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Gewinnmitnahmen sorgen für Abgabedruck

12.04.2011  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis hat seit gestern 3% nachgegeben und handelt am Morgen bei 123 USD je Barrel. Es wachsen offenbar die Sorgen, dass das hohe Preisniveau die Nachfrage abbremsen könnte. So haben die US-Tankstellenpreise für Diesel letzte Woche erstmals seit September 2008 wieder die Marke von 4 USD je Gallone erreicht. Auch die US-Benzinpreise sind in der letzten Woche um 11 US-Cents auf 3,79 USD je Gallone gestiegen. Verstärkt wurden die Sorgen von der Abwärtsrevision der US-Wachstumsprognose durch den IWF. Zudem warnte der IWF davor, dass der starke Ölpreisanstieg ein Risiko für die Weltwirtschaft darstellt.

Heute veröffentlichen die US-Energiebehörde EIA und die OPEC ihre aktualisierten Nachfrageprognosen. Bislang rechnet die EIA mit einem Anstieg der weltweiten Ölnachfrage um 1,5 Mio. Barrel pro Tag in diesem Jahr, die OPEC mit einem Plus von 1,4 Mio. Barrel pro Tag. Angesichts der jüngsten Ölpreisentwicklung könnte es zu einer leichten Abwärtsrevision der Prognosen kommen. Der Ölpreis könnte dann weiter nachgeben, da kurzfristig orientierte Marktteilnehmer Gewinne mitnehmen könnten. Die Netto-Long-Positionen der spekulativen Finanzanleger lagen letzte Woche nur knapp unter dem Anfang März verzeichneten Rekordniveau, so dass das Potenzial für Positionsglattstellungen beträchtlich ist.

Es gibt jedoch weiterhin Gründe, die gegen einen deutlichen Ölpreisrückgang sprechen. So haben die Rebellen in Libyen den Vorschlag der Afrikanischen Union abgelehnt, der Friedensverhandlungen mit dem libyschen Staatschef Gaddafi vorsah. Die Kämpfe dürften somit anhalten und einer baldigen Normalisierung der Ölproduktion entgegenstehen. Saudi-Arabien hält zudem die Liefermengen nach Europa und Asien im Mai unverändert, sieht also trotz der hohen Preise keinen Grund zu einer weiteren Ausweitung des Angebots.


Edelmetalle

Im Einklang mit den anderen Rohstoff-Klassen und im Zuge der zuvor starken Preisrallye kommt es seit gestern auch bei den Edelmetallen zu Gewinnmitnahmen. U.a. der etwas stärkere US-Dollar dürfte hierzu beitragen. Gold verliert gut 1% und rutscht unter die Marke von 1.460 USD je Feinunze. Auch in Euro gerechnet gibt das gelbe Edelmetall nach und handelt heute Morgen bei gut 1.010 EUR je Feinunze. Silber, Platin und Palladium finden sich ebenfalls auf der Verliererseite wieder. Auch wenn die Preiskorrektur kurzfristig weitergehen könnte, sind die mittel- bis langfristigen positiven Aussichten insbesondere für Gold nach wie vor intakt.

So plädieren beispielsweise zwei Top-Mitglieder der US-Notenbank Fed dafür, die ultra-lockere Geldpolitik in den USA beizubehalten, da die Arbeitslosigkeit zu hoch sei und die Inflation keine Gefahr darstelle. Anderer Meinung ist diesbezüglich der IWF. Dieser sieht vor allem durch die hohen Ölpreise und die Inflation in den Entwicklungsländern eine Gefahr für die Erholung der Weltwirtschaft. In jedem Fall dürfte Gold als sicherer Hafen nachgefragt und der Preis gut unterstützt bleiben. Auch dürften niedrigere Preise von Spekulanten und Schmuckhändlern als attraktive Kaufgelegenheit erachtet werden.


Industriemetalle

Das Industrie- und Informationstechnologieministerium Chinas hat die Genehmigungen für den Bau neuer Aluminiumschmelzen gestoppt, um den weiteren Aufbau von Überkapazitäten zu verhindern. Gemäß Einschätzung des Verbands der chinesischen Nicht-Eisen-Industrie soll die lokale Aluminiumproduktion in diesem Jahr auf 20 Mio. Tonnen steigen, nach gut 16 Mio. Tonnen im Vorjahr. Gleichzeitig stehen Kapazitäten von 25 Mio. Tonnen zur Verfügung. Demzufolge sind die chinesischen Aluminiumschmelzen nur zu 80% ausgelastet. Die aufgrund der eingeführten Energiesparmaßnahmen stillgelegten Kapazitäten in Höhe von 1,6 Mio. Tonnen im zweiten Halbjahr 2010 sind mittlerweile zum Großteil wieder in Betrieb genommen worden. Die nun geplanten Maßnahmen der chinesischen Regierung dürften jedoch nicht zur Einengung des globalen Angebots führen.

Der Aluminiummarkt wies laut Daten von WBMS bereits im letzten Jahr einen Überschuss von annähernd 1 Mio. Tonnen auf. Dieser dürfte sich laut Einschätzung von Brook Hunt, einem unabhängigen Research-Institut, im laufenden Jahr auf 1,3 Mio. Tonnen ausweiten. Angesichts dessen hält sich der Aluminiumpreis mit knapp 2.700 USD je Tonne auf einem sehr hohen Niveau. Dieser wird zum einen durch die Preisrallye an den Rohstoffmärkten getragen, zum anderen unterstützen aktuell die hohen Energiekosten, die den größten Kostenanteil an der Produktion ausmachen, den Preis.


Agrarrohstoffe

Die Aussichten für den US-Winterweizen 2011 trüben sich weiter ein. Mit 36% als gut oder sehr gut bewerteten Pflanzen liegt der Prozentsatz einen Punkt unter der Vorwoche, der Anteil der als sehr schlecht oder schlecht bewerteten Pflanzen wurde um 4 Punkte auf ebenfalls 36% angehoben. Die Bewertung ist die schlechteste zu diesem Zeitpunkt seit neun Jahren. Zum selben Zeitpunkt lag in 2010 der Anteil der als gut oder sehr gut eingestuften Pflanzen bei 65%. Dies könnte sich in niedrigeren Ernteerträgen niederschlagen, welche die deutliche Flächenausweitung zumindest teilweise kompensieren.

Die Festnahme des Ex-Präsidenten der Elfenbeinküste, Gbagbo, lässt auf eine baldige Wiederaufnahme der Kakaoexporte des weltgrößten Produzentenlandes hoffen. Auch wenn Gbagbo seine Anhänger dazu aufgerufen hat, die Waffen niederzulegen, muss sich die Lage in dem politisch gespaltenen Land mit der Festnahme nicht automatisch beruhigen. Erste Schiffe sind dennoch wieder auf dem Weg zur Elfenbeinküste, nachdem die EU letzte Woche die über die wichtigen Verladehäfen Abidjan und San Pedro verhängten Sanktionen aufgehoben hatte.

Die Internationale Kakaoorganisation erwartet, dass die Produktion in der Elfenbeinküste aufgrund günstiger Witterungsbedingungen in diesem Jahr um 6,7% auf 1,325 Mio. Tonnen steigen sollte. Die Haupternte ist bereits abgeschlossen. Bis Ende März lagen die Anlieferungen mit über einer Mio. Tonnen bereits um 100 Tsd. Tonnen über dem Vorjahreswert. In Ghana sind die Anlieferungen sogar um 44% gegenüber der Vorjahresperiode gestiegen.

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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