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Unruhen in Libyen lassen Ölpreis weiter steigen

21.02.2011  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis kann zum Wochenauftakt auf 104,6 USD je Barrel steigen, den höchsten Stand seit September 2008. WTI-Rohöl klettert auf 88,4 USD je Barrel. Hinter dem Preisanstieg stehen die Unruhen in Libyen. Ein einflussreicher Stammesführer hat damit gedroht, die Öllieferungen in den Westen binnen 24 Stunden einzustellen, falls die Gewalt gegen die Aufständischen nicht aufhört. Das OPEC-Mitglied Libyen produziert täglich 1,6 Mio. Barrel Rohöl, wovon ca. 1,1 Mio. Barrel pro Tag exportiert werden. Von diesen Angebotsrisiken dürfte Brent stärker profitieren als WTI. Dass der Preisabstand zwischen den vergleichbaren Terminkontrakten zuletzt auf 12 USD je Barrel gesunken ist, dürfte auf Positionsglattstellungen vor dem langen Wochenende in den USA zurückzuführen sein.

Zudem dürfte interessant werden, wie sich der Preisabstand zwischen den beiden nächstfälligen WTI-Terminkontrakten von derzeit vier US-Dollar bis zur Kontraktumstellung morgen nach Handelsschluss einengt. Die Angleichung dürfte in beide Richtungen erfolgen, d.h. der Märzkontrakt steigen und der April-Kontrakt fallen. Die spekulativen Finanzanleger haben in der Woche zum 15. Februar ihre Netto-Long-Positionen um knapp15 Tsd. auf 163.670 Kontrakte reduziert. Der Positionsabbau erklärt sich mit Ertragseinbußen, welche die Finanzanleger aufgrund der stark steigenden WTI-Terminkurve erleiden. Bei Erdgas wurden die spekulativen Netto-Short-Positionen um 32 Tsd. auf 173.434 Kontrakte ausgebaut. Das Verhalten der Finanzanleger ist insofern überraschend, da es in den vergangenen Wochen zu einem deutlichen Abbau der US-Erdgasvorräte gekommen ist.

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Edelmetalle

Gold bleibt weiter stark gefragt und notiert nur noch knapp unter der Marke von 1.400 USD je Feinunze. Das gelbe Edelmetall ist damit alleine in diesem Monat bislang um fast 70 USD gestiegen. Zwei wesentliche Gründe dürften hierfür ausschlaggebend sein: Zum einen suchen Anleger im Zuge der sich ausbreitenden Unruhen im Nahen Osten wieder verstärkt nach einem "sicheren Hafen" und fragen daher vermehrt Gold nach. Zum anderen wird der Preis durch spekulative Finanzinvestoren getrieben. Diese haben in der Woche zum 15. Februar ihre Netto-Long-Positionen um 9% bzw. 12,7 Tsd. auf 154,2 Tsd. Kontrakte ausgeweitet. Dies entspricht einem 6-Wochenhoch. Dennoch liegen die Netto-Long-Positionen weiterhin deutlich unter dem Hoch vom Oktober, so dass nach wie vor Aufbaupotenzial besteht, was den Goldpreis unterstützen sollte.

Auch im Falle von Silber setzen die Finanzinvestoren verstärkt auf steigende Preise. Sie haben die dritte Woche in Folge ihre Netto-Long-Positionen um 15% auf 34,3 Tsd. Kontrakte ausgebaut. Die Netto-Long-Positionen befinden sich damit auf dem höchsten Stand seit Anfang November. Wie bei Gold besteht auch bei Silber seitens der Finanzinvestoren noch deutliches Aufbaupotenzial. Der Silberpreis dürfte daher weiter steigen. Heute Morgen durchbricht er im Fahrwasser von Gold mühelos die Marke von 33 USD je Feinunze. Die physische Nachfrage bleibt ebenfalls hoch, was sich u.a. in Zuflüssen von gut 80 Tonnen in den iShares Silver Trust widerspiegelt.


Industriemetalle

Die Metallpreise starten wie die übrigen Rohstoffpreise auch mit Zugewinnen in die neue Handelswoche. Die abermalige Erhöhung des Mindestreservesatzes für Banken in China am Freitag hat die Preise damit einmal mehr nur kurzzeitig belastet. Die asiatischen Aktienmärkte zeigen sich mehrheitlich ebenfalls freundlich, was den Metallen zusätzliche Unterstützung gibt. Aluminium beispielsweise verzeichnet bei über 2.580 USD je Tonne den höchsten Stand seit September 2008. Die spekulativen Finanzanleger haben bei Kupfer in der Woche zum 15. Februar einige Positionen glattstellt. Hierfür dürften Gewinnmitnahmen der Grund gewesen sein, nachdem der Kupferpreis in der Betrachtungsperiode bei 10.190 USD je Tonne ein Rekordhoch erreicht hat. Die Netto-Long-Positionen wurden um 7,5% bzw. 2,7 Tsd. auf 33,8 Tsd. Kontrakte abgebaut.

Nickel markiert heute Morgen bei 29.400 USD je Tonne den höchsten Wert seit fast drei Jahren. Neben der allgemein positiven Stimmung unter den Marktteilnehmern unterstützen aktuell Produktionsprobleme den Preis. So musste der weltweit zweitgrößte Nickelproduzent, die brasilianische Vale, eine Raffinerie in Kanada vorübergehend schließen. Die Schließung soll 16 Wochen dauern, wodurch Vale eigenen Angaben zufolge rund 15 Tsd. Tonnen Nickel weniger produzieren kann. Da sich der globale Nickelmarkt zuletzt merklich verknappt hat, haben solche Meldungen aktuell eine preistreibende Wirkung.


Agrarrohstoffe

Das Hauptaugenmerk am Zuckermarkt liegt auf der im März anlaufenden neuen Zuckerrohrernte im Hauptanbauland Brasilien. Schätzungen zufolge soll die Zuckerproduktion in Brasiliens Hauptanbauregion Center-South, aus der etwa 90% der Gesamtproduktion stammen, auf 35 Mio. Tonnen ansteigen. Bereits in den letzten Jahren wurde die Zuckerrohrfläche ausgedehnt, dieser Trend wird sich wohl fortsetzen. Allerdings wird ein Zuwachs vor allem aus einem höheren Anteil an Zuckerrohr erwartet, der zu Zucker statt zu Ethanol verarbeitet wird, während es Anstrengungen bedarf, die Verschlechterung der Produktivität umzukehren. Auch in anderen wichtigen Produzentenländern soll das Angebot steigen.

Die Vereinigung der indischen Zuckerkooperativen erwartet gegenüber der guten jetzigen Ernte von um die 25 Mio. Tonnen einen weiteren Zuwachs um mindestens 5% nach deutlichen Flächenausdehnungen. Das thailändische Cane and Sugar Board rechnet mit einer Rekordernte im drittgrößten Exportland. Somit scheint sich die Lage in 2011/12 etwas zu entspannen. Der Zuckerhändler Kingsman erwartet zwischen April bis März einen Marktüberschuss von 5,6 Mio. Tonnen. Noch wird es allerdings Monate dauern, bis eine spürbare Entspannung eintreten wird. Ein Einbruch der Preise ist daher zunächst nicht zu erwarten.


CFTC Daten: Netto-Long Positionen spekulativer Finanzanleger vs. Preis

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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