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Ölpreis klettert auf höchsten Stand seit 32 Monaten

07.04.2011  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Krieg in Libyen und die Unruhen im Nahen Osten treiben die Ölpreise immer weiter nach oben. Der Brentölpreis erreichte gestern mit 123 USD je Barrel den höchsten Stand seit Anfang August 2008. Der WTI-Preis stieg mit 109 USD je Barrel ebenfalls auf ein 2½-Jahreshoch. Selbst der vom US-Energieministerium berichtete Lageraufbau konnte die Ölpreise nicht nennenswert bremsen. Demzufolge stiegen die US-Rohölvorräte in der vergangenen Woche um 2,0 Mio. Barrel. Dies war der fünfte Lageraufbau in Folge und der elfte in den vergangenen zwölf Wochen.

Die Lagerbestände in Cushing gingen zwar leicht zurück, liegen aber nur knapp unter dem Rekordhoch. Von einer Verknappung des Angebots kann also zumindest in den USA keine Rede sein. Dies scheint auch die OPEC so zu sehen. Wie aus der OPEC verlautet, könne man derzeit wenig tun, um den Ölpreisen bei 120 USD je Barrel Einhalt zu gebieten. Man sieht derzeit auch kein Angebotsproblem, sondern vor allem Angst und Spekulation als Gründe für den Preisanstieg. Hinter der Haltung der OPEC könnten aber auch andere Gründe stehen. So wurden zur Beruhigung der Proteste in den arabischen Ländern die Sozialausgaben deutlich erhöht, allein in Saudi-Arabien um knapp 100 Mrd. USD.

In der Folge benötigen die OPEC-Mitglieder höhere Ölpreise zur Steigerung ihrer Öleinnahmen. Zudem hat der US-Dollar zuletzt an Wert verloren, was zum Erhalt der Kaufkraft der Ölerlöse ebenfalls höhere Ölpreise erforderlich macht. Die starre Haltung der OPEC könnte von den Marktteilnehmern als Einladung verstanden werden, auf einen weiteren Preisanstieg zu setzen. Somit steht einem weiteren Preisanstieg zunächst nichts entgegen, auch wenn das derzeitige Preisniveau bereits übertrieben scheint.


Edelmetalle

Ein neuer Tag, ein neues Hoch. Das ist derzeit nicht nur bei Öl die Devise, sondern auch bei Gold und Silber. Der Goldpreis erreicht heute Morgen zwischenzeitlich bei über 1.462 USD je Feinunze ein neues Rekordhoch. Silber handelt nur knapp unter seinem gestrigen Höchststand. Überraschenderweise geht der Ausbruch des Goldpreises aus seinem kurzfristigen Seitwärtstrend nicht mit Zuflüssen in Gold-ETFs einher. Im Gegenteil: Der weltweit größte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, verzeichnete gestern sogar Abflüsse von gut 7 Tonnen, so dass dessen Bestände auf das niedrigste Niveau seit Mai letzten Jahres gefallen sind. Als Erklärungsansätze für den Preisanstieg bei Gold müssen daher andere Faktoren herangezogen werden, die allerdings reichlich vorhanden sind.

Neben dem schwachen US-Dollar ist derzeit klar auf die Schuldenkrise in den Euro-Peripherieländern zu verweisen. Portugal hat sich gestern Abend dem Druck gebeugt und nicht unerwartet Finanzhilfen aus dem EU-Rettungsfonds beantragt. Das Land soll nun schnellstmöglich rund 80 Mrd. Euro erhalten. Heute wird die EZB aller Voraussicht nach zum ersten Mal seit Juli 2008 wieder die Leitzinsen erhöhen. Dieser Schritt ist vom Markt jedoch allgemein erwartet und dürfte weitgehend eingepreist sein. Die Auswirkungen auf die Edelmetallpreise dürften sich daher in Grenzen halten. Grundsätzlich wird die Luft auf den aktuell hohen Preisniveaus jedoch dünner.

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Industriemetalle

Die Metallpreise wiesen gestern die größten Gewinne von allen Rohstoffklassen auf. In der Breite stiegen alle Metalle teilweise deutlich und machten damit einen Teil ihrer Verluste der Vortage wieder wett. Gleich mehrere Minenunternehmen äußerten sich kürzlich sehr optimistisch zu den weiteren Nachfrageaussichten für Rohstoffe. So schätzen beispielsweise Freeport McMoRan und Xstrata, zwei der weltweit größten Kupferproduzenten, dass die Nachfrage in China trotz der Zinsanhebungen zur Bekämpfung der Inflation hoch bleiben wird. Für dieses Jahr erwarten die beiden Unternehmen einen Anstieg der chinesischen Kupfernachfrage von 6%.

Ähnlich optimistisch zeigt sich Chinalco, der größte chinesische Aluminiumproduzent. Selbst bei einem Wirtschaftswachstum von 7-8% p.a. in China würde die Nachfrage nach Rohstoffen und insbesondere Aluminium und Kupfer hoch bleiben. Dies führt Chinalco auf die hohen und auch weiterhin geplanten Bauaktivitäten im Land zurück. Das Unternehmen verweist dabei auf den seit Jahresanfang geltenden neuen 5-Jahresplan der chinesischen Regierung. Dieser sieht z.B. vor, dass bis zum Jahr 2015 36 Mio. Eigenheime errichtet werden sollen. Hinzu kommen die notwendigen Investitionen in die Infrastruktur, die u.a. durch den Zustrom der ländlichen Bevölkerung in die Städte hervorgerufen werden. Im Zuge der hohen Ölpreise, die zu steigenden Energiekosten führen, dürfte laut Angaben von Chinalco vor allem der Aluminiumpreis gut unterstützt sein.


Agrarrohstoffe

Der Maispreis hält sich weiter in der Nähe des Anfang der Woche verzeichneten Rekordhochs von 7,7 USD je Scheffel. Ein Preisanstieg auf 8 USD ist in den kommenden Tagen nicht auszuschließen. Morgen gibt das US-Landwirtschaftsministerium die neuen Angebots- und Nachfrageschätzungen bekannt. Dabei könnte es zu einer erneuten Abwärtsrevision der Lagerbestandsschätzung kommen, nachdem die US-Maisvorräte zum 1. März niedriger ausgefallen sind als erwartet. Laut einer Reuters-Umfrage könnte das Lager-Verbrauchs-Verhältnis sogar auf den niedrigsten Stand seit 1930 fallen. Im Gegensatz zu den meisten Agrarrohstoffen resultiert die Knappheit bei Mais nicht aus Angebotsausfällen. Im Gegenteil, die weltweite Maisproduktion soll im laufenden Erntejahr mit 814 Mio. Tonnen ein Rekordniveau erreichen.

Auch im kommenden Erntejahr ist aufgrund der sich abzeichnenden Flächenausweitungen mit einer erneuten Rekordproduktion zu rechnen. Preistreibend ist bei Mais vielmehr die robuste Nachfrage. Heute werden die wöchentlichen Exportzahlen des USDA weiteren Aufschluss über die Nachfrageentwicklung geben. In der vergangenen Woche hatten die Maisexporte mit 2,2 Mio. Tonnen den höchsten Stand seit Beginn des Erntejahres erreicht. Wir denken, dass der Markt die Angebotsausweitung unterschätzt. Zudem dürfte die Nachfrage vom höheren Preisniveau gebremst werden. Der Preisanstieg dürfte daher demnächst auslaufen und die Preise im Jahresverlauf wieder nachgeben.


DOE Daten: US-Lagerbestände Rohöl, Ölprodukte und Erdgas

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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