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ESM-Auktion voller Erfolg - Bedeutende Daten der Eurozone positiv!

09.01.2013  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.53 Uhr) bei 1.3085, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im US-Handel bei 1.3058 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 87.50. In der Folge notiert EUR-JPY bei 114.45, während EUR-CHF bei 1.2092 oszilliert.

Wir freuen uns außerordentlich, dass die erste Auktion des ESM ein voller Erfolg war. Die Dreimonatspapiere waren 3,2 fach überzeichnet. Die Rendite stellte sich auf -0,0324%. Ergo verdient der ESM mit der Mittelaufnahme als auch mit der Mittelvergabe. Das ist ein profundes Geschäftsmodell.

Wir sind erstaunt, dass beispielsweise Irland wegeneiner Marktbewertung (Hinweis der Agenturen auf CDS) von Ratingagenturen herabgestuft wurde und diese profunden Marktergebnisse bei der ESM-Auktion (zuvor bereits EFSF Emissionen) keinen angemessenen Niederschlag bei den Agenturen finden. Wer sich mit nominalen Negativzinsen refinanziert muss doch nun wirklich Topbonität sein, oder?

Der Kreis derjenigen, die Deutschland als Verliererder Eurozone sehen und der Eurozone trotz massiver Reformen und Reformerfolge die Zukunft sportlich absprechen, vergessen diese bedeutenden Daten, die Deutschland klar als Profiteur unter konjunkturellen als auch fiskalischen Aspekten der Defizitkrise definieren.

Es erfrischt, dass sich EU-Kommissar Rehn positiv über die Eurozone äußert. (Reuters) - EU-Währungskommissar Olli Rehn sieht eine deutliche Entspannung in der Schuldenkrise. "Die Gefahr eines Euro-Zerfalls ist zwar abgewendet", sagte Rehn laut "Welt" (Mittwochausgabe) bei einer Veranstaltung der Tageszeitung. "Aber wir dürfen jetzt nicht in die Sorglosigkeit verfallen." Er sprach sich für einen ausgewogenen Sparkurs aus. "Wachstum ist unsere wichtigste Sorge, und daher müssen wir die Strukturreformen fortsetzen", sagte Rehn. "Haushaltskonsolidierung ist nach wie vor notwendig, in sinnvollem, klugem Tempo."

Es gibt in der ökonomischen Statistik Datenreihen, die vom Charakter her Frühindikatoren oder Spätindikatoren sind.

Bei Trendwechseln in der Konjunktur ergibt sich regelmäßig eine erhebliche Divergenz zwischen Früh- und Spätindikatoren. Genau zu einer derartigen Divergenz kommt es derzeit in Datenreihen der Eurozone.

Die Entwicklung an den Arbeitsmärkten ist eine klassische Spätindikation. Gestern ergab sich per Berichtsmonat November ein Anstieg der Arbeitslosenquote der Eurozone von zuvor 11,7% auf 11,8%. Diese Entwicklung war von Analysten erwartetworden.

Damit kommt es per November zu einem historischen Höchststand der Arbeitslosigkeit in der Eurozone (Chart).

Die Reformpolitik in den Südländern als auch die Folgen der Spekulation gegen diese Länder, die reale Investitionstätigkeit bis Herbst 2012 massiv lähmte, sind ursächlich für diese malade Situation. Seit September 2012 ergibt sich eine Entschärfung der Krise maßgeblich dank der EZB, die eine Normalisierung der Investitionstätigkeit mittel- langfristig impliziert mit entsprechenden positiven Impulsen für den Arbeitsmarkt der Reformländer.

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Neben Früh- und Spätindikatoren existieren auch Datenreihen, die Aufschluss über das aktuelle Umfeld liefern. Dazu gehören die Einzelhandelsumsätze. Per November stellte sich in der Eurozone ein Anstieg um 0,1% ein. Die Prognose lag bei +0,3%. Entscheidend ist hier jedoch auch die Revision des Vormonatswert von -1,2% auf -0,7%.Aktuelle Daten basieren immer auf einer limitierten Auswahl von Daten, bei deren Verarbeitung Trendfaktoren der Vergangenheit eine Rolle spielen. Wenn es hier bei Revisionen zu merklichen Brüchen kommt, verdient das Aufmerksamkeit.

Fakt ist, dass im Jahresvergleich der Rückgang der Einzelhandelsumsätze von -3,2% auf -2,6% (Prognose -2,7%) gesunken ist. Die Wahrscheinlichkeit einer merklichen Aufwärtsrevision der Novemberdaten ist ausgeprägt …

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Kommen wir damit zu den Frühindikatoren. Hier gibt es unterschiedliche Anbieter, beispielsweise das britische Unternehmen „Markit“, denen wir sehr kritisch gegenüber stehen. Laut Markit bewegt sich unser deutsches produzierende Gewerbe in einerRezession. Laut „Markit“ gibt es eine latente Outperformance des britischen produzierenden Gewerbes gegenüber Deutschland, obwohl dort seit mehr als 12 Monaten eine Rezession in diesem Sektor nachweislich ist. Diese Divergenzen werfen mehr Fragen auf, als dass Sinn stiftende Antworten geliefert werden.

Es gibt aber auch Datenreihen, denen wir umfänglichvertrauen. Dazu gehört für die Eurozone vor allen Dingen der „Economic Sentiment Index“ der Eurozone, der von der EU-Kommission veröffentlicht wird.

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Per Dezember kam es unerwartet zu einem Anstieg des„Economic Sentiment Index“ um 1,3 auf 87,0 Punkte. Die Prognose lag bei 86,3 nach zuvor 85,7 Punkten. Damit wurde der höchste Wert seit Juli 2012 markiert.

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Auch der Geschäftsklimaindex legte von revidiert -1,17 (zuvor -1,19) auf -1,12 Punkte zu. Hier wurde der höchste Wert seit Juni 2012 erreicht.

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Zusammenfassend verdichten sich die Anzeichen einerStabilisierung der Konjunkturlage der Eurozone mit dem Potential einer markanten konjunkturellen Trendwende. Es ist kein Raum für Euphorie. Es ist aber durchaus Raum für begründete Zuversicht.

Der deutsche Auftrageingang verfehlte per November die Prognose. Es kam zu einem Rückgang um -1,8% im Monatsvergleich. Die Prognose lag bei -1,4%. Zudem wurde der Vormonatswert von +3,9% auf +3,8% revidiert. Nach dem massiven Anstieg des Vormonats war eine korrigierende Entwicklung wahrscheinlich. Im Jahresvergleich ergab sich ein Rückgang um -0,8% nach zuvor -2,1% (Juni 2012 noch -7,6%) Positiv ist anzumerken, dass aus der Eurozone ein Anstieg um 0,2% im Monatsvergleich zu vermelden war. Die Drittländer waren für den Rückgang verantwortlich.

Aus den uns verfügbaren Quellen wurden im Dezember im deutschen Auftragseingang sehr positive Akzente gesetzt.

Wir sind im Rahmen der Sammlung anekdotischer Evidenz sehr interessiert an Rückmeldungen aus unserem Leserkreis im Unternehmenssektor, die diese Sichtweise bestätigen können oder konterkarieren. Wir bitten in aller Form um emsige Partizipation.



Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützung bei 1.2970 - 00 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.



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