Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Inflation und Hyperinflation (Teil 1)

22.03.2011  |  Redaktion
- Seite 2 -
Der Durchschnittsbürger denkt, Inflation entstünde durch das Drucken von Geld. Bis zu einem gewissen Grad stimmt das auch - die ergreifendsten Bilder von Hyperinflationen zeigen, wie Deutsche Reichsmark in den 1920ern zum Heizen verfeuert oder wie Ungarische Pengö in den Straßen zusammengekehrt werden.

Man muss nicht einmal so weit zurückgehen, um auf Hyperinflationen zu stoßen und um zu erkennen, dass sie phantastische Mittel der Schuldentilgung sind. Nehmen wir Brasilien als eines der jüngsten Beispiele für die Hyperinflationen dieser Welt - ein Beispiel also, das noch zu unseren Lebzeiten stattfand. Ab Ende der 1980er und während der 1990er gelang es dem Land, sich sehr erfolgreich von seinen Schulden zu trennen.

Heute hat Brasilien sehr niedrige Schulden, da alles weginflationiert wurde. Die Wirtschaft des Landes boomt, die Menschen vertrauen der Zentralbank, das Land ist eine Erfolgsgeschichte. Ähnlich wie in den Vereinigten Staaten, wo in den 1970ern hohe Inflation herrschte und anschließend ein gewissenhafter Zentralbanker, Paul Volcker, übernahm, kam es in Brasilien zu einem Regierungswechsel. Die neue Regierung bekämpfte die Inflation, sorgte für kräftiges, reales BIP-Wachstum und legte die Grundlagen für die größte ökonomische Erfolgsgeschichte der vergangenen zwei Jahrzehnte. Gleiches ließe sich freilich auch von anderen Staaten wie der Türkei sagen, in denen es zu Hyperinflation und Entwertung gekommen war, die aber anschließend zu monetärer und haushaltspolitischer Seriosität und Geradlinigkeit zurückfanden.

1993 lag die Inflation in Brasilien bei knapp 2000 %. Nur 4 Jahre später betrug sie 7 Prozent. Fast wie durch Zauberhand verschwanden die Schulden. Stellen Sie sich vor, die Vereinigten Staaten würden ihr Geldangebot, das aktuell bei 900 Milliarden $ liegt, um das 10.000-fache erhöhen, so wie Brasilien in den Jahren zwischen 1991 bis 1996. Die Fed hätte dann 9 Billiarden US-Dollar in ihrer Bilanz. Das sind viele Nullen. Es würde aber auch bedeuten, dass unsere aktuellen Schulden von 13 Billionen US-Dollar im Vergleich nur noch Kleingeld wären. Ein Kritikpunkt an dieser Strategie der Schuldentilgung lautet nun, dass uns anschließend wohl keiner mehr Geld leihen würde.

Wohl kaum. Investoren besitzen leider ein sehr kurzes Gedächtnis. Märkte vergeben Schuldausfall und Inflation immer. Denken Sie nur an Brasilien, Bolivien und Russland heute. Ausländische Anleger investieren mit Vorliebe in diese Staaten.

Ein "Endspiel" im Kontext von Inflation und Hyperinflation ist nicht kompliziert. Deflation ist nicht unausweichlich. Gelddrucken und Monetisierung von Staatsschulden funktioniert, wenn kein reales Wachstum erreicht werden kann. Es hat schon in zahllosen Schwellenländern funktioniert (Zimbabwe, Ukraine, Tadschikistan, Brasilien, etc.). Auch in den Vereinigten Staaten könnte diese Methode der Schuldentilgung eingesetzt werden. Es könnte ein paar Jahre brauchen, und dann käme vielleicht ein neuer Zentralbanker wie Volcker, der die Inflation stoppen würde. Und dann könnte unser Land eine richtige Erfolgsgeschichte werden, so wie Brasilien.

Wenn wir an dieser Stelle Hyperinflation empfehlen, dann nicht ohne eine gewisse Ironie. Aber selbst seriöse Ökonomen betrachten Inflation als einen Lösungsweg. Angesichts der starken Deflationskräfte, die auf dieser Welt wirken, wird die Inflation auf absehbare Zeit gering bleiben. Mainstream-Ökonomen, die glauben, das Schuldenproblem ließe sich kurzfristig durch Inflation lösen, nehmen das mit einer gewissen Beruhigung zur Kenntnis. Olivier Blanchard, Top-Ökonom des Internationalen Währungsfonds, vertritt die Auffassung, Zentralbanken sollten höhere Inflationsraten als die derzeitigen anstreben, um mögliche Deflation zu vermeiden.

Ökonomen wie Paul Krugman (ein Nobelpreisträger) und Blanchard sind sogar der Ansicht, Zentralbanken sollten ihre Inflationsziele auf ganze 4% ausweiten. Paul McCulley meint, Zentralbanken sollten "verantwortungsvoll verantwortungslos" sein. Als politisches Instrument birgt Inflation jedoch Probleme.

In diesem Kapitel werden wir uns mit Inflation und Hyperinflation beschäftigen, und wir werden den Fragen nachgehen, was sie sind, was sie unterscheidet und wie Hyperinflationen enden. Hier findet sich übrigens auch der Grund, warum wir davon ausgehen, dass die 2. quantitativen Lockerungsmaßnahmen der Fed möglicherweise keine Wirkung zeigen werden. 600 Milliarden $ sind, im großen Maßstab betrachtet, gar nicht so viel. Ginge es jetzt um 6 Billionen $, würden wir mit Sicherheit hellhörig werden.




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"