Ölpreis steigt auf 2½-Jahreshoch
04.04.2011 | Eugen Weinberg
Energie
Der Brentölpreis steigt zum Wochenauftakt auf 119,5 USD je Barrel und nähert sich damit dem Ende Februar verzeicheten 2½-Jahreshoch. Der WTI-Preis erreicht mit knapp 109 USD je Barrel den höchsten Stand seit September 2008. Neben den anhaltenden Kämpfen in Libyen und den Protesten im Nahen Osten sorgen die US-Arbeitsmarktdaten für Unterstützung. Diese hatten am Freitag einen stärker als erwartet ausgefallenen Stellenaufbau ausgewiesen, was den Risikoappetit der Anleger beflügelte. Die spekulativen Finanzanleger haben ihre Netto-Long-Positionen bei Rohöl in der Woche zum 29. März um 9,5 Tsd. auf 261.759 Kontrakte ausgeweitet, setzen also auf einen weiteren Ölpreisanstieg.
Kurzfristig dürften die Ölpreise aufgrund der Angebotsrisiken unterstützt bleiben. Solange die Kämpfe um die wichtigen libyschen Ölstädte Ras Lanuf und Brega andauern, ist an eine Wiederaufnahme der Öllieferungen nicht zu denken. Die Hoffnungen auf eine stärkere Dynamik der Ölnachfrage dürften angesichts des hohen Preisniveaus jedoch enttäuscht werden, so dass wir im Verlaufe des Jahres von einem Preisrückgang ausgehen, sobald die Angebotsrisiken nachlassen.
Russland hat im März 10,2 Mio. Barrel Rohöl pro Tag produziert. Damit liegt die russische Ölproduktion nur knapp unter dem im Oktober verzeichneten Hoch seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Da Russland im Gegensatz zu den OPEC-Staaten über keine freien Kapazitäten verfügt, kann es auch nicht zur kurzfristigen Entspannung am Ölmarkt beitragen.
Die Finanzanleger haben ihre Netto-Short-Positionen bei Erdgas um weitere 32 Tsd. auf 103.984 Kontrakte reduziert. Innerhalb von vier Wochen haben sich diese halbiert. Angesichts dessen fällt der Preisanstieg bei Erdgas um 20% seit Anfang März moderat aus.
Edelmetalle
Der Goldpreis hat sich von seinem Rückgang am Freitag erholt und notiert heute Morgen zum Wochenauftakt bei über 1.430 USD je Feinunze. Unterstützung erhält er durch einen schwachen US-Dollar. Im aktuellen Umfeld sollte Gold weiter zulegen können. Geopolitische Risiken in Nordafrika und im Nahen Osten, gepaart mit der Schuldenkrise in Euro-Peripherieländern sowie den Inflationsaussichten dürften dabei die wesentlichen Treiber sein. Gebremst werden könnte der Auftrieb allerdings durch die wahrscheinlich kurz bevorstehende Zinserhöhung der EZB im Laufe der Woche. Diese dürfte jedoch bereits weitgehend eingepreist sein. Zudem sollte es mehrerer Zinserhöhungen bedürfen, um den Goldpreis deutlicher unter Druck zu bringen. Die spekulativen Finanzanleger haben in der Woche zum 29. März ihre Netto-Long-Positionen bei Gold um 7% auf 191,4 Tsd. Kontrakte ausgeweitet. Dies entspricht dem höchsten Stand seit fünf Monaten.
Im Falle von Silber kam es dagegen zu einem moderaten Abbau der Positionen. Der Silberpreis zeigte sich davon unbeeindruckt und steigt heute Morgen auf 38,5 USD je Feinunze und damit den höchsten Stand seit mehr als 31 Jahren. Sollten die Finanzanleger ihre Wetten auf steigende Preise wieder ausweiten, dürfte Silber von dieser Seite her zusätzliche Unterstützung bekommen. Die psychologisch wichtige Marke von 40 USD je Feinunze scheint in greifbare Nähe zu rücken.
Industriemetalle
Die Metallpreise zeigen sich auch zum Auftakt der neuen Handelswoche relativ verhalten und treten weitgehend auf der Stelle. Dies ist angesichts des gestiegenen Risikoappetits, der sich in steigenden Aktienmärkten widerspiegelt, und der fundamentalen Ausgangslage wenig nachvollziehbar. Anglo American, der Betreiber der drittgrößten Kupfermine der Welt, Collahuasi, gab bekannt, dass die zuletzt schweren Regenfälle das Erreichen der Produktionsziele für dieses Jahr schwierig machen. Dies kommt zu den bereits bestehenden operativen Problemen, wie fallenden Mineralgehalten und regelmäßigen Streiks, hinzu.
Dass die Kupferproduktion in diesem Jahr mit der stark steigenden Nachfrage kaum Schritt halten kann, wird allerdings zurzeit vom Markt ausgeblendet. Ebenso hatten die positiven US-Arbeitsmarktdaten am Freitag und der gleichzeitig schwache US-Dollar kaum Auswirkungen auf die Metallpreise. Die Anleger bauen aber offensichtlich ihre Wetten auf steigende Preise aus: Die Netto-Long-Positionen haben sich in der Woche zum 29. März um gut 32% auf 25,6 Tsd. Kontrakte erhöht. Dies entspricht dem höchsten Stand seit vier Wochen. Auch die Anzahl der offenen Kontrakte an der LME ist im selben Zeitraum deutlich gestiegen.
Wir führen den jüngsten Preisrückgang vor allem auf charttechnische Indikatoren und kurzfristige Abwesenheit chinesischer Händler zurück. Dies sieht man vor allem in den stark steigenden Lagerbeständen in Asien: Die asiatischen LME-Vorräte sind seit Jahresbeginn um 90 Tsd. Tonnen bzw. 150% gestiegen. Die Lagerbestände an der SHFE stiegen um 30 Tsd. Tonnen bzw. rund 20% an. Das hohe Produkionsdefizit sollte sich bald in fallenden Lagerbeständen bemerkbar machen.
Agrarrohstoffe
Der Preis für Mais an der Börse Chicago ist noch immer nicht zur Ruhe gekommen. Die Notierungen liegen nur noch marginal unter den im Sommer 2008 erzielten Höchstständen von um die 750 US-Cents je Scheffel und damit gut 12% höher als Mitte vergangener Woche. Angesichts einer hohen Nachfrage aus den Bereichen Ethanol- und Futtermittelindustrie sowie aus dem Ausland ist der Markt noch dabei, die niedriger als erwartet ausgefallenen US-Lagerbestände per Anfang März zu verdauen. Wie die Terminkurve zeigt, rechnet der Markt zunächst noch mit einem weiteren Anstieg der Preise, bevor diese in der zweiten Jahreshälfte mit der erwarteten hohen Ernte auf einer nach USDA-Schätzung deutlich ausgedehnten Maisanbaufläche nachgeben sollten. Der Dezember-Kontrakt notiert derzeit bei etwa 640 US-Cents je Scheffel.
In den am Freitag veröffentlichten aktuellen CFTC-Daten, die gegenüber der Vorwoche einen Rückgang der Netto-Long-Positionen der spekulativen Anleger um 10,6 Tsd. Kontrakte ausweisen, sind die USDA-Veröffentlichungen noch nicht berücksichtigt. Es ist davon auszugehen, dass die spekulativen Anleger ihre Netto-Long-Positionen inzwischen wieder aufgestockt haben.
CFTC Daten: Netto-Long Positionen spekulativer Finanzanleger vs. Preis
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Der Brentölpreis steigt zum Wochenauftakt auf 119,5 USD je Barrel und nähert sich damit dem Ende Februar verzeicheten 2½-Jahreshoch. Der WTI-Preis erreicht mit knapp 109 USD je Barrel den höchsten Stand seit September 2008. Neben den anhaltenden Kämpfen in Libyen und den Protesten im Nahen Osten sorgen die US-Arbeitsmarktdaten für Unterstützung. Diese hatten am Freitag einen stärker als erwartet ausgefallenen Stellenaufbau ausgewiesen, was den Risikoappetit der Anleger beflügelte. Die spekulativen Finanzanleger haben ihre Netto-Long-Positionen bei Rohöl in der Woche zum 29. März um 9,5 Tsd. auf 261.759 Kontrakte ausgeweitet, setzen also auf einen weiteren Ölpreisanstieg.
Kurzfristig dürften die Ölpreise aufgrund der Angebotsrisiken unterstützt bleiben. Solange die Kämpfe um die wichtigen libyschen Ölstädte Ras Lanuf und Brega andauern, ist an eine Wiederaufnahme der Öllieferungen nicht zu denken. Die Hoffnungen auf eine stärkere Dynamik der Ölnachfrage dürften angesichts des hohen Preisniveaus jedoch enttäuscht werden, so dass wir im Verlaufe des Jahres von einem Preisrückgang ausgehen, sobald die Angebotsrisiken nachlassen.
Russland hat im März 10,2 Mio. Barrel Rohöl pro Tag produziert. Damit liegt die russische Ölproduktion nur knapp unter dem im Oktober verzeichneten Hoch seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Da Russland im Gegensatz zu den OPEC-Staaten über keine freien Kapazitäten verfügt, kann es auch nicht zur kurzfristigen Entspannung am Ölmarkt beitragen.
Die Finanzanleger haben ihre Netto-Short-Positionen bei Erdgas um weitere 32 Tsd. auf 103.984 Kontrakte reduziert. Innerhalb von vier Wochen haben sich diese halbiert. Angesichts dessen fällt der Preisanstieg bei Erdgas um 20% seit Anfang März moderat aus.
Edelmetalle
Der Goldpreis hat sich von seinem Rückgang am Freitag erholt und notiert heute Morgen zum Wochenauftakt bei über 1.430 USD je Feinunze. Unterstützung erhält er durch einen schwachen US-Dollar. Im aktuellen Umfeld sollte Gold weiter zulegen können. Geopolitische Risiken in Nordafrika und im Nahen Osten, gepaart mit der Schuldenkrise in Euro-Peripherieländern sowie den Inflationsaussichten dürften dabei die wesentlichen Treiber sein. Gebremst werden könnte der Auftrieb allerdings durch die wahrscheinlich kurz bevorstehende Zinserhöhung der EZB im Laufe der Woche. Diese dürfte jedoch bereits weitgehend eingepreist sein. Zudem sollte es mehrerer Zinserhöhungen bedürfen, um den Goldpreis deutlicher unter Druck zu bringen. Die spekulativen Finanzanleger haben in der Woche zum 29. März ihre Netto-Long-Positionen bei Gold um 7% auf 191,4 Tsd. Kontrakte ausgeweitet. Dies entspricht dem höchsten Stand seit fünf Monaten.
Im Falle von Silber kam es dagegen zu einem moderaten Abbau der Positionen. Der Silberpreis zeigte sich davon unbeeindruckt und steigt heute Morgen auf 38,5 USD je Feinunze und damit den höchsten Stand seit mehr als 31 Jahren. Sollten die Finanzanleger ihre Wetten auf steigende Preise wieder ausweiten, dürfte Silber von dieser Seite her zusätzliche Unterstützung bekommen. Die psychologisch wichtige Marke von 40 USD je Feinunze scheint in greifbare Nähe zu rücken.
Industriemetalle
Die Metallpreise zeigen sich auch zum Auftakt der neuen Handelswoche relativ verhalten und treten weitgehend auf der Stelle. Dies ist angesichts des gestiegenen Risikoappetits, der sich in steigenden Aktienmärkten widerspiegelt, und der fundamentalen Ausgangslage wenig nachvollziehbar. Anglo American, der Betreiber der drittgrößten Kupfermine der Welt, Collahuasi, gab bekannt, dass die zuletzt schweren Regenfälle das Erreichen der Produktionsziele für dieses Jahr schwierig machen. Dies kommt zu den bereits bestehenden operativen Problemen, wie fallenden Mineralgehalten und regelmäßigen Streiks, hinzu.
Dass die Kupferproduktion in diesem Jahr mit der stark steigenden Nachfrage kaum Schritt halten kann, wird allerdings zurzeit vom Markt ausgeblendet. Ebenso hatten die positiven US-Arbeitsmarktdaten am Freitag und der gleichzeitig schwache US-Dollar kaum Auswirkungen auf die Metallpreise. Die Anleger bauen aber offensichtlich ihre Wetten auf steigende Preise aus: Die Netto-Long-Positionen haben sich in der Woche zum 29. März um gut 32% auf 25,6 Tsd. Kontrakte erhöht. Dies entspricht dem höchsten Stand seit vier Wochen. Auch die Anzahl der offenen Kontrakte an der LME ist im selben Zeitraum deutlich gestiegen.
Wir führen den jüngsten Preisrückgang vor allem auf charttechnische Indikatoren und kurzfristige Abwesenheit chinesischer Händler zurück. Dies sieht man vor allem in den stark steigenden Lagerbeständen in Asien: Die asiatischen LME-Vorräte sind seit Jahresbeginn um 90 Tsd. Tonnen bzw. 150% gestiegen. Die Lagerbestände an der SHFE stiegen um 30 Tsd. Tonnen bzw. rund 20% an. Das hohe Produkionsdefizit sollte sich bald in fallenden Lagerbeständen bemerkbar machen.
Agrarrohstoffe
Der Preis für Mais an der Börse Chicago ist noch immer nicht zur Ruhe gekommen. Die Notierungen liegen nur noch marginal unter den im Sommer 2008 erzielten Höchstständen von um die 750 US-Cents je Scheffel und damit gut 12% höher als Mitte vergangener Woche. Angesichts einer hohen Nachfrage aus den Bereichen Ethanol- und Futtermittelindustrie sowie aus dem Ausland ist der Markt noch dabei, die niedriger als erwartet ausgefallenen US-Lagerbestände per Anfang März zu verdauen. Wie die Terminkurve zeigt, rechnet der Markt zunächst noch mit einem weiteren Anstieg der Preise, bevor diese in der zweiten Jahreshälfte mit der erwarteten hohen Ernte auf einer nach USDA-Schätzung deutlich ausgedehnten Maisanbaufläche nachgeben sollten. Der Dezember-Kontrakt notiert derzeit bei etwa 640 US-Cents je Scheffel.
In den am Freitag veröffentlichten aktuellen CFTC-Daten, die gegenüber der Vorwoche einen Rückgang der Netto-Long-Positionen der spekulativen Anleger um 10,6 Tsd. Kontrakte ausweisen, sind die USDA-Veröffentlichungen noch nicht berücksichtigt. Es ist davon auszugehen, dass die spekulativen Anleger ihre Netto-Long-Positionen inzwischen wieder aufgestockt haben.
CFTC Daten: Netto-Long Positionen spekulativer Finanzanleger vs. Preis
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
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