze Reihe von Dingen: Erstens hofft sie, dass die Inflation zurückkehrt, damit zumindest die Nominalwerte wieder in die Nähe der Niveaus kommen, bei denen diese Kredite vergeben wurden. Sicher, der ganze reale Wert hat sich abgetragen, aber wen kümmert’s? Als Bank möchte man nur diesen Nominalwert, damit man keinen Verlust machen muss und die entstehenden Kapitalprobleme umgehen kann. Sie hofft zweitens, dass die Banken - wegen der steilen Zinskurve - genug verdienen können, um mit ihren Problemen fertig zu werden und um Rücklagen für die schlechten Kredite bilden zu können. Sie betreiben die 0%-Zinspolitik ganz klar mit zwei Dingen im Hinterkopf: Die Fed möchte Inflation, um den Banken zu Hilfe zu kommen und um ihnen Zeit zur Erholung zu geben.
Hera: Würde die Inflation aber nicht auch den realen Wert der US-Staatsschulden verringern?
Jim Rickards: Die Vereinigten Staaten haben Verpflichtungen von weit über 100 Billionen $. Das sind jetzt nicht alles verbriefte Schulden, die eigentlichen Schulden sind viel geringer - man zählt aber auch noch die Eventualverbindlichkeiten aus der Sozialversicherung, Medicare, Medicaid, Fannie Mae, Freddie Mac, der Federal Housing Authority (FHA), der Federal Home Loan Bank, den Studentenkrediten etc., etc… Die Liste der Verpflichtungen kann viel weiter geführt werden. Die Zahl liegt deutlich über 100 Billionen $. Gut, nun ist das alles nicht sofort in den nächsten Jahren fällig, hier geht es um Verpflichtungen über 20 Jahre; trotzdem muss man erklären, woher wir in den nächsten 20 Jahren das Wachstum bekommen werden, um diesen Verpflichtungen nachkommen zu können. Das ist schwer vorstellbar.
Hera: Mit Wirtschaftswachstum können sich die USA also nicht ihren Weg aus der Verschuldung bahnen?
Jim Rickards: Ich sehe keine machbare Kombination aus Wachstum und Steuern, die am Ende genug Einnahmen bringen, um die Schulden zu begleichen. Man warnt immer vor der Schuldenfalle, aber für mich ist es schon zu spät. Wir sind schon in’s Schuldenloch gefallen, aus dem es mathematisch unmöglich ist, wieder herauszukommen. Die Schulden türmen sich schneller auf als Wachstum entsteht, und Steuererhöhungen sind keine Lösung, weil sie das Wachstum kaputt machen - es lässt sich also nicht erreichen.
Hera: Was kann die US-Bundesregierung angesichts ihrer Schulden jetzt machen?
Jim Rickards: Es gibt zwei Möglichkeiten, mit diesen Schulden umzugehen. Die eine ist der Ausfall, man bezahlt einfach nicht. Die andere Möglichkeit ist natürlich die, die von der Regierung bevorzugt wird - Inflation. Man sagt: Ok, hier habt Ihr Eure Billion Dollar, viel Glück noch, damit Ihr Euch ein Brot davon kaufen könnt; sie wird dann einfach nicht mehr viel wert sein. So wird es gemacht, und das ist auch ein weiterer Grund, warum Bernanke die Inflation will. Natürlich will er keine Hyperinflation, er möchte keine 10%, er braucht auch keine 10%. Mit 4% über 17 Jahre hätte man den Wert der Schulden halbiert. Also, die genannten 100 Billionen $ würden dann real eher zu 50 Billionen $ werden, was immer noch eine mächtige Zahl ist, aber viel leichter zu handhaben als 100 Billionen $. Bernanke sagt, er möchte 2% oder etwas weniger. Das ist meiner Meinung nach unaufrichtig, ich denke, er will eher in den Bereich von 3% oder 4%, damit würde sich, über einen Zeitraum von 15 bis 20 Jahren, der Wert der Schulden real sehr deutlich reduzieren lassen.
Hera: Wenn die USA den Dollar entwerten, warum ist die Nachfrage nach US-Staatsanleihen dann so stark?
Jim Rickards: Die Auktionen für US-Staatsanleihen laufen deshalb so gut, weil die Fed kauft. Überlegen Sie doch, was genau bei quantitativen Lockerungen passiert: Der Umfang der quantitativen Lockerungen in den sechs Monaten von November bis Juni entspricht annähernd dem Staatsdefizit für diesen Zeitraum. Das Staatsdefizit beläuft sich auf ca. 1,4 Billionen $ pro Jahr, die Hälfte davon wären 700 Milliarden $, und die Fed will 600 Milliarden $ kaufen. Ich gehe übrigens nicht davon aus, dass im Juni Schluss ist, und die Fed hat auch nie gesagt, im Juni würde Schluss sein.
Sie sagte, wir beabsichtigen, zwischen November und Juni staatliche Schuldverschreibungen im Umfang von 600 Milliarden $ zu kaufen, aber an keiner Stelle wurde gesagt, die absolute Obergrenze läge bei 600 Milliarden $. Die Fed sagte nur, sie würde über die kommenden 6 Monate monatlich Papiere im Wert von ca. 75 Milliarden $ ankaufen. Ich denke nicht, dass sie es dabei belassen wird. Meiner Ansicht nach ist es viel wahrscheinlicher, dass es ein 1-Billionen $-Plus-Programm wird, und keine 600 Milliarden $.