Anleger suchen Zuflucht in Edelmetallen
08.03.2011 | Eugen Weinberg
Energie
Der Brentölpreis fällt am Morgen auf 113 USD je Barrel. Vom gestern verzeichneten 2-Wochenhoch hat der Preis fünf US-Dollar nachgegeben. Die Preisdifferenz zwischen Brent und WTI hat sich auf zehn US-Dollar eingeengt. Laut Medienberichten soll der libysche Staatschef Gaddafi über einen Rücktritt nachdenken. Auch wenn es hierfür keinerlei Bestätigung gibt, dürften dadurch bedingt unter den spekulativen Finanzanlegern Gewinnmitnahmen eingesetzt haben.
Das Verhalten der Finanzanleger ist durchaus nachvollziehbar. Diese hatten seit Beginn der Unruhen im nordafrikanischen Land ihre Netto-Long-Positionen bei Rohöl massiv ausgeweitet und damit zum Preisanstieg maßgeblich beigetragen. Der Ölpreis ist nun erneut daran gescheitert, die Marke von 120 USD zu überwinden, was die weitere Preisfantasie begrenzt. Diese Marke scheint ein nur schwer zu überwindendes Hindernis darzustellen, solange es keine neuen Entwicklungen in Nordafrika oder im Nahen Osten gibt, welche weitergehende Produktionsausfälle zur Folge haben. Die Produktionsausfälle in Libyen in Höhe von 1 Mio. Barrel pro Tag scheinen noch beherrschbar zu sein.
Laut Financial Times wollen neben Saudi-Arabien auch andere OPEC-Mitglieder ihre Ölproduktion erhöhen. Die Internationale Energieagentur sieht bislang ebenfalls noch keine Notwendigkeit die Notfallreserven freizugeben. Wir erachten den derzeitigen Preisrückgang dennoch nur als vorübergehend. Die Kämpfe in Libyen scheinen sich in den vergangenen Tagen eher noch verschärft zu haben, so dass mittlerweile ein Bürgerkrieg droht. Auch aus Kuwait werden mittlerweile Proteste gemeldet. Zudem ist für Ende der Woche ein "Tag des Zorns" in Saudi-Arabien angekündigt, was ebenfalls für Nervosität am Markt sorgen dürfte.
Edelmetalle
Der Goldpreis markierte gestern kurzzeitig bei 1.445 USD je Feinunze ein neues Allzeithoch. Der US-Dollar fiel gegenüber dem Euro auf ein 4-Monatstief, was sich preisunterstützend auswirkte. Die Verschärfung der Lage in Libyen lässt die Investoren zudem verstärkt aus riskanteren Rohstoffen wie z.B. Industriemetalle in wertstabilere Anlagen wie Edelmetalle umschichten. Der weltweit größte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, hat seine Bestände gestern um 6,5 Tonnen erhöht. Dies waren zugleich die höchsten Zuflüsse seit Mitte Januar.
Daneben dürfte die erneute Herabstufung des Kreditratings von Griechenland durch Moody’s zum Preisanstieg beigetragen haben. Die Ratingagentur hatte gestern die Bonität Griechenlands nochmals um drei Stufen auf nur noch B1 gesenkt und beziffert die Ausfallwahrscheinlichkeit Griechenlands in den nächsten fünf Jahren auf 20%. Solange die Unsicherheiten an den Märkten bestehen und die Lage undurchsichtig bleibt, dürfte der Goldpreis gut unterstützt sein. Der Rückgang heute Morgen vom Rekordhoch auf unter 1.430 USD je Feinunze sollte daher eher kurzfristiger Natur sein. Neben den Gold-ETFs verzeichneten auch die Silber- und Platin-ETFs gestern nennenswerte Zuflüsse. Während Silber im Fahrwasser von Gold moderat zulegen konnte, gaben Platin und Palladium allerdings im Einklang mit den Industriemetallen nach.
Industriemetalle
Während sich die Metallpreise gestern den Großteil des Handelstages behaupten konnten, kamen sie im späteren Handelsverlauf kräftig unter Druck und gaben deutlich nach. Nickel war dabei mit 4,6% der größte Verlierer, aber auch Kupfer, Zink und Zinn fielen um 3,5-4%. Der Abverkauf setzt sich heute Morgen in ähnlichem Tempo fort. Kupfer fällt zwischenzeitlich unter die Marke von 9.400 USD je Tonne, Nickel, Zink und Zinn markieren mehrwöchige Tiefstände. Einer der Gründe dürften Gewinnmitnahmen sein, nachdem die Metallpreise in den Tagen zuvor kräftig gestiegen sind. Daneben scheint die Risikoaversion der Marktteilnehmer im Zuge der sich ausbreitenden Unruhen in Libyen wieder deutlich zugenommen zu haben, was sich unter anderem in steigenden Goldpreisen widerspiegelt.
Zudem kommen vermehrt Sorgen auf, dass länger anhaltend hohe Ölpreise das globale Wirtschaftswachstum und damit die Nachfrage nach Rohstoffen belasten könnten. Dass die Nachfrage bereits auf die hohen Preise reagiert hat, sieht man an steigenden Lagerbeständen. In den Lagerhäusern der LME sind die Kupfervorräte gestern auf über 427 Tsd. Tonnen und damit den höchsten Stand seit Juli gestiegen. Besonders ausgeprägt ist der Anstieg der Bestände in den südkoreanischen Lagerhäusern der LME. Dort haben sich die Kupfervorräte seit Jahresanfang mehr als verdoppelt. Dies spricht für eine schwächere Nachfrage in China, die sich in geringeren Importen niederschlagen könnte. Die Importdaten werden am Donnerstag veröffentlicht.
Agrarrohstoffe
Der Preis für Weizen an der Börse in Chicago schafft es seit dem Rückgang in der zweiten Februarhälfte nicht, wieder die Marke von 8 USD je Scheffel zu überwinden. Verbesserte Aussichten für den US-amerikanischen Winterweizen tragen dazu bei, da aufgrund von Regenfällen die Trockenheit in den wichtigsten Anbaugebieten nachlassen soll. Die im Zustand als gut oder sehr gut klassifizierten Pflanzen hatten in der vergangenen Woche laut USDA nur einen Anteil von 25%. Lange Trockenheit u.a. im Hauptanbaugebiet Kansas, aber auch in Oklahoma und Texas, hatte in den letzten Monaten ebenso zu einem Preisanstieg am Weizenmarkt beigetragen wie die Einbußen in Quantität und Qualität der australischen Weizenernte in Folge der Überflutungen und Dürremeldungen aus China. Letztere werden derzeit ebenfalls relativiert.
Der für Landwirtschaft zuständige Direktor im Staatsrat sagte auf dem derzeit laufenden Volkskongress, dass die Dürrefolgen aufgrund inzwischen gefallener und weiterhin vorhergesagter Niederschläge sowie durch Bewässerung „minimiert“ werden könnten. Preisstützend wirkt derzeit dagegen die Aussicht, dass der Exportstopp in Russland bis zum Jahresende verlängert werden könnte. Die Einnahmeausfälle aufgrund der letztjährigen Missernte und des verhängten Exportstopps könnten zu einer deutlich verringerten Anbaufläche für Sommergetreide und aufgrund verteuerter Betriebsmittel zu niedrigeren Erntemengen führen.
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Der Brentölpreis fällt am Morgen auf 113 USD je Barrel. Vom gestern verzeichneten 2-Wochenhoch hat der Preis fünf US-Dollar nachgegeben. Die Preisdifferenz zwischen Brent und WTI hat sich auf zehn US-Dollar eingeengt. Laut Medienberichten soll der libysche Staatschef Gaddafi über einen Rücktritt nachdenken. Auch wenn es hierfür keinerlei Bestätigung gibt, dürften dadurch bedingt unter den spekulativen Finanzanlegern Gewinnmitnahmen eingesetzt haben.
Das Verhalten der Finanzanleger ist durchaus nachvollziehbar. Diese hatten seit Beginn der Unruhen im nordafrikanischen Land ihre Netto-Long-Positionen bei Rohöl massiv ausgeweitet und damit zum Preisanstieg maßgeblich beigetragen. Der Ölpreis ist nun erneut daran gescheitert, die Marke von 120 USD zu überwinden, was die weitere Preisfantasie begrenzt. Diese Marke scheint ein nur schwer zu überwindendes Hindernis darzustellen, solange es keine neuen Entwicklungen in Nordafrika oder im Nahen Osten gibt, welche weitergehende Produktionsausfälle zur Folge haben. Die Produktionsausfälle in Libyen in Höhe von 1 Mio. Barrel pro Tag scheinen noch beherrschbar zu sein.
Laut Financial Times wollen neben Saudi-Arabien auch andere OPEC-Mitglieder ihre Ölproduktion erhöhen. Die Internationale Energieagentur sieht bislang ebenfalls noch keine Notwendigkeit die Notfallreserven freizugeben. Wir erachten den derzeitigen Preisrückgang dennoch nur als vorübergehend. Die Kämpfe in Libyen scheinen sich in den vergangenen Tagen eher noch verschärft zu haben, so dass mittlerweile ein Bürgerkrieg droht. Auch aus Kuwait werden mittlerweile Proteste gemeldet. Zudem ist für Ende der Woche ein "Tag des Zorns" in Saudi-Arabien angekündigt, was ebenfalls für Nervosität am Markt sorgen dürfte.
Edelmetalle
Der Goldpreis markierte gestern kurzzeitig bei 1.445 USD je Feinunze ein neues Allzeithoch. Der US-Dollar fiel gegenüber dem Euro auf ein 4-Monatstief, was sich preisunterstützend auswirkte. Die Verschärfung der Lage in Libyen lässt die Investoren zudem verstärkt aus riskanteren Rohstoffen wie z.B. Industriemetalle in wertstabilere Anlagen wie Edelmetalle umschichten. Der weltweit größte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, hat seine Bestände gestern um 6,5 Tonnen erhöht. Dies waren zugleich die höchsten Zuflüsse seit Mitte Januar.
Daneben dürfte die erneute Herabstufung des Kreditratings von Griechenland durch Moody’s zum Preisanstieg beigetragen haben. Die Ratingagentur hatte gestern die Bonität Griechenlands nochmals um drei Stufen auf nur noch B1 gesenkt und beziffert die Ausfallwahrscheinlichkeit Griechenlands in den nächsten fünf Jahren auf 20%. Solange die Unsicherheiten an den Märkten bestehen und die Lage undurchsichtig bleibt, dürfte der Goldpreis gut unterstützt sein. Der Rückgang heute Morgen vom Rekordhoch auf unter 1.430 USD je Feinunze sollte daher eher kurzfristiger Natur sein. Neben den Gold-ETFs verzeichneten auch die Silber- und Platin-ETFs gestern nennenswerte Zuflüsse. Während Silber im Fahrwasser von Gold moderat zulegen konnte, gaben Platin und Palladium allerdings im Einklang mit den Industriemetallen nach.
Industriemetalle
Während sich die Metallpreise gestern den Großteil des Handelstages behaupten konnten, kamen sie im späteren Handelsverlauf kräftig unter Druck und gaben deutlich nach. Nickel war dabei mit 4,6% der größte Verlierer, aber auch Kupfer, Zink und Zinn fielen um 3,5-4%. Der Abverkauf setzt sich heute Morgen in ähnlichem Tempo fort. Kupfer fällt zwischenzeitlich unter die Marke von 9.400 USD je Tonne, Nickel, Zink und Zinn markieren mehrwöchige Tiefstände. Einer der Gründe dürften Gewinnmitnahmen sein, nachdem die Metallpreise in den Tagen zuvor kräftig gestiegen sind. Daneben scheint die Risikoaversion der Marktteilnehmer im Zuge der sich ausbreitenden Unruhen in Libyen wieder deutlich zugenommen zu haben, was sich unter anderem in steigenden Goldpreisen widerspiegelt.
Zudem kommen vermehrt Sorgen auf, dass länger anhaltend hohe Ölpreise das globale Wirtschaftswachstum und damit die Nachfrage nach Rohstoffen belasten könnten. Dass die Nachfrage bereits auf die hohen Preise reagiert hat, sieht man an steigenden Lagerbeständen. In den Lagerhäusern der LME sind die Kupfervorräte gestern auf über 427 Tsd. Tonnen und damit den höchsten Stand seit Juli gestiegen. Besonders ausgeprägt ist der Anstieg der Bestände in den südkoreanischen Lagerhäusern der LME. Dort haben sich die Kupfervorräte seit Jahresanfang mehr als verdoppelt. Dies spricht für eine schwächere Nachfrage in China, die sich in geringeren Importen niederschlagen könnte. Die Importdaten werden am Donnerstag veröffentlicht.
Agrarrohstoffe
Der Preis für Weizen an der Börse in Chicago schafft es seit dem Rückgang in der zweiten Februarhälfte nicht, wieder die Marke von 8 USD je Scheffel zu überwinden. Verbesserte Aussichten für den US-amerikanischen Winterweizen tragen dazu bei, da aufgrund von Regenfällen die Trockenheit in den wichtigsten Anbaugebieten nachlassen soll. Die im Zustand als gut oder sehr gut klassifizierten Pflanzen hatten in der vergangenen Woche laut USDA nur einen Anteil von 25%. Lange Trockenheit u.a. im Hauptanbaugebiet Kansas, aber auch in Oklahoma und Texas, hatte in den letzten Monaten ebenso zu einem Preisanstieg am Weizenmarkt beigetragen wie die Einbußen in Quantität und Qualität der australischen Weizenernte in Folge der Überflutungen und Dürremeldungen aus China. Letztere werden derzeit ebenfalls relativiert.
Der für Landwirtschaft zuständige Direktor im Staatsrat sagte auf dem derzeit laufenden Volkskongress, dass die Dürrefolgen aufgrund inzwischen gefallener und weiterhin vorhergesagter Niederschläge sowie durch Bewässerung „minimiert“ werden könnten. Preisstützend wirkt derzeit dagegen die Aussicht, dass der Exportstopp in Russland bis zum Jahresende verlängert werden könnte. Die Einnahmeausfälle aufgrund der letztjährigen Missernte und des verhängten Exportstopps könnten zu einer deutlich verringerten Anbaufläche für Sommergetreide und aufgrund verteuerter Betriebsmittel zu niedrigeren Erntemengen führen.
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
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