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"Wir sind inmitten einer epochalen tektonischen Verschiebung" (Teil 2)

02.04.2011  |  Redaktion
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Warum hat Obama den Krieg in Afghanistan vergrößert? Er hat übrigens den Krieg im Irak nicht verkleinert, sondern nur bestimmte Deals und einige kosmetische Änderungen vorgenommen. Aber er den Krieg in Afghanistan gegen China gerichtet vergrößert.

Die Militärbasen, die die USA still und leise in Afghanistan aufgebaut haben, weit über ein Dutzend, sind überwiegend Luftstützpunkte, beispielsweise die Luftwaffenbasis Manas in Kirgisistan. Und die Luftbasen gibt es für einen Zweck: nicht, um Materialien für den Wiederaufbau der afghanischen Wirtschaft wieder aufzubauen, das Pentagon pfeift darauf - sie sind da, um eine mögliche Eingreiftruppe gegen China in der Zukunft darzustellen. Wie auch die vereinbart militärisch-strategische Zusammenarbeit mit der indischen Regierung, um eine Streitkraft von Indien aus für Pakistan, Afghanistan und den Rand Chinas zu haben.

Der eigentliche Punkt ist die Kontrolle aller strategischen Verkehrsknotenpunkte für den Fluss des Öls aus dem Persischen Golf und aus Afrika nach Eurasien, insbesondere nach China, die Kontrolle der Straße von Malakka, dieser schmale Durchgang in der Nähe von Singapur, und auch die Schaffung von Unruhen in Myanmar, weil die Chinesen dort eine riesige Pipeline bauen, die Myanmar durchläuft, so dass sie Öl aus dem Persischen Golf nach China unter Vermeidung der prekären Straße von Malakka bringen können.

Sie müssen auch bedenken, dass die Orange Revolution in der Ukraine durch das US-Außenministerium finanziert wurde. Das National Endowment for Democracy, NED, das die "farbigen Revolutionen" in der Ukraine und Georgien organisierte, ist ein von der US-Regierung finanziertes Unternehmen. Das wurde dafür entwickelt, um einen Mann an die Macht zu bringen, Juschtschenko, der persönlich in vertraulichen Verhandlungen zugesagt hatte, die Ukraine in die NATO bringen zu wollen. Das Gleiche in Georgien mit der von den USA orchestrierten Rosa Revolution unter Saakaschwili, der ein Verbrecher ist, aber er ist Washingtons Verbrecher. Sie sagten: "Wir decken Dich, wenn Du Georgien in die NATO bringst." Das war wichtig, weil die Pipeline mit den Ölreserven vom Kaspischen Meer, die BP und einige amerikanische Ölfirmen bauten, aus geographischen Gründen durch Tiflis, der Hauptstadt von Georgien, in die Türkei und schließlich in den Mittelmeerhafen Ceyhan laufen musste. Also hing die Baku-Tiflis-Ceyhan-Pipeline von einer Pro-NATO-Präsidentschaft in Georgien ab.


Lars Schall: Herr Engdahl, ein kritische Thema unserer Zeit ist die Peak Oil-Thematik. Sie sagen, dass Peak Oil ein Mythos ist. Wie sind Sie zu diesem Schluss gekommen?

F. William Engdahl: Ich ging durch eine Evolution in meinem Denken. Während des Irak-Krieges im Jahr 2003 konnte ich einfach nicht begreifen, warum eine US-Regierung die Beziehungen mit seinen engsten europäischen Verbündeten oder Verbündeten auf der ganzen Welt riskierte, dabei alle Vereinbarungen des Völkerrechts und der UN-Regeln und -Verfahren verletzend, um einseitig Krieg gegen den Irak zu erklären (nun gut, Tony Blair war dabei, aber ich glaube, er war dort, weil BP ihm sagte, sie müssten ein Stück des irakischen Öls nach der Invasion abgekommen). Und damals stolperte ich über verschiedene Argumente über das Maximum von Öl. Ich hatte mir gedacht: "Aha, wenn dies der Fall ist, dann könnte das die Antwort sein, dass die USA sicherstellen wollen, dass sie präventiv das Öl für die Zukunft kontrollieren."

Je mehr ich mich dann damit beschäftigte, desto mehr störten mich die Erläuterungen und die Begründung zu diesem Peak Oil-Argument. Ich ging sogar zu einer internationalen Konferenz der Gesellschaft für das Studium von Peak Oil und Gas, ASPO, in Berlin und traf die meisten der prominenten Namen der so genannten "Peak Oil Bewegung". Im Nachhinein ist es in gewisser Weise mehr wie ein Religion als eine Bewegung mit einem fördernden Papst namens M. King Hubbert. Aber in jedem Fall fing ich an bestimmte wissenschaftliche Fragen zu stellen, weil ich eine wissenschaftlichere Realität wollte, und ich ging sogar nach Schweden und interviewt den Präsidenten der ASPO, der mir eine detaillierte Dia-Präsentation gab. Er sagte, dass wir im Grunde genommen wüssten, dass Öl ein "fossiler Brennstoff" und die Menge damit endlich sei im Verhältnis zu dem, was vor 500 Millionen mit Dinosaurier-Überbleibseln, Algen und anderen Pflanzen passierte, die irgendwie durch Vulkanausbrüche oder Erosionen oder Erdbeben unter Boden geschoben und dann irgendwie komprimiert und in das umgewandelt wurden, was wir heute Erdgas nennen, oder in Gas oder sogar in Kohle.

Und dann lenkten mehrere Freunde meine Aufmerksamkeit auf Arbeiten, die in Russland während des Kalten Krieges zur sogenannten abiotischen Theorie der Kohlenwasserstoff-Schöpfung gemacht wurden. Ich traf einige der Russen, die damit über Jahrzehnte gearbeitet hatten, und las ihre wissenschaftlichen Arbeiten. Es waren schwierige Arbeiten, aber sie waren verständlich. Mehr und mehr wurde ich überzeugt, dass das ganze Peak Oil-Geschäft ein Mythos war. In meinem neuen Buch, das ich gerade abschloss, vorläufig mit dem Titel "Oil: The Secret War" versehen, erörtere ich, wie die britischen und später die amerikanischen Ölkonzerne rund um die Rockefeller-Gruppe seit den Anfängen der Umstellung der Wirtschaft von Kohle auf Erdöl einen Mythos der Ölknappheit kultivierten.


Lars Schall: Einfache Frage: welchen Interessen ist damit gedient?

F. William Engdahl: Die Interessen der Ölkonzerne, ihrer Bankiers und den Machtzirkeln in Großbritannien und den USA Kreise, weil es zu ihrem Vorteil ist, dass niemand sonst eine unabhängige Kontrolle von Energie bekommt. Warum? Weil Energie der Gouverneur ist, über den sie im Wesentlichen die Weltwirtschaft kontrollieren. In Vorbereitung auf dieses Buch und im Zuge meiner Recherchen ging ich zurück zum ursprünglichen Guru der Peak Oil-Bewegung, M. King Hubbard.




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