Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Gold und Silber weiter auf Höhenflug

18.04.2011  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis fällt zum Wochenauftakt leicht auf 123 USD je Barrel, nachdem er am Freitag um bis zu zwei USD steigen konnte. Der Ölpreis profitiert derzeit von der allgemeinen Hausse an den Rohstoffmärkten, der Dollarschwäche, dem Anlegerinteresse und den Angebotsrisiken. Eine tatsächliche Knappheit am Ölmarkt liegt dagegen nicht vor. Der weltgrößte Ölexporteur Saudi-Arabien hat die Ölproduktion im März eigenen Angaben zufolge sogar um 800 Tsd. Barrel pro Tag gekürzt, da ein Überangebot am Markt besteht.

Wie aus saudi-arabischen Kreisen außerdem zu hören ist, ist die Angebotskürzung auch auf eine schwächere Nachfrage zurückzuführen. Dies dürfte die seit letzter Woche aufgekommene Diskussion weiter anfachen, dass das hohe Preisniveau die Nachfrage zu beeinträchtigen beginnt. So erklärt sich auch, dass der Ölpreis auf die überraschende Produktionskürzung aus Saudi-Arabien nicht mit einem Anstieg reagierte. Der Markt scheint sich zudem an die derzeitige Situation in den Unruheländern Nordafrikas und des Nahen Ostens gewöhnt zu haben. Ohne neue Nachrichten aus diesen Ländern, welche eine Neubewertung der Lage erforderlich machen, dürfte der Ölpreis nicht weiter steigen.

Das Aufwärtsmomentum hat in der vergangenen Woche bereits spürbar nachgelassen. Dies scheinen auch die Finanzanleger so zu sehen. Die spekulativen Netto-Long-Positionen gingen in der Woche zum 12. April um 16,2 Tsd. auf 251.247 Kontrakte zurück. Das Niveau der Netto-Long-Positionen ist aber noch immer beträchtlich. Sie liegen nur 9% unter dem Anfang März verzeichneten Rekordwert. Sollte es unter den spekulativen Finanzanlegern zu nennenswerten Gewinnmitnahmen kommen, dürfte der Preis stärker unter Druck geraten.

Open in new window


Edelmetalle

Gold und Silber starten mit neuen Höchstständen in die neue Handelswoche. Während Gold mit knapp 1.490 USD je Feinunze ein neues Rekordhoch verzeichnet, übersteigt Silber erstmals seit Januar 1980 die Marke von 43 USD je Feinunze. Beide Edelmetalle profitieren von Inflationsgefahren, nachdem am Freitag sowohl in China als auch in den USA und im Euroraum höher als erwartete Teuerungsraten vermeldet wurden. Zudem nehmen Spekulationen zu, dass Griechenland trotz Hilfe der EU und des IWF seine Schulden nicht mehr bedienen kann. Gegen die Finanzhilfen regt sich überdies mehr und mehr Widerstand, wie die Parlamentswahl in Finnland am Wochenende zeigte. Dort dürfte erstmals eine absolut eurokritische Partei an der Regierung beteiligt werden, die sich offen gegen Hilfszahlungen ausgesprochen hat.

Ein Konsens auf EU-Ebene wird damit noch schwieriger. Die Unsicherheit unter den Marktteilnehmern dürfte daher fortbestehen und Gold als sicherer Hafen gefragt bleiben. Dies zeigt sich auch in wieder steigenden ETF-Zuflüssen. Die Bestände des weltgrößten Gold-ETF, SPDR Gold Trust, legten am Freitag um gut 18 Tonnen zu. Die Statistik der CFTC zur Marktpositionierung spekulativer Finanzanleger zeigte in der Woche zum 12. April dagegen sowohl bei Gold als auch bei Silber einen Abbau der Netto-Long-Positionen. Beide Preise sind im Beobachtungszeitraum dennoch gestiegen, so dass der Anstieg wohl nicht auf Spekulanten zurückgeführt werden kann.


Industriemetalle

Die Metallpreise starten verhalten in die neue Handelswoche und passen sich damit den asiatischen Aktienmärkten an, die allesamt weitgehend unverändert um ihren Schlusskurs von letztem Freitag herum handeln. Medienberichten zufolge, die sich auf den chinesischen Verband der Nichteisen-Industrie berufen, will China das Produktionswachstum seiner 10 wichtigsten Nichteisen-Metalle bis 2015 auf jährlich 8% begrenzen. Zwischen 2011 und 2015 sollen zusammen nicht mehr als 41 Mio. Tonnen pro Jahr dieser Metalle produziert werden. Im letzten Jahr belief sich allein die Produktion von Aluminium, Kupfer, Zink und Blei in China auf insgesamt rund 30 Mio. Tonnen. Eine geringere inländische Produktion müsste durch höhere Importe ausgeglichen werden, die wiederum die Metallpreise stützen sollten.

Die International Copper Study Group (ICSG) hat ihre Prognose eines Angebotsdefizits am globalen Kupfermarkt in diesem Jahr moderat auf 377 Tsd. Tonnen reduziert und führt außerbörsliche Lagerbestände in China als Grund für die Revision an. Die spekulativen Finanzanleger haben in der Woche zum 12. April im Falle von Kupfer ihre Netto-Long-Positionen deutlich um nahezu 40% auf ein 2-Monatshoch von 28 Tsd. Kontrakten ausgebaut. Damit haben sie maßgeblich zum Anstieg des Kupferpreises in der Beobachtungsperiode beigetragen. Das Bild dürfte sich mittlerweile wieder etwas gewandelt und die spekulativen Finanzanleger Positionen abgebaut haben, da der Preis nach dem 12. April nachgegeben hat.


Agrarrohstoffe

Der Maispreis setzt seine Korrektur der vergangenen Tage fort und fällt am Morgen zeitweise auf ein 2-Wochentief von 7,35 USD je Scheffel. Es wächst unter den Marktteilnehmern offensichtlich die Erkenntnis, dass die relative Verteuerung von Mais zu einer deutlicheren Ausweitung der Anbauflächen führen wird, womit sich das Angebot im Jahresverlauf merklich entspannen sollte. Finanzanleger nehmen vor diesem Hintergrund Gewinne mit, nachdem die spekulativen Netto-Long-Positionen in der Woche zum 12. April um weitere 22,7 Tsd. auf 349.723 Kontrakte ausgeweitet worden waren. Zudem gibt es Berichte, wonach Mais von den Futtermittelproduzenten verstärkt durch billigeren Futterweizen ersetzt wird.

In der vergangenen Woche kostete ein Scheffel Mais zeitweise 10 US-Cents mehr als ein Scheffel Weizen, was äußerst ungewöhnlich ist. Preisbelastende Nachrichten gibt es auch aus China. Dort wurde am Wochenende der Mindestreservesatz für große Banken auf ein Rekordniveau von 20,5% angehoben, was sich dämpfend auf die Nachfrageentwicklung auswirken könnte. Zudem soll der Einsatz von Mais zu industriellen Zwecken nach Plänen der chinesischen Regierung eingeschränkt werden, damit hinreichend Angebot für die Tierfütterung zur Verfügung steht. Spekulationen auf eine deutliche Ausweitung der chinesischen Maisimporte erhalten durch diese Nachrichten einen herben Dämpfer.


CFTC Daten: Netto-Long Positionen spekulativer Finanzanleger vs. Preis

Open in new window


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

Open in new window


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"