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Positive Nachrichtenlage lässt Märkte noch kalt - EZB-Entscheidung voraus

10.01.2013  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (08.20Uhr) bei 1.3055, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im asiatischen Handel bei 1.3039 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 88.12. In der Folge notiert EUR-JPY bei 115.10,während EUR-CHF bei 1.2090 oszilliert.

Seit einigen Wochen werden quer durch die Branche Jahresausblicke für das kommende Jahr veröffentlicht. Die Bremer Landesbank hat sich in Ihren Prognosen als großer Optimist geoutet. Wir sehen schon für 2013 große Chancen auf eine wirtschaftliche Erholung, wenn keine unvorhersehbaren politischen Querschüsse große Unsicherheit in die Märkte zurück bringen.

Nachdem sich die Sorge um Euroland seit der Ankündigung Mario Draghis zur Not Staatsanleihen von Euroländern in unbegrenztem Umfang zu erwerben deutlich gelegt hat und auch das Fiskalkliff in den USA umschifft werden konnte, ist von der politischen Seite kein größeres Störfeuer in absehbarer Zeit zu erwarten.

Die einzige Ausnahme bildet Italien, wo sich Berlusconi seit Montis Rücktritt versucht in Position zu bringen. Ende Februar wissen wir (hoffentlich) auchdiese offene Flanke geklärt. Zurzeit wird versucht das absolut beherrschbare Thema Zypern groß zu machen und die Gerüchteküche um eine Herabstufung Frankreichs wird warm gehalten.

Wo keine schlechten Nachrichten sind, ist man gerneauch mal kreativ …

Die vorliegenden Zahlen verdichten die Anzeichen einer Erholung. Beispielsweise sinken die Risikoaufschläge der Peripheriestaaten-Anleihen sukzessive, Griechenland und Irland sammelten zuletzt wieder zu finanzierbaren Konditionen frisches Geld ein, Irlands Comeback am Kapitalmarkt wird immer realistischer und die Target2-Salden der Bundesbank deuten eine Entspannung der Lage an. In der Krise wurden die Target2-Foderungen der Bundesbank als Krisenindikator herangezogen, um die Ungleichgewichte zwischen den Euroländern herauszuarbeiten. Gegenüber den Höchstständen hat sich der Wert um knapp 100 Milliarden Euro verringert.

Per Dezember sanken die Forderungen von 715 auf 656Milliarden Euro. Die Forderungen bewegen sich immer noch weit entfernt von den altbekannten Dimensionen, die Formation der Kurve am oberen Ende ist aber markant.

Diese Bewegung deutet darauf hin, dass die anhaltende Kapitalflucht aus der Peripherie gestoppt werden konnte und nun wieder Gelder zurück fließen.Dazu passt auch die Meldung, dass die Einlagen bei spanischen und griechischen Banken zuletzt wieder anwuchsen.

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Im Jahresausblick auf den Seiten 10-14 haben wir bereits ausgeführt, woher unser Optimismus für das Jahr 2013 rührt. Der globale Lager- und Investitionsgüterzyklus in Zusammenwirkung mit der Gesundung der Eurozone offenbart markantes Wachstumspotenzial. Aber nicht nur ökonomische Daten liefern uns Material für Optimismus. In dem folgenden Chart haben wir ausgeführt, welche Bedeutung besonders die politischen Bedingungen für die Investitionstätigkeit (orange Linie) und Produktion im verarbeitenden Sektor (rote Linie) in Deutschland haben. Der darunter stehende Chart zeigt, wie ausgeprägt das „Angstbarometer“(pink), die Schwankungsbreite der deutschen Aktien, in der Vergangenheit war.

Wir sehen, dass die aktuelle Produktion nahe dem Vorkrisen-Niveau aus 2008 ist, die Investitionstätigkeit aber aufgrund der politischenUnsicherheit noch weit zurück bleibt. Die dunklen Balken zeigen die größte Divergenz in den letzten 10 Jahren zwischen Output und Investitionen. Ende 2003 zeigte sich ein ähnliches Bild. In der Folge gab es bis 2008 fast durchgängig zunehmende Produktion, Investitionen und niedrige Volatilität am Aktienmarkt.

Mit dem roten Pfeil haben wir einen markanten Punktim vergangenen Oktober markiert, als die EZB ein geeignetes Mittel gefunden hat, um die Attacken gegen den Euro zu unterbinden. Kurz nach dieser Ankündigung der EZB, unter Umständen sämtliche Euroanleihen der Krisenstaaten anzukaufen falls diese unter den Rettungsschirm schlüpfen, drehte der DAX nach kurzer Zeit auf und setzte zur Jahresendralley an. Die Investoren griffen gerne zu - auch mangels Alternativen.

Die Unternehmen dagegen halten sich derzeit mit ihren Investitionen noch zurück, obwohl die Voraussetzungen (Konjunkturausblick, günstige Zinsen) günstig erscheinen- die EZB-Maßnahmen werden noch nicht von den Unternehmen goutiert. Diepolitischen Maßnahmen müssen noch Wirkung in diesem Sektor entfalten, offenbaren aber gleichzeitig Skepsis von der Unternehmensseite. Hier besteht in jedem Fall gerade eine markante Möglichkeit zur Trendumkehr.

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Wir möchten uns bei unseren Lesern für ihr Engagement bedanken. Im gestrigen Forex Report hatten wir um Rückmeldungen aus unserer Leserschaft gebeten, um unsere Analysen der Auftragslage mit Erfahrungswerten aus der Nicht-Banken-Welt abzurunden.

Die bei uns vorherrschende Auffassung, dass von Seiten der Auftragseingänge und Auftragslage positive Überraschungen in der kommenden Zeit durchaus möglich sind, hat sich aufgrund dieser Rückmeldungen erhärtet.

Als letzte Nachricht erreichten uns heute früh sensationelle Daten aus China, die unsere Annahmen weiter stützen. China als Konjunkturlok dampft wieder – so stark wie seit Monaten nicht.

Chinas Exporte im Dezember überraschend stark gestiegen Peking, 10. Jan (Reuters) - Die chinesischen Exporte haben im Dezember überraschend stark zugelegt. Die Ausfuhren der zweitgrößten Volkswirtschaft stiegen im Vorjahresvergleich um 14,1 Prozent. Das ist die höchste Wachstumsrate seit sieben Monaten. Sie liegt zudem deutlich über den Vorhersagen von Experten, die im Schnitt einen Anstieg von vier Prozent erwartet hatten. Im November hatten die Exporte nur ein mageres Plus von 2,9 Prozent verbucht.

Die Einfuhren stiegen im Dezember mit einem Zuwachsvon sechs Prozent doppelt so stark wie prognostiziert, nachdem im November noch eine Stagnation verzeichnet worden war.

Die Märkte halten sich trotz dieser guten Nachrichten heute bedeckt. Im Fokus ist die EZB-Entscheidung über den Leitzins heute Mittag. Wir erwarten keine Änderung des Zinssatzes und schließen uns damit der vorherrschenden Meinung an. Interessanter werden dagegen die Signale, die Draghi zwischen den Zeilen senden wird. Ein heißes Eisen bleiben negative Anlagezinsen, die intern bei der EZB diskutiert werden.

Die deutschen Unternehmen stellten im November nur 0,2% mehr her als im Vormonat. Der überraschend schwach ausgefallene Oktoberwert wurdevon -2,6% auf -2,0% revidiert. Aggregiert liegt damit das Ergebnis nahe dem von Befragten Wert (+1,0%) und zeigt eine andere Tendenz als im ersten Augenblick vielleicht zu erkennen ist. Das Schlussquartal droht trotzdem weiter damit hinter den Vorquartalen zurück zu bleiben. Die derzeitige Lagedeutet darauf hin, dass sich mit dem Start in das neue Jahr die Produktionsperspektiven verbessert haben.

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Italiens Staatsdefizit ist im letzten Quartal 2012 auf 1,8% des BIP gesunken. Der Vorjahreswert lag mit 2,4% (revidiert von 2,8%) noch deutlich darüber. Der Primärhaushalt - d.h. ohne zu zahlende Zinsen auf die Staatsschuld - hat sich ebenfalls positiv entwickelt und lieg bei 3,0% nach 1,8% im Vorjahr. In den ersten neun Monaten des Jahres nahm das Budgetdefizit auf 3,7% nach 3,2% im Vorjahr zu.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützung bei 1.2970 - 00 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Moritz Westerheide
Bremer Landesbank



Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.



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