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Hohe Volatilität an den Rohstoffmärkten

25.02.2011  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölmarkt bleibt äußerst volatil. Gestern stieg der Brentölpreis in der Spitze zunächst auf 120 USD je Barrel, fiel dann aber bis auf 110 USD zurück und handelt am Morgen bei 113 USD. Hinter dieser Volatilität steht die große Unsicherheit über das Ausmaß der Angebotsausfälle in Libyen und darüber, welches Land diese Ausfälle kompensieren kann. Die Internationale Energieagentur schätzt die Produktionsausfälle auf 500-750 Tsd. Barrel pro Tag. Schätzungen des italienischen Ölkonzerns ENI zufolge könnten sie sich sogar auf bis zu 1,2 Mio. Barrel pro Tag belaufen. Das wären 75% der libyschen Ölproduktion.

Saudi-Arabien hat seine Bereitschaft erklärt, Angebotsausfälle aus Libyen ausgleichen zu wollen. Viele Raffinerien in Europa, welche ihr Öl aus Libyen beziehen, können aber nur leichtes Öl verarbeiten. Es ist fraglich, ob Saudi-Arabien dieses Öl liefern kann. Laut der Beratungsfirma Oil Movement gehen die OPEC-Lieferungen in den vier Wochen zum 12. März sogar um 300 Tsd. Barrel pro Tag zurück. Dies dürfte die Märkte nicht gerade beruhigen und zu einem weiteren Preisanstieg beitragen. Die Preisdifferenz zwischen Brent und WTI hat sich auf 15 USD ausgeweitet.

Die US-Lagerdaten hatten gestern keinen großen Einfluss auf das Marktgeschehen, welches derzeit von den Ereignissen in Libyen bestimmt wird. Die Rohöllagerbestände stiegen in der vergangenen Woche um 822 Tsd. Barrel und damit weniger als erwartet. Die Benzin- und Destillatevorräte gingen sogar deutlich zurück, was zumindest bei Benzin unerwartet kam. Auch in Cushing kam es zu einem Abbau der Rohölvorräte. Trotz dieser Entwicklung befinden sich die Lagerbestände von Rohöl und Ölprodukten in den USA weiterhin auf einem hohen Niveau.

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Edelmetalle

Die hohe Volatilität an den Edelmetallmärkten setzt sich fort. Eine klare Richtung ist im Falle von Gold jedoch nicht zu erkennen. Nachdem das gelbe Edelmetall gestern zunächst auf 1.418 USD je Feinunze und damit auf ein 7-Wochenhoch gestiegen war, fiel es im späten Handel sogar kurzzeitig unter die Marke von 1.400 USD. Heute Morgen schließlich handelt Gold wieder über diesem Niveau.

Noch wesentlich ausgeprägter zeigen sich die Schwankungen bei Silber. Nach einem Preisverlust von über 4% gestern, steigt Silber heute Morgen um knapp 3% und notiert somit erneut bei über 33 USD je Feinunze. Angefacht wird die Volatilität neben den spekulativen Finanzinvestoren durch aktuell hohe Zu- und Abflüsse in bzw. aus Edelmetall-ETFs.

So berichtet der weltweit größte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, gestern von erneuten Abflüssen von knapp 7 Tonnen. Die Bestände sind damit auf den niedrigsten Stand seit 9 Monaten gesunken. Der weltweit größte Silber-ETF, iShares Silver Trust, meldete dagegen abermals hohe Zuflüsse. Mit 10.666 Tonnen liegt der Bestand auf einem 6-Wochenhoch. Der Fonds verzeichnete allein im Februar Zuflüsse von 240 Tonnen. Die Bestände nähern sich zudem wieder dem Rekordhoch von Mitte Dezember. Der Preisanstieg heute dürfte daher eine verspätete Reaktion auf diese Meldung sein.


Industriemetalle

Der Abwärtsdruck auf die Metallpreise hat gestern im Tagesverlauf deutlich nachgelassen und ein Teil der Metalle konnte den Handel sogar im positiven Terrain beenden. Unterstützt wurden die Preise zum einen durch den Ölpreis, der gestern von seinem 2½-Jahreshoch um annähernd 10 USD nachgab. Zum anderen tragen freundliche Aktienmärkte im asiatischen Raum dazu bei, dass die Metallpreise heute Morgen weiter zulegen können. Kupfer handelt wieder bei über 9.600 USD je Tonne und damit mehr als 300 USD über seinem gestrigen Tiefpunkt. Die Unruhen in Nordafrika und im Nahen Osten und die dadurch bedingte Unsicherheit sowie Risikoaversion dürften derzeit jedoch nach wie vor der bestimmende Faktor für die Metallpreise bleiben.

Die globale Nachfrage nach Autobatterien soll sich in diesem Jahr moderat auf 390 Mio. Einheiten erhöhen. Davon geht der weltweit drittgrößte Produzent für Autobatterien, die japanische GS Yuasa Corp., aus. Treiber dieser Entwicklung seien steigende Autoverkaufszahlen in China, Indien und südostasiatischen Ländern. 2012 soll die Nachfrage weiter auf 400 Mio. Einheiten anziehen.

Batterien stehen für rund 80% der gesamten Bleinachfrage. Die höhere Nachfrage kann problemlos von der Angebotsseite befriedigt werden. Hinzu kommen extrem hohe Lagerbestände. An der LME befinden sich die Bleivorräte mit gut 294 Tsd. Tonnen in der Nähe eines 16-Jahreshochs.


Agrarrohstoffe

Das US-Landwirtschaftsministerium hat die Prognosen für die in diesem Frühjahr mit Mais und Sojabohnen zu bestellenden US-Anbauflächen bestätigt. Die Maisflächen sollen auf 92 Mio. Morgen steigen, den zweithöchsten Wert seit 1944, die Sojabohnenflächen auf 78 Mio. Morgen, was einem Rekordwert entspricht. Trotz der Flächenausweitung und der damit zu erwartenden höheren Ernten dürften die Lagerbestände nach Ansicht des USDA auf einem sehr niedrigen Niveau bleiben. Bei Mais prognostiziert das USDA einen Anstieg der Lagerbestände zum Ende des Erntejahres 2011/12 von 28% im Jahresvergleich auf 865 Mio. Scheffel.

Bei Sojabohnen sollen die Vorräte um 14% auf 160 Mio. Scheffel steigen. Gegenüber der bisherigen Schätzung stellt dies allerdings eine Abwärtsrevision um 23% bzw. 16% dar. Als Grund hierfür nennt das USDA deutlich höhere Exporte. Das niedrige Niveau der Lagerbestände des weltgrößten Exporteurs von Mais und Sojabohnen macht die Preise anfällig für weitere Preisanstiege, sollte es zu wetterbedingten Ernteausfällen kommen. Dies gilt auch vor dem Hintergrund der kräftig gestiegenen Ölpreise, wodurch die Herstellung von Biokraftstoffen zunehmend lukrativer wird. Ethanol wird u.a. aus Mais gewonnen, Biodiesel u.a. aus Sojaöl. Schon jetzt werden knapp 40% der US-Maisernte zur Herstellung von Ethanol verwendet. Das USDA sieht darin bis jetzt noch kein Problem.


DOE Daten: US-Lagerbestände Rohöl, Ölprodukte und Erdgas

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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