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Goldnachfrage steigt auf 10-Jahreshoch

17.02.2011  |  Eugen Weinberg
Energie

Brent konnte zeitweise auf 104,5 USD je Barrel steigen und damit auf den höchsten Stand seit September 2008. Die Unruhen in den arabischen Ländern haben mittlerweile auch das wichtige Ölproduzentenland Libyen erreicht, was die Sorgen vor Lieferausfällen verstärkt. Davon profitiert Brent stärker als WTI, welches aktuell bei 85 USD je Barrel gehandelt wird. Der gestrige Lagerbericht des US-Energieministeriums hatte zur Folge, dass sich die Preisdifferenz zwischen den vergleichbaren Terminkontrakten von Brent und WTI wieder auf 16 USD ausgeweitet hat.

Das DOE berichtete von einem Anstieg der US-Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche um 860 Tsd. Barrel. Die Rohölvorräte in Cushing stiegen um 250 Tsd. Barrel und nähern sich damit wieder dem Rekordniveau von Ende Januar. Maßgeblich für den Lageraufbau war ein deutlicher Rückgang der Raffinerieauslastung. Ein noch stärkerer Lageraufbau wurde durch rückläufige Importe verhindert. Die geringere Raffinerietätigkeit wirkte sich in einem deutlichen Rückgang der Destillatebestände um 3,1 Mio. Barrel aus. Zudem war auch der Lageraufbau bei Benzin mit 205 Tsd. Barrel deutlich geringer als erwartet.

Positiv war der Anstieg der Benzinnachfrage um 3,4% gegenüber dem Vorjahr. Die reichliche Versorgung der USA mit Rohöl und Ölprodukten bleibt davon unberührt. Heute veröffentlicht das DOE die Erdgaslagerdaten. Der vormals beträchtliche Lagerüberhang wurde in den vergangenen Wochen vollständig abgebaut. Auch für die vergangene Woche wird ein überdurchschnittlicher Lagerabbau erwartet. Bislang hat der Erdgaspreis davon allerdings nicht profitieren können, sondern handelt nahe eines 3-Monatstiefs bei 3,92 USD je mmBtu.


Edelmetalle

Der Goldpreis stieg gestern zwischenzeitlich auf ein 5-Wochenhoch von über 1.380 USD je Feinunze und hält sich auch heute Morgen in etwa auf diesem Niveau. In Euro gerechnet notiert Gold weiterhin bei knapp 1.020 EUR je Feinunze. Inflationssorgen dürften derzeit der Haupttreiber für den Preisanstieg sein. Anfang der Woche hatte China für Januar eine Teuerungsrate von 4,9% gemeldet. In Großbritannien erwartet die Bank von England dieses Jahr eine Inflationsrate von in der Spitze 4,4%, mehr als das Zweifache des vorgegebenen Ziels. Heute Morgen hat der Stadtstaat Singapur seine Inflationsprognosen erhöht. Aufgrund des starken Wirtschaftswachstums besteht insbesondere in den asiatischen Ländern die Gefahr, dass sich die Inflation in dieser Region weiter ausbreitet. Dies dürfte die physische Nachfrage nach Gold als Inflationsschutz in diesen Ländern weiter erhöhen.

Gemäß Daten des World Gold Council ist die globale Goldnachfrage im vierten Quartal 2010 im Vergleich zum Vorjahr um 11% auf 955,5 Tonnen gestiegen. Im Gesamtjahr erreichte die Nachfrage mit 3.812 Tonnen den höchsten Wert seit 10 Jahren. Dies ist insbesondere auf eine sehr starke Schmucknachfrage zurückzuführen, die sich im vierten Quartal deutlich auf 575 Tonnen erholt hat. Getrieben wurde diese Entwicklung durch China und Indien, die im Gesamtjahr betrachtet jeweils Rekordmengen nachfragten. Der World Gold Council erwartet, dass sich die Goldnachfrage in China und Indien im laufenden Jahr nochmals deutlich erhöhen wird. Der Goldpreis sollte daher auf mittelfristige Sicht gut unterstützt sein.


Industriemetalle

Die Versorgungsprobleme am globalen Zinnmarkt scheinen in absehbarer Zeit nicht gelöst werden zu können. Der Branchenverband der Zinnschmelzereien in der wichtigsten Produzentenregion in Indonesien erwartet in diesem Jahr einen abermaligen deutlichen Rückgang der Zinnproduktion. Die gesamte indonesische Zinnproduktion soll von knapp 79 Tsd. Tonnen im letzten Jahr auf “nur“ noch 60-70 Tsd. Tonnen fallen. Der Verband führt den neuerlichen Rückgang auf die anhaltend schlechten Wetterbedingungen zurück. Er zeigt sich damit zugleich deutlich pessimistischer als die indonesische Regierung, die eine Produktion von 90 Tsd. Tonnen erwartet. Für den Zinnpreis bedeutet dies weiteres Preissteigerungspotenzial.

Aussagen des Handelsministeriums zufolge wird China zukünftig den Export von Seltenen Erden stärker regulieren und insbesondere gegen den Schmuggel von diesen Metallen vorgehen. Darüber hinaus hat das Kabinett beschlossen, in den nächsten fünf Jahren den Abbau der Seltenen Erden stärker zu regulieren. Hierzu sollen beispielsweise spezielle Abbaugebiete eingerichtet und die stark fragmentierte Minenindustrie konsolidiert werden. Darüber hinaus sollen die strategischen Reserven von Seltenen Erden weiter ausgebaut werden, um die inländische Verfügbarkeit dieser Metalle zu erhöhen. Dies könnte zu nochmals geringeren Exporten führen als ohnehin schon beschlossen und dürfte den Preisen von Seltenen Erden weiteren Auftrieb geben.


Agrarrohstoffe

Der Baumwollpreis ist gestern erstmals über die Marke von 2 USD je Pfund gestiegen. Dabei wurde der maximal erlaubte Tagesanstieg erreicht. Seit Wochenbeginn ist der Preis um 10% gestiegen, innerhalb des letzten Monats sogar um 44%. Vor allem die Finanzanleger dürften für den letzten Preisanstieg verantwortlich sein, welche durch die Nähe zur Marke von 2 USD angelockt wurden. Chinesische Baumwollproduzenten sollen zudem in der Erwartung eines weiteren Preisanstiegs ihre Bestände zurückhalten. Dies hat bereits dazu geführt, dass die Preise in Zhengzhou auf ein Rekordhoch von knapp 35.000 CNY je Tonne gestiegen sind, was umgerechnet 2,40 USD je Pfund entspricht. Damit liegen die Preise deutlich höher als auf dem Weltmarkt.

In der Folge könnten die Importe des weltgrößten Baumwollkonsumenten steigen und zu einem weiteren Abbau der weltweiten Lagerbestände beitragen. Die Baumwollvorräte des weltgrößten Exporteurs USA sollen bis zum Ende des laufenden Erntejahres bereits auf ein Rekordtief von 414 Tsd. Tonnen fallen. Angesichts der in diesem Jahr zu erwartenden deutlichen Ausweitung der Anbauflächen sollten sich die Angebotsperspektiven in den kommenden Monaten merklich aufhellen. Dies dürfte zu einem kräftigen Preisrückgang im Jahresverlauf beitragen.

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DOE Daten: US-Lagerbestände Rohöl, Ölprodukte und Erdgas

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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