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Massiver Lagerabbau bei Benzin unterstützt Ölpreis

14.04.2011  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis steigt am Morgen auf 123 USD je Barrel. Heute nach Handelsschluss läuft bei Brent der Mai-Kontrakt aus. Der Preisabstand zu WTI hat sich im Vorfeld der Kontraktumstellung auf knapp 16 USD ausgeweitet. Für Rückenwind sorgen die gestern vom US-Energieministerium veröffentlichten Lagerdaten. Die US-Rohöllagerbestände sind in der vergangenen Woche zwar um 1,6 Mio. Barrel gestiegen und damit etwas stärker als erwartet.

Die Rohölvorräte in Cushing stiegen ebenfalls nochmals leicht und erreichten mit 41,9 Mio. Barrel ein neues Rekordniveau. Dafür gingen aber die Benzinlagerbestände um 7 Mio. Barrel zurück. Dies war der stärkste Lagerabbau seit 12½ Jahren. Ausschlaggebend hierfür war in erster Linie eine deutlich gesunkene Raffinerieauslastung aufgrund von Wartungsarbeiten und der Umstellung auf die Sommersaison. Der Lagerabbau war dabei besonders stark ausgeprägt in den Distrikten 3 (Golfküste) und 1 (Ostküste).

Der Crackspread zwischen Benzin und Rohöl stieg daraufhin auf ein 4-Jahreshoch von knapp 30 USD je Barrel. Der Lagerabbau bei Benzin ist in diesem Frühjahr deutlich stärker als saisonal üblich. Seit Anfang Februar sind die Benzinlagerbestände acht Wochen in Folge um insgesamt mehr als 30 Mio. Barrel zurückgegangen. Der vormals beträchtliche Lagerüberhang wurde somit vollständig abgebaut. In den kommenden Wochen ist mit einem Anstieg der Benzinvorräte zu rechnen. So gibt der deutliche Anstieg der Verarbeitungsmarge den Raffinerien Anreiz, die Benzinproduktion auszuweiten. Dazu dürften die hohen Preise Spuren bei der Benzinnachfrage hinterlassen. Diese lag in der vergangenen Woche trotz des Anstiegs im Wochenvergleich noch immer unter dem Niveau des Vorjahres.


Edelmetalle

Das auf Edelmetalle spezialisierte Research-Institut GFMS hat gestern seine jährliche Studie zum Goldmarkt veröffentlicht. Demnach ist Goldnachfrage 2010 das dritte Jahr in Folge auf nunmehr 4.334 Tonnen gestiegen. Besonders stark angezogen hat die Nachfrage nach ETFs, die einen Zuwachs von 18% verzeichnete. Angetrieben von Käufen aus China wurde die Nachfrage nach Goldbarren um 66% auf ein Rekordhoch von gut 880 Tonnen katapultiert. Trotz der hohen Preise legte auch die Schmucknachfrage deutlich zu, und zwar um 11% auf 2.017 Tonnen.

Indien verteidigte seine Position als weltweit größter Goldkonsument und kaufte im letzten Jahr 685 Tonnen Gold, 36% mehr als 2009. Wie erwartet traten die Zentralbanken erstmals seit 20 Jahren wieder als Netto-Käufer am Goldmarkt auf. Daran dürfte sich laut Einschätzung von GFMS in diesem Jahr auch nichts ändern. Die weltweite Goldminenproduktion stieg gemäß Daten von GFMS um beachtliche 3,8% auf 2.689 Tonnen. Ausschlaggebend hierfür war ein deutliches Produktionsplus in China. In diesem Jahr soll die Minenproduktion in etwa demselben Ausmaß zulegen. Südafrika, der ehemals weltweit größte Goldproduzent, hat im letzten Jahr einen weiteren Platz verloren und findet sich mit gut 203 Tonnen mittlerweile nur noch auf Rang 5 wieder. Nach China, Australien und den USA hat nun auch Russland Südafrika in dieser Statistik überholt.

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Industriemetalle

Die International Nickel Study Group (INSG) erwartet für dieses Jahr am globalen Nickelmarkt einen Rekord-Angebotsüberschuss von 60 Tsd. Tonnen. Während die Nachfrage im Vergleich zum Vorjahr um knapp 5% auf 1,54 Mio. Tonnen steigen soll, dürfte die Produktion mehr als doppelt so stark um 11% auf 1,6 Mio. Tonnen zulegen. Die massive Ausweitung der Produktion ist u.a. auf die kürzliche Inbetriebnahme neuer Minenprojekte und die Wiederaufnahme der Produktion in den kanadischen Nickelminen von Vale, die über ein Jahr lang bestreikt wurden, zurückzuführen.

Im vergangenen Jahr wies der Nickelmarkt laut INSG aufgrund der hohen weltweiten Edelstahlproduktion und damit verbundenen hohen Nickelnachfrage ein Angebotsdefizit von 30 Tsd. Tonnen auf. Dies scheint sich somit als Eintagsfliege herauszukristallisieren. Wir haben bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass insbesondere aufgrund des steigenden Angebots das aktuelle Preisniveau nicht zu rechtfertigen ist und gehen von einem Rückgang des Nickelpreises im weiteren Jahresverlauf aus.

Indonesien, der weltweit größte Zinnexporteur, hat im März mit 9.051 Tonnen knapp 38% mehr Zinn exportiert als im Vorjahr. Dies ist zum einen auf ein Nachlassen der starken Regenfälle in der Region zurückzuführen. Zum anderen haben Produzenten das höhere Preisniveau ausgenutzt und mehr Zinn verschifft. Die Situation am globalen Zinnmarkt dürfte sich dennoch nur unwesentlich entspannen.


Agrarrohstoffe

Die heute von der Europäischen Kakaovereinigung veröffentlichten Vermahlungszahlen deuten auf eine fortgesetzte Erholung der Kakaonachfrage in Europa hin. Demnach sind im ersten Quartal 353.103 Tonnen Kakao verarbeitet worden. Das waren 3,5% mehr als im Vorjahr und der höchste Wert seit dem ersten Quartal 2008.

Während die Nachfrage anzieht, dürfte auch das Angebot steigen. Die Häfen der Elfenbeinküste dürften nach der Beendigung des gewaltsamen Konflikts im weltgrößten Kakaoproduzentenland in dieser Woche wieder ihren Betrieb aufnehmen. Damit dürfte das wegen der Sanktionen zurückbehaltene Angebot an Kakaobohnen demnächst auf den Weltmarkt gelangen. Derzeit dürften in den Häfen mehr als 500 Tsd. Tonnen Kakaobohnen lagern. Dies spricht für einen Rückgang der Kakaopreise unter die Marke von 3.000 USD je Tonne in den kommenden Wochen.

Die Kaffeeexporte Kolumbiens sind im März um 53% gegenüber dem Vorjahr auf 884 Tsd. Sack gestiegen. Seit Jahresbeginn wurden 2,4 Mio. Sack exportiert, was einem Anstieg um 40% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die Vereinigung der kolumbianischen Kaffeeproduzenten erwartet eine Ernte von 9 bis 10 Mio. Sack in diesem Jahr, was dem höchsten Niveau seit drei Jahren entsprechen würde. Kolumbien ist der zweitgrößte Produzent von Arabica-Bohnen. Kaffeebohnen aus Kolumbien gelten zudem als besonders hochwertig. Eine Entspannung des Angebots an hochwertigen Bohnen dürfte zu rückläufigen Arabica-Preisen führen.


DOE Daten: US-Lagerbestände Rohöl, Ölprodukte und Erdgas

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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