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Gold und Silber auf historischen Höchstständen

25.03.2011  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis notiert am Morgen wenig verändert bei 116 USD je Barrel. WTI wird mit einem Abschlag von 10 USD gegenüber Brent gehandelt. Die anhaltenden Kämpfe in Libyen und Proteste in anderen arabischen Ländern geben den Ölpreisen weiter Unterstützung. Zusätzliche Impulsen könnten von Bahrain ausgehen, wo heute neuerliche Proteste angekündigt sind. Der kleine Inselstaat könnte zum Zankapfel zwischen Saudi-Arabien und dem Iran werden. Vor zwei Wochen waren saudi-arabische Truppen in Bahrain einmarschiert, was auf scharfe Kritik des Iran gestoßen war.

Können die Angebotsausfälle in Libyen von den anderen OPEC-Mitgliedern angesichts der verfügbaren freien Kapazitäten noch problemlos aufgefangen werden, wäre dies bei einer Zuspitzung der Krise in Bahrain unter Umständen nicht mehr der Fall. Von daher dürfte der Markt mit einiger Nervosität auf das weitere Geschehen dort schauen. Die OPEC-Lieferungen sollen in den vier Wochen zum 9. April laut Oil Movements um 430 Tsd. Barrel pro Tag zurückgehen. Dies steht im Gegensatz zu Bekundungen der OPEC, die Lieferausfälle in Libyen auszugleichen.

Die US-Erdgaslagerbestände sind in der vergangenen Woche um 6 Mrd. Kubikfuß zurückgegangen und damit etwas weniger als erwartet. Die Erdgasvorräte befinden sich zum Ende der Abbauphase 2,2% über dem 5-Jahresdurchschnitt. Durch die Atomkatastrophe in Japan dürften die Flüssiggasimporte in die USA zurückgehen, was sich in den kommenden Monaten in einem geringeren Lageraufbau niederschlagen könnte.


Edelmetalle

Der Goldpreis stieg gestern zwischenzeitlich auf ein neues Allzeithoch von 1.448 USD je Feinunze. Wir hatten bereits mehrfach im Verlauf dieser Woche darauf hingewiesen, dass Gold im aktuellen Umfeld sehr gut unterstützt sein dürfte und von seinem Status als sicherem Hafen profitieren sollte. Die Nachfrage nach Gold ist im Zuge der zahlreichen Krisenherde aktuell sehr robust, auch wenn sich dies nicht in entsprechenden Zuflüssen in die Gold-ETFs widerspiegelt.

Das EU-Gipfeltreffen in Brüssel hat abermals die Uneinigkeit der Staats- und Regierungschefs zu Tage gefördert. So ist die Finanzierung des derzeitigen EU-Rettungsschirms (EFSF) nach wie vor nicht geklärt. Auch die Einzahlungsmodalitäten in den geplanten Kapitalstock des künftigen Rettungsschirms (ESM) wurden nochmals geändert. Unterdessen spitzt sich die Lage in Portugal weiter zu: Die Ratingagentur S&P hat das Kreditrating des Landes um zwei Stufen herabgestuft. Damit wird es immer wahrscheinlicher, dass Portugal finanzielle Hilfe in Anspruch nehmen muss. Der Goldpreis dürfte angesichts dessen weiter steigen.

Silber erreichte gestern bei über 38 USD je Feinunze den höchsten Stand seit Februar 1980. Im Gegensatz zu Gold ging der Anstieg bei Silber mit hohen Zuflüssen in ETFs einher. Der weltweit größte Silber-ETF, iShares Silver Trust, berichtete von einer Erhöhung seiner Bestände um 79 Tonnen. Die psychologisch wichtige Marke von 40 USD je Feinunze ist mittlerweile in erreichbare Nähe gerückt.


Industriemetalle

Im Zuge der Erdbebenkatastrophe in Japan sind die Schmelz- und Verarbeitungsgebühren (sog. TC/RCs) für Kupfer am Kassa-Markt insbesondere in China deutlich gestiegen. Von den Schmelzereien dort werden aktuell bis zu 150 USD je Tonne und 15 US-Cents je Pfund gefordert. Vor der Katastrophe wurden noch zwischen 70 und 80 USD je Tonne gezahlt. Da einige Schmelzereien in Japan durch das Erbeben beschädigt wurden und ihre Produktion vorübergehend einstellen mussten, werden geplante Lieferungen von Kupferkonzentrat nach China umgeleitet. Dies führt zu einem aktuell höheren Angebot an Kupferkonzentrat im Reich der Mitte, so dass die Schmelzereien zur Verarbeitung dieses Materials höhere Gebühren verlangen können.

Der Effekt sollte allerdings relativ kurzlebig sein, da beispielsweise Pan Pacific Copper, der größte Kupferverarbeiter in Japan, bereits im April die beschädigte Hitachi-Raffinerie wieder in Betrieb nehmen will. Diese hat eine Produktionskapazität von 120 Tsd. Tonnen Kupfer pro Jahr. Darüber hinaus spielen die Schmelz- und Verarbeitungsgebühren am Kassa-Markt für die Schmelzereien nur eine untergeordnete Rolle. Wesentlich wichtiger sind die längerfristigen Vertragsgebühren, die zweimal pro Jahr zwischen den Schmelzereien und den Minenunternehmen ausgehandelt werden. Diese belaufen sich im ersten Halbjahr z.B. in Japan auf 72 USD je Tonne und 7,2 US-Cents je Pfund.


Agrarrohstoffe

Vietnam dürfte im März nach Angaben der Nationalen Statistikbehörde 2,5 Mio. Sack Kaffee exportieren. Dies entspricht einem Anstieg um 22% gegenüber dem Vorjahr. Die Exporte im Februar wurden um 60% auf 2,4 Mio. Sack nach oben revidiert. Auch der Wert für Januar wurde nachträglich deutlich nach oben korrigiert. Für das erste Halbjahr im laufenden Erntejahr (Oktober bis März) rechnet die Behörde mit einem im Vergleich zum Vorjahr um 28,4% höheren Exportvolumen von 13,32 Mio. Sack. Vietnam produziert ausschließlich Robusta-Kaffee und ist der weltgrößte Produzent dieser Kaffeesorte.

Einerseits deuten die steigenden Exportzahlen auf eine sehr gute Ernte hin, so dass eigentlich keine Knappheit an Robusta-Bohnen besteht. Andererseits lässt sich aber auch sagen, dass sich das hohe Preisniveau noch nicht bremsend auf die Nachfrage ausgewirkt hat. Robusta-Kaffee erreichte Mitte März im Schlepptau der Preisrallye bei Arabica mit knapp 2.700 USD je Tonne ein 3-Jahreshoch. Einige Konsumenten dürften angesichts der noch höheren Preise bei Arabica auf die vergleichsweise preiswerteren Robusta-Bohnen ausweichen. Wir gehen davon aus, dass die reichliche Verfügbarkeit von Robusta-Bohnen mittelfristig zu einem Rückgang der Robusta-Preise führen wird. Kurzfristig steht dem das hohe Preisniveau bei Arabica entgegen.

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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