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Kräftige Preiserholung auf breiter Front

18.03.2011  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Rohstoffpreise konnten sich gestern im Zuge einer allgemeinen Stimmungsaufhellung an den Finanzmärkten auf breiter Front erholen. Viele Rohstoffpreise waren nach dem Einbruch zu Wochenbeginn überverkauft, so dass es zu einer technischen Gegenbewegung kam. Der Ölpreis für die Sorte Brent konnte gestern um knapp 4% steigen und notiert am Morgen bei 116 USD je Barrel. Damit wurden sämtliche Verluste seit der Erdbebenkatastrophe in Japan wieder wettgemacht. Neben externen Faktoren wie dem schwächeren US-Dollar und freundlichen Aktienmärkten tragen auch die anhaltenden Unruhen in Nordafrika und dem Nahen Osten zum Preisanstieg bei. Der UN-Sicherheitsrat hat sich in der Nacht auf eine Flugverbotszone über Libyen verständigt. Somit ist auch der Abschuss von libyschen Kampfflugzeugen durch die internationale Staatengemeinschaft erlaubt. Dies könnte zu einer weiteren Eskalation der Krise führen.

Hoffnungen auf eine baldige Normalisierung der Lage und eine Wiederaufnahme der Öllieferungen könnten dadurch einen Dämpfer erhalten. Auch in Bahrain bleibt die Situation nach dem Truppeneinmarsch Saudi-Arabiens angespannt. Bahrain ist zwar kein bedeutender Ölproduzent, droht aber zum Zankapfel zwischen Saudi-Arabien und Iran, den beiden wichtigsten Ölproduzentern der OPEC, zu werden. Zudem muss der Strombedarf Japans stärker durch fossile Energieträger wie Öl, Kohle und Gas abgedeckt werden, nachdem durch das Abschalten von Atomkraftwerken 4% der Stromerzeugungskapazitäten dauerhaft fehlen. Sollte es allerdings zu neuen Hiobsbotschaften aus dem havarierten Atomkraftwerk Fukushima kommen, ist ein neuerlicher Preisrückgang nicht auszuschließen. Der Ölpreis dürfte auf jeden Fall volatil bleiben.


Edelmetalle

Gold kann sich im gestrigen Handel weiter erholen und etabliert sich wieder über der psychologisch wichtigen Marke von 1.400 USD je Feinunze. Erstmals seit mehr als 10 Jahren kam es heute am Devisenmarkt zu konzertierten Interventionen der großen Zentralbanken. Damit soll einem weiteren Anstieg des Yen Einhalt geboten werden. Diese Interventionen könnten den Goldpreis weiter beflügeln, falls das Interventionsvolumen nicht sterilisiert wird und somit zu einer Ausweitung der Liquidität führt. Auch Silber kann zuletzt auch stärker gewinnen. Das Gold/Silber-Vehältnis fällt heute erstmals seit einer Woche wieder. Ein grundsätzlich starkes Interesse an Silber belegen auch die jüngsten Handelszahlen der London Bullion Market Association. Demnach fielen im Februar die Handelsvolumina in Gold mit täglich durchschnittlich 18,1 Mio. Unzen 6% niedriger als im Vormonat, während der Silberhandel um 18% auf 141,2 Mio. Unzen gestiegen ist.

Platin und Palladium können sich ebenfalls leicht erholen. Zwar berichtete der deutsche Verband der Automobilindustrie von einem brummenden Neuwagengeschäft an vielen Auslandsmärkten. Allerdings sind noch immer viele japanische Autofabriken geschlossen, was die Nachfrage nach Platin und Palladium vorerst bremst. Wir sehen daher bei Platin und Palladium zunächst nur begrenztes Aufwärtspotenzial.


Industriemetalle

Die Preise an der Londoner Metallbörse konnten sich gestern ebenfalls deutlich erholen. Am stärksten legte Nickel mit einem Tagesgewinn von knapp 4% zu, aber auch der Kupferpreis steigt um mehr als 3%. Kupfer ist mit gut 9.500 USD je Tonne sogar fast 500 USD je Tonne teurer als vor einer Woche. Vor allem chinesische Käufer hätten die zwischenzeitlich niedrigeren Preise als attraktive Kaufgelegenheit gesehen. Darüber hinaus rückt auch der im Zuge der anstehenden Wiederaufbaumaßnahmen mittefristig höhere japanische Verbrauch in den Fokus der Marktteilnehmer. Auf Japan entfiel im letzten Jahr knapp 9% der globalen Kupfernachfrage.

Auch die jüngsten Langfrist-Schätzungen der International Copper Study Group für die Entwicklung der Kupfer-Minenproduktion waren eher preisstützend, denn sie fielen leicht enttäuschend aus: man rechnet in den kommenden vier Jahren mit einem Wachstum von durchschnittlich 4,9% p.a.. Die Schätzung für das Minenangebot im Jahr 2014 ist mit gut 24 Mio. Tonnen allerdings etwas niedriger als noch im September prognostiziert. Die wichtigsten Ausbauprojekte sind in Chile und Peru. Wir erachten den Kupferpreis angesichts der Knappheit am Markt als gut untersützt.

Die Shanghai Future Exchange (SHFE) hat für den 24. März die Einführung eines Futures auf Blei angekündigt. Die Kontraktgröße sei 25 Tonnen, das Tageslimit sei 6%.


Agrarrohstoffe

Weizen und Mais konnten seit gestern im Preis um 12% bzw. 10% zulegen. Dies war der stärkste Tagesanstieg seit fünf Monaten. Auslöser waren die wöchentlichen Exportzahlen des US-Landwirtschaftsministeriums. Die US-Weizenexporte stiegen demzufolge auf 860 Tsd. Tonnen, die US-Maisausfuhren auf 1,3 Mio. Tonnen, was jeweils einem 3-Wochenhoch entsprach. Offensichtlich lockte das niedrigere Preisniveau verstärkt Käufer an. Die Preise für Weizen und Mais waren seit Anfang März um 20% bzw. 17% eingebrochen, obwohl sich die Lagerbestände insbesondere bei Mais weiterhin auf einem sehr niedrigen Niveau befinden. Wir erachten den gestrigen Preisanstieg daher als Gegenbewegung auf den übertriebenen Preisrückgang zuvor. Angesichts des knappen Angebots, des schwachen US-Dollar und des anhaltend hohen Kaufinteresses sehen wir weiteres Erholungspotenzial.

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Der Preis für Robusta-Kaffee ist gestern auf ein 3-Jahreshoch von 2.661 USD je Tonne gestiegen. Händler berichten von einer physischen Knappheit am Handelsort London. Im Zuge dessen konnte auch Kaffee Arabica um 2% auf 276 US-Cents je Pfund steigen. Die Internationale Kaffeeorganisation rechnet damit, dass die Kaffeepreise aufgrund der starken Nachfrage und rekordniedriger Lagerbestände bis zum Ende des Jahres fest bleiben werden. Die ICO geht auch nicht davon aus, dass die Erdbebenkatastrophe in Japan zu einer dauerhaft niedrigeren Nachfrage aus Japan führen wird. Japan importierte laut ICO im Jahr 2009 7,1 Mio. Sack und war damit nach den USA, Deutschland und Italien der viertgrößte Kaffeeimporteur.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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