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Gold und Silber mit neuen Höchstständen

06.04.2011  |  Eugen Weinberg
Energie

Ein neuer Tag, ein neues Hoch: Zumindest für Nordseeöl der Sorte Brent Blend war das bis gestern der Fall. Nahezu unbeeindruckt von der Zinserhöhung der chinesischen Zentralbank konnte Brent gestern bis auf 122,5 USD je Barrel klettern und notierte damit auf dem höchsten Stand seit August 2008. Dabei überrascht nicht, dass die US-Ölsorte den jüngsten Preisanstieg nicht mitmacht und sogar eher weiter leicht nachgibt. Denn für den Preisanstieg sind vor allem die Spannungen in Nordafrika verantwortlich, während die Angebotssituation in den USA weiterhin entspannt bleibt.

Gestern gelang es den Anhängern Gaddafis, die Rebellen aus dem wichtigen Ölhafen von Brega zurückzuschlagen und dämpfte damit Hoffnungen auf eine schnelle Aufnahme der Ölexporte. Auf der anderen Seite zeigten die Daten des American Petroleum Institute für die Vorwoche ein weiterhin entspanntes Versorgungsbild auf dem US-Benzinmarkt. Trotz der verstärkten Auslastung der Raffinerien stiegen die Benzinbestände um rund 600 Tsd. Barrel. Zudem wies Mastercard Advisors in der Woche zum 1. April um 1,2% gefallene Absatzzahlen an den Tankstellen aus. Mit knapp 9,2 Mio. Barrel pro Tag lag die Nachfrage sogar 3,6% niedriger als im Vorjahr. Damit könnten die Daten des US-Energieministeriums (DOE) heute Nachmittag erneut enttäuschen, weil der Konsens mit einem Rückgang der Benzinlagerbestände um 1,9 Mio. Barrel rechnet.

Für den Preisunterschied zwischen Brent und WTI ist aber vor allem die Entwicklung der Lagerbestände in Cushing wichtig, die nach Angaben des API auf über 42 Mio. Barrel stiegen. Die DOE-Daten lagen zuletzt noch darunter. Dies könnte die Spread-Ausweitung begünstigen.


Edelmetalle

Der Goldpreis ist gestern aus seinem kurzfristigen Seitwärtstrend nach oben ausgebrochen und erreicht heute Morgen bei 1.459 USD je Feinunze ein neues Rekordhoch. Auch in Euro gerechnet konnte Gold zeitweise deutlich auf 1.025 EUR je Feinunze zulegen. Vom Preisanstieg von Gold profitiert auch Silber, das erneut die beste Wertentwicklung unter den Edelmetallen aufweist und um 2% auf 39,5 USD je Feinunze steigt. Ein Überschreiten der psychologisch wichtigen Marke von 40 USD dürfte bereits kurzfristig erfolgen. Das Gold-Silber-Verhältnis ist im Zuge dessen mittlerweile auf 36,9 und damit den niedrigsten Stand seit September 1983 gefallen. Das derzeitige Umfeld ist weiterhin günstig für die Edelmetalle.

Die anhaltenden Unruhen in Nordafrika und im arabischen Raum sowie die Schuldenkrise in den Euro-Peripherieländern, gepaart mit einem schwachen US-Dollar und einer weiterhin lockeren Geldpolitik der westlichen Zentralbanken sorgen für Preisphantasie. Nach der gestrigen nochmaligen Abstufung des Kreditratings Portugals durch die Ratingagentur Moody’s wird es immer wahrscheinlicher, dass Portugal den EU-Rettungsschirm in Anspruch nehmen muss. Eine erste Zinserhöhung der EZB seit 2008 am Donnerstag dürfte keine Überraschung mehr darstellen und daher den Aufwärtstrend kaum beeinflussen. Auch lastete der gestrige überraschende Zinsschritt seitens der chinesischen Zentralbank nur sehr kurz auf dem Goldpreis. Die chinesische Goldnachfrage dürfte davon unbeeindruckt weiter steigen.


Industriemetalle

Von der vierten Zinserhöhung in China seit dem letzten Oktober wurden die Metallpreise gestern nur kurzfristig belastet und konnten sich nach den anfänglichen teilweise starken Verlusten im weiteren Tagesverlauf nahezu vollständig erholen. Auch den chinesischen Händlern, die heute aus dem kurzen Urlaub zurückkamen, konnte dies nicht die gute Laune verderben: Die Metallpreise an der SHFE legten heute wieder in der Breite zu. Das chinesische Informationsnetzwerk für Metalle, Antaike, rechnet damit, dass die Kupfernachfrage im Reich der Mitte weiterhin stark bleiben und China in diesem Jahr ein Angebotsdefizit bei Kupfer von 2,44 Mio. Tonnen verzeichnen wird.

Dennoch dürfte der Inflationsdruck in China erhalten bleiben. Weitere Zinsschritte in Kürze bleiben damit wahrscheinlich, obgleich bislang diese dem Preisanstieg der Metalle nichts anhaben konnten (Grafik). Der Aufwärtstrend der Preise setzt sich heute Morgen an der LME fort. Kupfer beispielsweise hat zum ersten Mal seit einer Woche wieder die Marke von 9.500 USD je Tonne zurückerobert. Die beste Preisentwicklung weist Nickel mit einem Plus von fast 2% auf. Offensichtlich wurde der Preisrückgang der letzten Tage - Nickel hat in den vergangenen zwei Wochen rund 8% verloren - von vielen Marktteilnehmern als übertrieben erachtet.

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Wir teilen diese Auffassung bei Nickel nur bedingt, da mittelfristig viel neues Material auf den Markt kommt und sich dadurch die Angebots-Nachfrage-Situation deutlich entspannen sollte. Nachdem im Dezember bereits die beiden Minenprojekte Goro und Onca Puma in Betrieb genommen wurden, wurde Ende letzten Monats auch die Produktion in der Ambatovy-Nickelmine in Madagaskar aufgenommen. Ab dem Jahr 2013 soll diese Mine jährlich 60 Tsd. Tonnen Nickel produzieren, was gut 4% des weltweiten Angebots entspräche.


Agrarrohstoffe

Mais konnte gestern weiter zulegen und schloss mit 767 US-Cents je Scheffel auf einem neuen Höchststand. Der Markt wird durch die niedrigen Lagerbestände in den USA sowie die Befürchtung beherrscht, dass es witterungsbedingt zu Aussaatverzögerungen kommen könnte. Gestern befeuerte die Erwartung des US Grains Council, dass China im laufenden Wirtschaftsjahr bis September weitere 2-3 Mio. Tonnen Mais importieren wird, die Rally weiter. Der Weizenpreis an der LIFFE bewegte sich zuletzt weitgehend im Fahrwasser der US-Notierungen. Die jüngste Preiserholung in Paris fiel mit 23% sogar etwas stärker aus als an der CBOT. Die Knappheit an hochwertigem Brotweizen in Europa macht sich hier besonders bemerkbar. Hinzu kommt eine unterdurchschnittliche Versorgung der Böden mit Feuchtigkeit, etwa in weiten Teilen Frankreichs, was den Zustand des Winterweizens beeinträchtigen könnte.

Der Kakaomarkt reagiert mit weiteren Preisabschlägen auf die sich abzeichnende Lösung des Konflikts im weltgrößten Anbauland Elfenbeinküste. Nach Luftschlägen der UN und Frankreichs zeigt sich der Ex-Präsident Gbagbo offensichtlich zu einem Rückzug aus dem Amt bereit. Damit rückt die Wiederaufnahme der gleichermaßen durch politische Verfügung wie durch ausländische Sanktionen unterbrochenen Exporte näher.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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