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Realzinsen und Gold (Teil 11)

05.12.2012  |  Adam Hamilton
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Das letzte Jahrzehnt war keine gute Zeit für Anleihe-Investoren. Durch die expansive Geldmengenpolitik der Fed befand sich der Realzins jahrelang im negativen Bereich. Alles begann 2001, als die Fed auf eine zyklische Baisse am Aktienmarkt reagierte, indem sie ihren Leitzins senkte. Dies erzeugte einen unumgänglichen Druck auf alle Anleiherenditen. Als die Realzinssätze Ende 2002 erstmals weit unter Null sanken, durchbrach Gold interessanterweise endlich die 325-Dollar-Grenze, nachdem sein Kurs im Jahr 2001 durchschnittlich nur bei 272 Dollar lag.

Die negativen Realzinssätze waren definitiv einer der wichtigsten Faktoren für den Beginn des säkularen Goldbullenmarktes. Sie straften das Standardargument Lügen, Gold werfe keine Zinsen ab, und Heerscharen von Investoren, die der Anleihen überdrüssig waren, strömten an den Goldmarkt. Als die effektiven Renditen bis ins Jahr 2005 hinein weiterhin negativ blieben, stieg der Goldpreis unaufhörlich an. Nachdem die Renditen direkt manipuliert und deutlich gesenkt worden waren, wurden sie erst 2006 von der Fed unter Greenspan wieder auf ihr ursprüngliches Niveau gebracht.

Als der Realzins in jenem Jahr wieder positiv war, stagnierte Gold, wie oben zu sehen ist. Über ein Jahr lang fand eine Seitwärtskonsolidierung statt, bevor die Fed angesichts der Hypotheken-Krise wieder in Panik verfiel. Sie warf also wieder die Druckmaschine an und senkte den Leitzins, den sie direkt kontrolliert. Die Anleiherenditen folgten nach und der Realzins begann wieder zu fallen. Aufgrund dieser Entwicklungen erreichte der Goldpreis neue hochs in diesem Bullenmarkt.

Anfang 2008 begannen die Dinge sich zu stabilisieren, aber dann traf die Jahrhundert-Finanzkrise die Märkte mit atemberaubender Wucht. Also begann die Fed wieder verzweifelt die Zinssätze zu senken, unter Bernanke diesmal bis fast auf Null. Und Gold holte erneut rapide auf. Selbst als die vom Verbraucherpreisindex angezeigte Inflation vorübergehend negativ wurde, blieben die Anleiheninvestoren aufgrund der niedrigen nominalen Renditen weiterhin skeptisch.

Der massive Kursanstieg von Gold nach der Krise kam erst Ende 2011 langsam zum Stillstand, als die weit im negativen Bereich befindlichen Realzinssätze aufgrund nachlassender Inflationsraten wieder leicht zu steigen begannen. Aber da sie immer noch weit davon entfernt waren, wieder positiv zu werden, büßte Gold nicht viel von seinen vorher gemachten Gewinnen ein. Der Anleihenmarkt wirft weiterhin kaum Renditen ab, daher ist Gold eine sehr attraktive Anlageoption geblieben. Und ich gehe auch nicht davon aus, dass sich das in der nächsten Zeit ändern wird.

Der Realzins ist die Differenz zwischen Bondrendite und Inflation. Lassen sie uns nun die jeweiligen Prognosen für nächstes Jahr betrachten. Direkt nach der Panik am Aktienmarkt traf die Fed unter Bernanke die beispiellose Entscheidung, den Leitzins auf Null zu senken. Das zerstörte die Anleiherenditen, was auch die schwarze Linie oben im Diagramm zeigt, die den Verlauf der Renditen der einjährigen US-Treasuries darstellt. Seitdem sind sie etwa bei Null geblieben.

Ein erneutes Ansteigen der Anleiherenditen auf normale Werte, ohne dabei die Sparer zu bestrafen, ist nur möglich, wenn die Fed ihre zerstörerische Nullzins-Politik aufgibt. Und nach den hartnäckigen Erklärungen der Fed zu schließen, wird dies wohl nicht in naher Zukunft geschehen. Bei den achtmal im Jahr abgehaltenen Treffen des Offenmarktausschusses (FOMC) entscheidet die Fed über die Höhe der Zinssätze. Das letzte dieser Treffen fand im Oktober statt.

In der Erklärung dieses Treffens gab die Fed an, dass sie im Moment davon ausgeht, dass „der ungewöhnlich niedrige Leitzins wahrscheinlich noch mindestens bis Mitte 2015 bestehen bleiben wird.“ Immer wieder haben Mitarbeiter der Fed gesagt, dass sie die Nominalzinssätze „ungewöhnlich niedrig“ halten wollen, auch nachdem die US-Wirtschaft begonnen hat, sich zu erholen. Die Fed legt sich also gerade für die kommenden Jahre auf eine Nullzins-Politik fest!

Das Ergebnis dieser gegen die Sparer gerichteten Politik sind so deprimierend niedrige Renditen, dass die Inflationsrate zur Zeit fast nebensächlich ist. Solange die Fed keine kontraktive Geldpolitik betreibt und ihre eigenen kurzfristigen Zinssätze nicht auf mindestens 2% anhebt (was eine enorme Steigerung gegenüber dem jetzigen Wert bedeuten würde), sind negative Realzinssätze vorprogrammiert. Dennoch wird die Inflationsrate in den kommenden Jahren bestimmen, wie weit unter Null der Realzins liegen wird. Und je weiter das ist, desto höher steigt Gold.

Das macht einen Blick auf den Verbraucherpreisindex nötig, den bekanntesten Inflationsanzeiger heutzutage. Ich verwende ihn in meinen Essays nur, weil er von Wirtschaft und Handel größtenteils akzeptiert wird, obwohl das besser nicht so sein sollte. 2006 wurde die Methodik zur Berechnung des problemgeplagten Verbraucherpreisindexes grundlegend geändert, um den Einfluss von steigenden Preisen auf den Index zu minimieren. Die wahre Inflationsrate ist also viel höher, als die vom verwässerten Verbraucherpreisindex angezeigte.




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