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Währungen - Carry-Trades - bullische Stärke

09.04.2011  |  Klaus Singer
Der Euro ist gegen Dollar heute auf den höchsten Stand seit Januar 2010 gestiegen. Als Begründung wird angegeben, man verkaufe den Greenback aus Angst davor, dass die US-Regierung wegen Überschreitens des Schuldenlimits kurzfristig handlungsunfähig werden könnte.

Der Dollar-Index steht knapp über 75 und damit bereits tiefer als im Nov 2010, als QE2 startete. Markante Tiefs darunter: Im November 2009 lag er bei 74,4, im Juli 2008 bei 71,8. In der gesamten Zeit seit Mitte Februar (Aktien-Topp) und auch während der Japan-Krise war nichts vom "safe-heaven"-Reflex zu sehen. Sonst gab es häufig in Krisenzeiten eine starke "Heimwärts"-Bewegung des Dollar - wie zuletzt z.B. zwischen April und Juni 2010, als die europäische Staatsschulden-Krise offen ausbrach.

Seit Mitte März sind Euro und Dollar gegen Yen kräftig gestiegen. Den Startschuss für diese Bewegung lieferte eine Währungsintervention der G7 mit dem Ziel, den Yen zu schwächen. Fundamental spricht viel dafür, dass der Yen weiter unter Druck bleibt. Die japanische Notenbank stellt erhebliche Mittel bereit, um den Wiederaufbau nach Erdbeben- und Atom-Katastrophe zu unterstützen, die Leitzinsen werden noch sehr lange niedrig bleiben und die japanische Wirtschaft wird auf längere Zeit noch in verstärktem Umfang Güter und Dienstleistungen importieren müssen.

Dieses Szenario lässt Carry-Trade-Aktivitäten aktuell risikoarm aussehen - man verschuldet sich in Yen und transferiert die Mittel in Euro und Dollar. Genau das dürfte der Anstieg von Dollar und Euro gegen Yen auch widerspiegeln. Der Kursverlauf der ETF "Currency Carry" zeigt den Zusammenhang deutlich (siehe Chart!).

Beim Euro kommt noch dazu, dass die EZB (nicht unerwartet) gestern in einem ersten Zinsschritt vom ultraniedrigen Zinsniveau bei 1% weg zu kommen sucht. Ein weiterer Zinsschritt soll im Juni oder Juli folgen. Und so ist Euro/Yen gegenüber Dollar/Yen überproportional angestiegen was den Euro gegen Dollar steigen lässt. Daran ändert auch die Nachricht nichts, dass Portugal nun bei der EU um Finanzhilfen im Volumen von 70 bis 80 Mrd. Euro ansteht. Das war sowieso seit längerem erwartet worden, und zwar umso mehr, je mehr der bis vor kurzem noch amtierende Ministerpräsident davon sprach, es alleine zu schaffen.

Was Yen-Carry-Trades angeht, so war die Sache zwischen 2004 und Mitte 2008 klar. Aus der synchronen Bewegung von Dollar/Yen und S&P 500 auf der einen, Euro/Yen und EuroStoxx50 auf der anderen Seite lässt sich indirekt darauf schließen, dass die so generierten Mittel zu einem bedeutenden Teil in die jeweiligen Aktienmärkte gewandert sind (siehe Chart!). Dies gilt übrigens auch für Rohstoffe - hier war die Synchronität zwischen dem Rohstoff-Index CRB und Euro/Yen, bzw. Dollar/Yen in dieser Zeit ebenfalls hoch (siehe Chart!).

Seit September 2010 allerdings ist der Zusammenhang zwischen Dollar/Yen und S&P 500, bzw. CRB zunehmend entkoppelt. Für das Verhältnis von Euro/Yen zu CRB gilt Vergleichbares, was den EuroStoxx50 angeht, ist die Entkopplung nicht sehr weit gegangen. Das lässt sich wohl auch mit dem gegenüber USA und Japan deutlich höheren Zinsniveau des Euro-Raums begründen. D.h. für die Akteure im Dollar-Raum spielten Yen-Carry-Trades seit einigen Monaten nur eine untergeordnete Rolle - QE2 lässt grüßen.

Jetzt dürfte es hier eine Bewegung zurück geben - Yen-Carry-Trades dürften künftig wieder eine stärkere Rolle bei der Asset-Preis-Entwicklung spielen. Tempoverlust und Wendepunkt deutet sich in den beiden Charts schon an. Das ist auch plausibel angesichts der EZB-Politik und dem Ende von QE2 zur Jahresmitte. Irgend woher muss der billige Treibstoff ja kommen. So gesehen kam den Finanzmärkten die japanische Mehrfach-Katastrophe gerade recht.




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