"No-Win-Situation" für die Fed
03.03.2011 | Clif Droke
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Der seit letztem Sommer wirkende Preisschub im Rohstoffsektor gewinnt in den Medienschlagzeilen an Aufmerksamkeit, denn es mehren sich die Ängste vor deutlich anziehender Verbraucherpreisinflation. Die Preise landwirtschaftlicher Produkte sind in den letzten Monaten sprunghaft angestiegen, und für Sommer sind steigende Preise auch in den Lebensmittelgeschäften prognostiziert. Die Entwicklungsländer haben die volle Wucht der plötzlich steigenden Rohstoffpreise abbekommen; die ärmsten Länder zahlten im Jahr 2010 geschätzte 20% mehr für Nahrung als noch im Vorjahr. Die Weizenpreise an der Chicago Board of Trade stiegen im vergangenen Jahr um über 75%, die Maispreise legten um fast 90% zu.
Die Zentralbanken Chinas und der USA trifft ein großer Teil der Schuld an der globalen Lebensmittelpreisinflation. Viele Experten beschuldigen die US Federal Reserve, sie habe den inflationären Ausbruch stimuliert, indem sie ihren Plan, staatliche US-Wertpapiere im Wert von 600 Milliarden $ anzukaufen, durchsetzte. Chinas eigener, 586 Milliarden $ schwerer Stimulusplan wird wohl vergleichsweise größere Auswirkungen auf die Lebensmittelpreisinflation in diesem Land gehabt haben, zieht man in Betracht, dass die chinesische Wirtschaft nur ein Drittel der Größe der US-Wirtschaft hat.
Die quantitative Lockerungsinitiative der Fed, die aller Voraussicht nach noch bis Juni andauern wird, hatte ganz klar einen vorteilhaften Einfluss auf die Aktienpreise, zudem half sie wohl auch den größeren Unternehmen dahingehend, dass diese ihre Bilanzen abstützen und die aktuell sehr hohen Geldbestände aufbauen konnten. Sie hatte jedoch auch nachteilige Nebeneffekte in anderen Gebieten des Finanzmarktes.
Ein solcher Nebeneffekt des Fed-Ankaufprogramms kann in den gewaltigen Geldmengen gesehen werden, die in den Rohstoffsektor geschleust wurden. Besonders die Preise für Öl und Agrarprodukte waren Empfänger des QE-Programms der Fed, was zu steigenden Preisen bei einer ganzen Reihe von Konsumgütern aber auch zu steigenden Transportkosten führte.
Zu den größten Opfern der konzertierten Stiumulusprogamme durch Zentralbanken zählen aber die Armen in den Schwellenländern. Steigende Nahrungsmittelpreise im Nahen Osten haben schon jetzt zu einer Revolution geführt, in deren Folge auch schon ein Diktator gestürzt wurde. Darüber hinaus ließen die globalen Nahrungsmittelpreise, nach Angaben der Weltbank, 44 Millionen Menschen in die extreme Armut abrutschen.
Die Unruhen im Nahen Osten machen alles noch schlimmer, weil sie die Ölpreise weiter in die Höhe treiben. Der "revolutionäre" 120-Jahre-Kress-Zyklus befindet sich in seiner finalen Abstiegsphase, wir können daher davon ausgehen, dass es bis 2014 zu weiteren revolutionären Aktivitäten kommen wird. Die stark deflationären Unterströmungen, die diesen Zyklus begleiten, sind verantwortlich für das Entstehen des wirtschaftlichen Chaos, welches auch der dominante Faktor hinter den politischen Revolten und Massenaufständen ist. Da der Nahe Osten jetzt ein revolutionäres Pulverfass ist, sind die Ölpreise, wie nie zuvor, anfällig für finanzmarktfremde Faktoren.
Fed-Chef Bernanke hat nun die wenig beneidenswerte Aufgabe, die von niedriger Verbrauchernachfrage geplagte Binnenwirtschaft mit seiner laxen Geldpolitik in Einklang zu bringen. In den ersten zwei Jahren nach der Finanzkrise kam ihm seine laxe Geldpolitik zu Gute. Die Rohstoffpreise lagen zusammen mit den Aktienpreisen wieder auf niedrigen Niveaus, und das gab der Fed breiten Spielraum für eine Re-Inflationierung, ohne sich zu große Sorgen um die zwischenzeitlichen Konsequenzen machen zu müssen. Doch im Verlauf der letzten zwei Jahre sorgte der stetige Anstieg der Rohstoffpreise dafür, dass sich dieses Polster der Fed abtrug - und das Endspiel ist jetzt bestimmt in Sichtweite. Jeder zusätzliche Anstieg der Rohstoffpreise wird die Erholung der Weltmärkte bedrohen und schwer auf den Wirtschaften Asiens und der Schwellenländer lasten. Aber auch damit ist der immer noch schwachen US-Wirtschaft kein Gefallen getan.