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China importiert weniger Kupfer und Sojabohnen

10.03.2011  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brent-Ölpreis ist am Morgen auf 116 USD je Barrel gestiegen. Für Unterstützung sorgen robuste chinesische Importzahlen. Die Rohölimporte beliefen sich im Februar nach Angaben der Zollbehörde auf knapp 20 Mio. Tonnen und lagen damit 8% über dem Vorjahresniveau. China bleibt somit eine tragende Säule für die weltweite Ölnachfrage. Zudem wachsen die Sorgen vor länger anhaltenden Produktionsausfällen in Libyen, nachdem es im Zuge der eskalierenden Kämpfe zu Zerstörungen an der Ölinfrastruktur gekommen sein soll. Derzeit soll die Tagesproduktion des nordafrikanischen Landes nur noch 500 Tsd. Barrel betragen. Das ist nicht mal ein Drittel des normalen Produktionsvolumens. Eine baldige Rückkehr zu den Produktionsniveaus von vor dem Ausbruch der Unruhen scheint ausgeschlossen.

Dennoch sieht die OPEC weiterhin keine Notwendigkeit für eine außerplanmäßige Sitzung. Es bleibt den Ländern somit selbst überlassen, individuell die Produktion auszuweiten. Über ausreichend freie Produktionskapazitäten verfügt ohnehin nur Saudi-Arabien, wo morgen ebenfalls Proteste angekündigt sind. Die Nervosität am Ölmarkt dürfte daher hoch bleiben und die Preise weiter steigen.

Die US-Rohöllagerbestände sind in der vergangenen Woche laut US-Energieministerium um 2,5 Mio. Barrel gestiegen. Grund hierfür waren höhere Importe. Die Lagerbestände in Cushing erreichten einen neuen Rekordwert. Dies trug dazu bei, dass sich die Preisdifferenz zwischen Brent und WTI auf mehr als 11 US-Dollar ausweitete und die WTI-Terminkurve im vorderen Laufzeitenbereich wieder steiler wurde. Trotz einer höheren Raffinerieauslastung fielen die Benzinvorräte um 5,5 Mio. Barrel und die Destillatebestände um 4,0 Mio. Barrel.

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Edelmetalle

Der Goldpreis in US-Dollar gerechnet zeigt sich von der Herabstufung des Kreditratings von Spanien und dem daraus resultierenden festeren US-Dollar weitgehend unbeeindruckt und notiert nahezu unverändert bei 1.430 USD je Feinunze. In Euro gerechnet legt der Goldpreis jedoch deutlich zu und handelt bei 1.035 EUR je Feinunze. Die Ratingagentur Moody’s hat heute Morgen die Bonität Spaniens um eine Stufe auf AA2 gesenkt und zudem den negativen Ausblick beibehalten. Die Schuldenkrise in den Euro-Peripherieländern rückt damit immer stärker wieder in den Fokus der Marktteilnehmer. Allerdings scheint trotz des Wiederaufflammens der Schuldenkrise eine Zinserhöhung der EZB im April so gut wie sicher zu sein. Steigende Zinsen führen zu höheren Opportunitätskosten der Goldhaltung, so dass Gold für Investoren unattraktiver wird. Dieser gegenläufige Effekt dürfte einem steigenden Goldpreis entgegenstehen.

Angesichts der deutlichen Preisverluste der Industriemetalle gestern hält sich Silber erstaunlich gut bei rund 36 USD je Feinunze. Das Edelmetall wird aktuell massiv durch sehr hohe Zuflüsse in Silber-ETFs unterstützt. Der weltweit größte Silber-ETF, iShares Silver Trust, hat seine Bestände allein gestern um 61 auf einen Rekordwert von 10.974 Tonnen erhöht. Derzeit spielt Silber klar seine Karte als wertstabile Anlage aus.


Industriemetalle

China hat im Februar so wenig Kupfer- und Kupferprodukte importiert wie seit zwei Jahren nicht mehr. Die Einfuhren sind im Vergleich zum Vorjahr um 27% auf 235,5 Tsd. Tonnen gesunken. Dies ist auf mehrere Gründe zurückzuführen: Zum einen kamen die Wirtschaftsaktivitäten im Land aufgrund des chinesischen Neujahrsfestes für eine Woche fast vollkommen zum Erliegen. Zum anderen wurde die Prämie des Kupferpreises in Shanghai gegenüber dem in London in den letzten Monaten nahezu vollständig abgebaut bzw. der Preis in Shanghai lag phasenweise bereits sogar über dem LME-Preis, so dass kaum noch Arbitragemöglichkeiten bestanden.

Ein weiterer Grund sind die hohen Preise, die Käufer zunehmend zurückhaltender werden lassen und darüber hinaus aktuell verstärkt auf Kupferschrott zurückgreifen. Dies spiegelt sich auch in steigenden Lagerbeständen wider. Dennoch sollten die heutigen Daten nicht überbewertet werden. Die Preisentwicklung heute Morgen - Kupfer gibt im Einklang mit den anderen Metallen nur leicht nach - zeigt, dass die Marktteilnehmer offenbar davon überzeugt sind, dass die Metallnachfrage Chinas hoch bleiben wird. Dies wird von Aussagen der beiden größten chinesischen Kupferproduzenten, Jiangxi Copper und Tongling Nonferrous Metals Group, bestätigt. Jiangxi erwartet für dieses Jahr einen Anstieg der Nachfrage um 7%, Tongling geht vom höchsten Verbrauch seit vier Jahren aus. Die aktuell niedrigeren Preise dürften zu vermehrten Käufen genutzt werden.


Agrarrohstoffe

China hat im Februar nach Angaben der Zollbehörde 2,3 Mio. Tonnen Sojabohnen importiert. Das ist der niedrigste Monatswert seit November 2008. Im Januar betrugen die Einfuhren noch 5,1 Mio. Tonnen. Der niedrige Februarwert erklärt sich vor allem mit dem chinesischen Neujahrsfest, weshalb einige Käufe vorgezogen wurden. Das Einfuhrvolumen in beiden Monaten zusammengenommen lag dagegen 6% über dem Vorjahresniveau. Für März erwartet das Handelsministerium ein weiterhin niedriges Importvolumen von 3,2 Mio. Tonnen. Im April und Mai sollen die Einfuhren dagegen wieder auf mehr als 5 Mio. Tonnen steigen.

Für das Gesamtjahr 2010/11 erwartet das USDA ein Importvolumen Chinas von 55 Mio. Tonnen. Im nächsten Erntejahr sollen die Einfuhren auf 58 Mio. Tonnen steigen. Angesichts der deutlichen Verteuerung von Mais und Baumwolle könnte der Importbedarf sogar noch höher ausfallen, weil Anbauflächen in diesem Frühjahr zugunsten dieser Agrarrohstoffe umgewidmet und damit die Sojabohnenernte in China entsprechend geringer ausfallen könnte.

Heute gibt das USDA die neuen Angebots- und Nachfrageschätzungen bekannt. Bei Mais und Weizen wird mit einer nochmaligen Abwärtsrevision der US-Lagerbestände zum Ende des laufenden Erntejahres gerechnet, bei Sojabohnen hingegen eine leichte Aufwärtsrevision. Die Vorräte bei Mais und Sojabohnen befinden sich bereits auf sehr niedrigen Niveaus. Durch das knappe Angebot und die hohe Nachfrage aus China dürften die Preise gut unterstützt bleiben.


DOE Daten: US-Lagerbestände Rohöl, Ölprodukte und Erdgas

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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