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Inflation und Hyperinflation (Teil 1)

22.03.2011  |  Redaktion
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Im vorhergehenden Kapitel ging es um die Elemente der Deflation. Deflation kann sich direkt nach Banken- und Immobilienkrisen einstellen. Das passierte beispielsweise nach dem Platzen der japanischen Bubble und als die japanischen Banken anfingen, Pleite zu gehen. Das passierte ebenfalls nach dem Platzen der Immobilienblase in Hongkong 1997, der Bankenkrise in Irland 2008, und auch in den baltischen Staaten nach der Immobilienkrise von 2008. Das sind die einzigen uns bekannten Beispiele für Deflation nach 1971.

In fast allen Fällen kam es so weit, weil jene Länder die Kontrolle über ihre Geldpolitik aufgegeben hatten. Hongkong, Irland und die baltischen Staaten hatten nicht die Kontrolle über ihr eigenes Geldangebot. Sie bedienten sich der Währungskopplung und setzen einen festen Wechselkurs zum US-Dollar oder zum Euro durch (was Irland betrifft, so befand sich das Land ohnehin schon in der Eurozone). Mit Japan haben wir den einzigen Deflationsfall eines Landes, dessen Währung nicht an eine andere Währung oder Währungsunion gekoppelt wurde.

Wie Reihart und Rogoff zeigten, stellt sich das typische Muster folgendermaßen dar: Bankenkrisen führen zum Ausfall von Staatsschulden, Ausfälle von Staatsschulden führen zu Inflation.

BANKENKRISEN (führen zu) SCHULDAUSFALL (und die führen wiederum zu) INFLATION

Die simple Erklärung lautet: Bankenkrisen entfesseln mit Deleveraging und sinkender Geldumlaufgeschwindigkeit mächtige deflationäre Kräfte. Unter diesen Bedingungen werden Privatpersonen, Unternehmen und letztlich auch Regierungen unfähig, ihr Schulden zu zahlen, und sie erklären Zahlungsausfall. Staatliche Schuldausfälle führen normalerweise dazu, dass die Währung des betreffenden Landes vom Ausland verkauft wird, wodurch es zur Währungsentwertung kommt. Eine Entwertung lässt die Preise für Importgüter steigen und führt zur Inflation. Gleichzeitig bekämpfen Regierung und Zentralbank den Abschwung mit immer expansiveren geldpolitischen Methoden, was zu steigender Inflation führt.

Der letzte Absatz ist eine stark vereinfachende (oder falls Sie Ökonom sind, dann eine stark stilisierte) Version dessen, was wirklich passiert. Aber sie ist zutreffend. Die Abbildung 8.2 von Reinhart und Rogoff hält sehr gut fest, dass Inflation normalerweise auf externe Ausfälle folgt, die wiederum auf Bankenkrisen folgen.

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Und es lässt sich recht einfach erkennen, warum das so ist. Jede Woche liest man von einem hoch angesehenen Professor, welcher die Monetisierung von Defiziten, also ein "Gratispaket", empfiehlt. Wenn es auf der Welt nur so laufen würde! Die folgende Empfehlung stammt in diesem Fall von Ricardo Caballero, einem brillanten MIT-Professor.

"Wir brauchen jetzt fiskale Expansion (d.h. ein vorübergehende und kräftige Senkung der Umsatzsteuern), die jedoch die Staatsverschuldung nicht im gleichen Maße ansteigen lässt. Das wiederum kann durch einen gezielten "Helikopter-Abwurf" über dem US-Finanzministerium geschehen. Dies wäre ein monetäres Geschenk der Fed an das US-Finanzministerium. […] Kritiker könnten einwenden, dass es dabei um nichts anderes als Voodoo-Bilanzierung handeln würde, da ja in der konsolidierten Bilanz des Staates, zu dem auch die Fed zählt, immerhin eine Verbindlichkeit angefallen ist. Aber bei dieser Argumentation wird vergessen, dass sich die Wirtschaft im Bereich einer Liquiditätsfalle bewegt, und sobald das der Fall ist, ist auch das System gewillt, unbegrenzte Geldmengen aufzunehmen. Und in dieser Hinsicht bekommt die Regierung eine Art "Gratispaket", indem die Zusammensetzung der Verbindlichkeiten des konsolidierten öffentlichen Sektors über die Zuteilung und Regelung der Geldflüsse geändert wird."

Zu Professor Caballeros Verteidigung muss man natürlich auch sagen, dass er sich für einen Mechanismus ausspricht, mit dem Liquidität wieder aus dem System abgezogen werden kann. Aber realistisch betrachtet, muss man sich fragen, ob das Finanzministerium oder die Fed wohl über die weise Voraussicht verfügen und diesen Schritt gehen werden. Als politische Antwort funktioniert Inflation aus vielen Gründen nicht. Warum Inflation alles nur noch schlimmer macht, wird vielleicht am deutlichsten, wenn man Extrembeispiele betrachtet, bei denen inflationäre Verwüstungen am eindrücklichsten und offensichtlichsten hervortreten. Wir werden uns Hyperinflationen anschauen, was für Leser spaßig sein kann - allerdings weniger für diejenigen, die eine Hyperinflation durchlebt haben.

Hier gehts weiter mit Teil 2 ...


© John Mauldin

Dieser Artikel wurde am 12. März 2011 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.








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