Probleme auf der Angebotsseite machen höhere Palladiumnotierungen wahrscheinlich

Rückblick

Der Palladiumpreis ermäßigte sich in den vergangenen sechs Quartalen unter Schwankungen deutlich. Im Sommer 2011 wurden am Edelmetallmarkt für eine Feinunze mehr als 800 USD bezahlt. Anfang November 2012 kostete die gleiche Menge rund ein Viertel weniger. Die Notierungen folgen damit hauptsächlich den sich eintrübenden Konjunkturerwartungen. Beispielsweise fielen die Wendepunkte der Entwicklung des ifo-Geschäftsklimaindex in den letzten vier Jahren zeitlich mit den größeren Wendepunkten der Entwicklung des Palladiumpreises zusammen. Zuletzt wurde der Wert des grauen Edelmetalls darüber hinaus von den Streiks in der südafrikanischen Minenindustrie beeinflusst.


Einsatz hauptsächlich in der Fahrzeugindustrie

Mit einem Anteil von knapp 70% an der Gesamtnachfrage im vergangenen Jahr ist die Verwendung in der Kfz-Branche das dominierende Einsatzgebiet von Palladium. Wie auch das Schwestermetall Platin wird Palladium vor allem als Ausgangsmaterial in Abgaskata-lysatoren eingesetzt. Das hellgrau schimmernde Edelmetall wandelt giftiges Kohlenstoffmonoxid in weniger gefährliches Kohlenstoffdioxid um. Die starke Konzentration auf diese Anwendung bringt die bereits erwähnte hohe Abhängigkeit von der Fahrzeugkonjunktur beziehungsweise vom allgemeinen wirtschaftlichen Umfeld mit sich. Im Gegensatz zu Platin ist die Lage in Europa aber nicht übermäßig ausschlaggebend. Die Prognosefunktion der sich hierzulande eher eintrübenden konjunkturellen Erwartungen für den Preis (siehe Chart) sollte deshalb nicht überschätzt werden.



Insbesondere in China als dem nach Stückzahlen weltgrößten Automarkt deutet sich eine Beschleunigung des Wirtschaftswachstums an. Darüber hinaus erhöhen die anhaltenden Anstrengungen der Fahrzeugindustrie, teures Platin durch günstigeres Palladium zu ersetzen, den Bedarf grundsätzlich. Der britische Katalysatorenhersteller Johnson Matthey rechnet deshalb für 2012 mit einer Zunahme der Palladiumnachfrage aus der Kfz-Industrie um 7,5% auf einen neuen Rekordwert von gut 200 Tonnen. Damit wird wie bereits Ende der 1990er Jahre mehr als doppelt so viel Palladium wie Platin in der Branche eingesetzt. Andere Einsatzgebiete von Palladium sind die Elektrotechnik und die Chemische Industrie, die zusammen rund 20% der Nachfrage ausmachen. Das restliche Zehntel teilen sich die Dental- und Schmuckbranche sowie Investoren.


Angebot rückläufig

Das Palladiumangebot dürfte dieses Jahr voraussichtlich deutlich geringer ausfallen. Johnson Matthey rechnet sogar mit einem Defizit, das nur durch Lagerabbau zu decken sei. Nicht überraschend ist der Rückgang der rund 30% zum Gesamtangebot beitragenden russischen Förderung. Er wurde vom Bergbaukonzern Norils Nickel bereits vor längerer Zeit angekündigt. Dagegen trafen die wilden Streiks in den südafrikanischen Platinminen seit August den Markt unvorbereitet. Die dort als Nebenprodukt anfallende Palladiummenge dürfte 2012 um mehr als 6% zurückgehen und damit rund ein Viertel des Weltangebots ausmachen.