Suche
 
Folgen Sie uns auf:

EZB weist die Richtung - Spanien und Italien refinanzieren sich zu attraktiven Sätzen - Griechenland setzt "erstaunlich" positive Akzente - Japan gibt Gas - Bullard optimistisch

11.01.2013  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.33 Uhr) bei 1.3255, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im europäischen Handel bei 1.3044 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 88.95. In der Folge notiert EUR-JPY bei 117.90, während EUR-CHF bei 1.2138 oszilliert.

Der Daten und Nachrichtenpotpourri, der uns gestern erreichte, war schlicht weg und ergreifend positiv - wir blenden bewusst die Entscheidung Moody’s zu Zypern aus. An Zypern wird weder die Eurozone noch die Welt scheitern.

Herr Draghi hat gestern frische Akzente gesetzt. Das Thema Zinssenkung kommt aus dem Fokus. "Steady Hand" lautet das Motto an der Zinsfront und auch bei außergewöhnlichen Maßnahmen. Damit unterscheidet sich die EZB von Fed und BoJ, die weiter Gas geben.

Die verbesserte Situation in der Eurozone wurde von der EZB sachlich kommentiert. Der Verweis auf noch bestehende Risiken war und ist auch weiterhin geboten. Für Euphorie gibt es keinen Grund, für begründete Zuversicht sehr wohl. Die Marktreaktion war nach der Konsolidierung der Vortage markant. Das gilt sowohl für die freundliche Bewertung des Euros, der Aktien und der Rohstoffe als auch der Schwäche der AAABonds. Risikoaversion kam gestern unter die Räder, wie bereits einige Hedge Funds in den letzten Monaten. ☺

London, 10. Jan (Reuters) - Eine Wette auf den Zusammenbruch der Euro-Zone war die falsche Strategie: Etliche Hedgefonds sind mit Spekulationen auf eine Verschärfung der Schuldenkrise gescheitert und haben so im vergangenen Jahr viel Geld verspielt. Der durchschnittliche Hedgefonds-Manager erwirtschaftete 2012 immerhin eine Rendite von 6,2 Prozent, wie Daten von Hedge Fund Research zeigen. Das ist aber sehr bescheiden im Vergleich zu der Wertsteigerung, die beispielsweise mit simplen Aktienkäufen erzielt werden konnte. So hat der Dax<.GDAXI> von Januar bis Dezember knapp 30 Prozent zugelegt, der EuroStoxx50<.STOXX50E> und der S&P 500<.SPX> gut 13 beziehungsweise 16 Prozent.

Zwar gab es auch Euro-Optimisten unter den Hedgefonds (Chapeau!), die auf eine vorläufige Überwindung der Krise gesetzt und mit Investitionen in griechische Anleihen oder Finanzinstitute zweistellige Renditen eingefahren haben. Allerdings - es waren nicht allzu viele in einer Branche, die sich so gern damit brüstet, in jedem Marktumfeld gutes Geld verdienen zu können. …

Bereits im Vorwege der Pressekonferenz der EZB und der Zinsentscheidung konnten sich Spanien und Italien (niedrigste Zinsen seit November 2010) zu attraktiven Konditionen am Geldmarkt und Kapitalmarkt bedienen. Das Interesse an den Papieren war ablesbar an hohen Überzeichnungen. Die Entspannung setzt sich hier weiter fort.

Griechenland punktet nachhaltig. Trotz eines Rückgang des BIPS per 2012 im Dunstkreis von 6% konnte das Haushaltsdefizit um 30% reduziert werden. Damit ist die Gesundung nicht auf zyklische Kräfte zurückzuführen, sondern ist Ausdruck struktureller Veränderungen. Was passiert eigentlich mit dem Haushalt in Griechenland, wenn die Wirtschaft wieder wächst und damit das Steueraufkommen zulegt und Sozialkosten sinken? Realwirtschaftlich orientierte Unternehmen sollten sich die Modalitäten der Reformländer genau anschauen. Wer zu spät kommt, den bestraft unter Umständen das Leben ….

Für die Konjunkturbetrachtung der Weltwirtschaft ist auch Japan nicht unerheblich. Dort gibt man Vollgas. (Reuters) - Die japanische Regierung hat am Freitag ein Milliarden- konjunkturpaket auf den Weg gebracht. Die größte Finanzspritze seit Ausbruch der Finanzkrise hat ein Volumen von umgerechnet fast 90 Milliarden Euro. Es soll unter anderem Mittel für Investitionen in öffentliche Infrastruktur, Hilfen für kleine Firmen und Anreize zu Investitionen umfassen. Es ist das x-te Programm - wir fragen: Wo bleiben die Strukturreformen?

Herr Bullard, "Voting Member" im Offenmarktausschuss überraschte gestern mit positiven Aussagen zur US-Konjunktur. (Reuters) - Ein führender Vertreter der US-Notenbank Fed rechnet für dieses und das kommende Jahr mit einem Wirtschaftswachstum von etwa 3,2 Prozent. Die Arbeitslosigkeit werde in dem Zeitraum sinken, die Inflation nahe des Fed-Ziels von zwei Prozent verharren, sagte der Präsident der Fed von St. Louis, James Bullard, in einer Rede in Wisconsin laut Manuskript am Donnerstag. Implizit sagt Herr Bullard damit aus, dass die Erhöhung des Schuldenlimits kein dauerhaftes Problem darstellen wird. In der Tat können sich die USA im Kampf um den Hegemonialstatus kein derartiges Debakel leisten. Dass wissen sowohl Demokraten als auch Republikaner. Dennoch dürfen wir uns wie bei dem Thema "Fiscal Cliff" auf einige Runden "Financial/Political Hollywood"einstellen. Bisweilen fragen wir uns, wann Herr Spielberg die Produktion in Washington übernimmt.

Die US-Arbeitslosenerstanträge legten per 5. Januar unwesentlich von zuvor 367.000 (revidiert von 372.000) auf 371.000 zu. Die Prognose lag bei 365.000. Interessanter ist die Betrachtung des Großhandelssektors in den USA. Hier kam es per November zu einer Ausweitung des Absatzes um +2,3% (Prognose +0,6%). Der Vormonat wurde darüber hinaus von -1,2% auf -0,9% revidiert. Gleichzeitig legten die Lagerbestände nur um +0,6% zu. In der Folge sank das Verhältnis von LagerbestandAbsatz auf 1,19 nach zuvor 1,21 Monatsumsätzen. Wir verweisen auf unsern Jahresausblick zum Thema Untersättigung des Lagerzyklus … Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützung bei 1.2970 - 00 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"