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Juncker wird nervös - USA greift in die Pensionskasse - D: BIP-Revision 2010 …

16.01.2013  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.40 Uhr) bei 1.3290, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im US- Handel bei 1.3264 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 88.15. In der Folge notiert EUR-JPY bei 117.15, während EUR-CHF bei 1.2375 oszilliert.

Der gestrige Tag war geprägt von vielschichtigen Erkenntnissen.

Herr Juncker wird bezüglich der höheren Bewertung des Euros nervös und reitet die erste Verbalattacke gegen den Anstieg des Euros. Das kommt recht früh Herr Juncker! Wir haben im Jahresausblick diese Entwicklung unterstellt. O-Tonaus dem Jahresausblick: "Finanzielle Repression hört nicht am Geld- und Kapitalmarkt auf“. Nicht erwartet haben wir, dass diese Spielart der Politik bereits am 15. Januar bei Kursen beginnt, die bezüglich JPY, GBP oder CHF nur wahrlich keine Debatte über eine Überbewertung des Euros erlauben. Grundsätzlich gilt das auch für die Parität EUR-USD. Wir haben schließlich die Strukturreformen hinter uns, Japan und USA haben sie noch vor sich. Die Bewegung auf 1.20 per 09/2012 war ein spekulativ getriebener Ausrutscher und definitiv keine faire oder angemessene Bewertung.

Die USA befinden sich in einer prekären Situation. Das Schuldenlimit ist in der verfassungskonformen Sichtart bereits überschritten. Jetzt kommen die Taschenspieler auf die US-Finanzbühne und zapfen Pensionskassen an. Die Nation ist gespalten wie nie zuvor. Die Republikaner und Demokraten üben sich in pompöser Eitelkeit und Kompromisslosigkeit. Nach Fitch ist das immer noch gut für ein freundliches AAA. Gut, man warnt die USA …, aber man warnt ja auch Spanien (2 Stufen über "Junk"), die aggressiv reformieren, deren Schuldenstand deutlich unterhalb des Niveaus der USA liegt und bei denen die Steuereinnahmen trotz Kontraktion der Wirtschaft sprudeln und wo die jüngsten Auktionen der Geldmarktpapiere sensationell gut gelaufen sind (Irland wurde 2010/2011 wegen schlecht laufender Auktionen und den CDS-Spreads aggressiv herabgestuft).

Wir nehmen die Einlassungen seitens Fitch mit Interesse zur Kenntnis und diskutieren intern das Märchen Aschenbrödel mit dem Verweis darauf, wer sich am Ende durchsetzte.

Wenden wir uns den deutschen BIP-Daten zu. Per 2012soll sich das Wachstum auf magere 0,7% stellen. Grundlage für dieses Ergebnis ist eine prognostizierte Kontraktion der Wirtschaftsleistung um -0,5% im vierten Quartal 2012. Wir erlauben uns die Einlassung "Quod erat demonstrandum“ - was zu beweisen wäre, da aktuell nur die erste Hälfte des Quartals bezüglich der Daten verarbeitet ist.

Mehr noch verweisen wir auf die Revision der BIP-Daten per 2010. Hier wurde das Wachstum von +3,7% auf +4,2% heraufgesetzt. Hier wird deutlich, dass Statistik seine ganz eigenen Tücken hat.

Ergo nehmen wir die derzeit ausgeprägte Geräuschkulisse ob der -0,5% per 4. Quartal 2012 hier sehr viel gedämpfter auf und verweisen auf die Untersättigung im Lager- und Investitionsgüterzyklus auf globaler Ebene. Die Entwicklung der "Machinery Orders“ in Japan unterstützt unsere Sichtweise bezüglich der Zyklik. Wir freuen uns auch über die Gesundung der deutschen öffentlichen Haushalte. Wir stimmen Herrn Schäuble zu, dass es bezüglich der kommenden Herausforderungen (Demographie) keine großen Verteilungsspielräume gibt. Hinsichtlich unserer makroökonomischer Prognosen für Deutschland per 2013 kann sich Herr Schäuble voraussichtlich noch länger an der Haushaltslage erfreuen.

Die Veröffentlichung der Handelsbilanz der Eurozonesetzte weitere positive Akzente, die die Konkurrenzfähigkeit der Teilnehmerländer der Eurozone unterstreichen. Per November stellte sich ein Überschuss in Höhe von 13,7 Mrd. Euro ein. die Prognose lag bei 10,0 Mrd. Euro. Das Gesamtbild ist und bleibt erfrischend. Das gilt vor allen Dingen im Vergleich zu der Situation in den USA.

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Die Daten aus den USA lieferten ein gemischtes Bild:Der "NY Fed Manufacturing Index“ enttäuschte mit einem Rückgang von -7,3 auf -7,8 Punkte. Der Konsensuswert bei 0,0 Punkten wurde nachhaltig verfehlt.

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Die US-Einzelhandelsumsätze legten dagegen unerwartet stark im Monatsvergleich um 0,5% zu. Die Prognose lag bei 0,3%. Mehr noch wurde der Vormonatswert von +0,3% auf +0,4% revidiert. Im Jahresvergleich kam es zu einem nominalen Anstieg um 4,7%.

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Die US-Lagerbestände verzeichneten per Berichtsmonat November eine Zunahme um 0,3% im Monatsvergleich. Der Absatz legte sportlich um 1,0%zu. Das Verhältnis zwischen Lagerbestand zu Absatz verharrte bei 1,28 Monatsabsätzen. Der historische Tiefstwert liegt bei 1,25 Monatsumsätzen.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützung bei 1.2970 - 00 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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