Schwacher Wochenauftakt an den Edelmetallmärkten
26.04.2011 | Eugen Weinberg
Energie
Die Ölpreise geben am Morgen leicht nach. Brentöl fällt auf 123 USD je Barrel und notiert damit knapp 2 USD niedriger als gestern. WTI verbilligt sich auf 111,5 USD je Barrel, nachdem gestern mit 113,50 USD je Barrel zwischenzeitlich ein 31-Monatshoch verzeichnet wurde. Der heutige Preisrückgang ist auf allgemein schwächere Rohstoffpreise, einen festeren US-Dollar und Kommentare aus Saudi-Arabien zurückzuführen. Der Vorsitzende des staatlichen Ölkonzerns Aramco hat sein Unbehagen über das derzeit hohe Ölpreisniveau zum Ausdruck gebracht und befürchtet negative Folgen auf die Weltwirtschaft. Aufgrund einer schwächeren Nachfrage hatte der größte OPEC-Produzent seine Öllieferungen im März bereits um 800 Tsd. Barrel pro Tag gekürzt und damit einen Teil seiner Angebotserhöhung wieder zurückgenommen. Allein Saudi-Arabien verfügt momentan über freie Förderkapazitäten von gut 4 Mio. Barrel pro Tag.
Eine Angebotsknappheit, welche das hohe Preisniveau erklären kann, besteht demzufolge nicht. Es ist nach wie vor die Sorge vor möglichen Angebotsengpässen, welche von den anhaltenden Kämpfen in Libyen und den Unruhen in anderen arabischen Ländern geschürt wird. Zusätzlich kommt ein hohes Anlegerinteresse hinzu. Die spekulativen Netto-Long-Positionen sind in der Woche zum 19. April um 7,8 Tsd. auf 259.011 Kontrakte gestiegen. Damit nähern sie sich wieder dem Anfang März verzeichneten Rekordhoch.Trotz der hohen Preise rechnen OPEC-Delegierte nicht damit, dass das Kartell seine offiziellen Förderquoten bei der nächsten Sitzung im Juni anheben wird. Stattdessen dürfte man im Falle von Angebotsengpässen kurzfristig die Produktionsmenge erhöhen, wie dies nach den Lieferausfällen in Libyen durch Saudi-Arabien geschehen ist.
Edelmetalle
Im Einklang mit den anderen Rohstoffpreisen stehen auch die Edelmetalle heute Morgen unter Druck. Gold handelt um die Marke von 1.500 USD je Feinunze, nachdem das gelbe Edelmetall gestern bei knapp 1.520 USD ein neues Allzeithoch erreicht hatte. Silber stieg gestern gemäß Daten von Bloomberg kurzzeitig auf 49,79 USD je Feinunze und übertraf damit das bisherige Rekordhoch von Januar 1980. Im Anschluss daran kam der Preis jedoch deutlich unter Druck und fiel zeitweise unter 45 USD, kann sich aber mittlerweile wieder etwas erholen.
Der Preisanstieg wurde abermals durch hohe Zuflüsse in die Silber-ETFs unterstützt. Der weltweit größte Silber-ETF, iShares Silver Trust, verzeichnete gestern Zuflüsse von rund 240 Tonnen und baute damit seine Bestände auf ein Rekordniveau von 11.390 Tonnen aus. Die ETF-Zuflüsse überkompensieren bereits seit einigen Wochen die sehr zurückhaltenden spekulativen Finanzinvestoren. Diese haben in der Woche zum 19. April ihre Netto-Long-Positionen bei Silber die vierte Woche in Folge reduziert. Dagegen kam es bei Gold zu einem erneuten Ausbau der Wetten auf steigende Preise.
Die Netto-Long-Positionen stiegen in der Woche zum 19. April um 5% auf 211,7 Tsd. Kontrakte und damit den höchsten Stand seit Oktober 2010. Während der Goldpreis nach wie vor gut unterstützt scheint, hat sich bei Silber enormes Korrekturpotenzial aufgebaut. Wir hatten bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass der hohe Silberpreis fundamental nicht mehr zu rechtfertigen ist.
Industriemetalle
Das Bild an den Metallmärkten ist heute Morgen von Gewinnmitnahmen geprägt. Kupfer, Nickel, Zink und Blei geben alle um rund 3% nach. Ausschlaggebend hierfür sind schwache asiatische Aktienmärkte, die die höhere Risikoaversion der Marktteilnehmer ausdrücken. Darüber hinaus findet heute und morgen die turnusmäßige Sitzung der US-Notenbank Fed statt, in deren Anschluss die Fed verkünden könnte, dass das aktuelle, 600 Mrd. USD schwere Anleihekaufprogramm nicht verlängert wird und wie geplant im Juni ausläuft. Zugleich drücken Sorgen auf die Stimmung der Marktteilnehmer, dass die chinesische Regierung weitere Maßnahmen zur Bekämpfung der Inflation und zum Abkühlen der überhitzten lokalen Wirtschaft ergreift. Beides könnte im Endeffekt zu einer geringeren Nachfrage nach Rohstoffen führen und die Preise belasten.
Die Zurückhaltung der Investoren wird auch in der Statistik zur Marktpositionierung der spekulativen Finanzanleger deutlich. Diese haben im Falle von Kupfer in der Woche zum 19. April ihre Wetten auf steigende Preise um 37% auf 17,5 Tsd. Kontrakte abgebaut. Dies entspricht dem niedrigsten Stand seit August 2010. Sie haben zugleich maßgeblich zum Preisrückgang von Kupfer in der Beobachtungsperiode beigetragen. Der Druck auf den Kupferpreis sollte von dieser Seite her jedoch allmählich nachlassen. Die Netto-Long-Positionen liegen mittlerweile mehr als 50% unter ihrem Rekordhoch von Ende letzten Jahres.
Agrarrohstoffe
Der Weizenpreis ist gestern an der CBOT bis auf 8,3 USD je Scheffel gestiegen. Der Zustand des US-Winterweizens hat sich in der vergangenen Woche weiter verschlechtert. Laut aktuellem USDA-Erntefortschrittsbericht befinden sich nur noch 35% der Pflanzen in gutem und sehr gutem Zustand. Das ist nochmals ein Prozentpunkt weniger als in der Woche zuvor. Vor einem Jahr lag der Anteil noch bei 69%. Die schlechte Pflanzenqualität dürfte sich in niedrigeren Flächenerträgen niederschlagen, welche die deutliche Ausweitung der Anbauflächen zumindest teilweise konterkarieren könnten.
Aufgrund ergiebiger Regenfälle in den Anbaugebieten des Mittleren Westens am vergangenen Wochenende dürften sich die Wachstumsbedingungen etwas verbessert haben, was die Preise wieder leicht nachgeben ließ. Für einen deutlicheren Preisrückgang besteht allerdings kein Spielraum. Die Aussaat von Sommerweizen hinkt ebenfalls deutlich dem Zeitplan hinterher. Letzte Woche waren erst 6% der Anbauflächen bestellt. Der langjährige Durchschnitt liegt bei 25%.
Ähnlich ist auch die Situation bei Mais. Hier sind erst 9% der Aussaat erfolgt. Zum selben Zeitpunkt des Vorjahres waren es immerhin bereits 46%. Der langjährige Durchschnitt liegt hier bei 23%. Grund für die Verzögerung ist das feuchte und kühle Wetter in den nördlichen Anbaugebieten. Der Maispreis, welcher gestern bis auf 7,7 USD je Scheffel steigen konnte, bleibt deshalb gut unterstützt.
CFTC Daten: Netto-Long Positionen spekulativer Finanzanleger vs. Preis
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Die Ölpreise geben am Morgen leicht nach. Brentöl fällt auf 123 USD je Barrel und notiert damit knapp 2 USD niedriger als gestern. WTI verbilligt sich auf 111,5 USD je Barrel, nachdem gestern mit 113,50 USD je Barrel zwischenzeitlich ein 31-Monatshoch verzeichnet wurde. Der heutige Preisrückgang ist auf allgemein schwächere Rohstoffpreise, einen festeren US-Dollar und Kommentare aus Saudi-Arabien zurückzuführen. Der Vorsitzende des staatlichen Ölkonzerns Aramco hat sein Unbehagen über das derzeit hohe Ölpreisniveau zum Ausdruck gebracht und befürchtet negative Folgen auf die Weltwirtschaft. Aufgrund einer schwächeren Nachfrage hatte der größte OPEC-Produzent seine Öllieferungen im März bereits um 800 Tsd. Barrel pro Tag gekürzt und damit einen Teil seiner Angebotserhöhung wieder zurückgenommen. Allein Saudi-Arabien verfügt momentan über freie Förderkapazitäten von gut 4 Mio. Barrel pro Tag.
Eine Angebotsknappheit, welche das hohe Preisniveau erklären kann, besteht demzufolge nicht. Es ist nach wie vor die Sorge vor möglichen Angebotsengpässen, welche von den anhaltenden Kämpfen in Libyen und den Unruhen in anderen arabischen Ländern geschürt wird. Zusätzlich kommt ein hohes Anlegerinteresse hinzu. Die spekulativen Netto-Long-Positionen sind in der Woche zum 19. April um 7,8 Tsd. auf 259.011 Kontrakte gestiegen. Damit nähern sie sich wieder dem Anfang März verzeichneten Rekordhoch.Trotz der hohen Preise rechnen OPEC-Delegierte nicht damit, dass das Kartell seine offiziellen Förderquoten bei der nächsten Sitzung im Juni anheben wird. Stattdessen dürfte man im Falle von Angebotsengpässen kurzfristig die Produktionsmenge erhöhen, wie dies nach den Lieferausfällen in Libyen durch Saudi-Arabien geschehen ist.
Edelmetalle
Im Einklang mit den anderen Rohstoffpreisen stehen auch die Edelmetalle heute Morgen unter Druck. Gold handelt um die Marke von 1.500 USD je Feinunze, nachdem das gelbe Edelmetall gestern bei knapp 1.520 USD ein neues Allzeithoch erreicht hatte. Silber stieg gestern gemäß Daten von Bloomberg kurzzeitig auf 49,79 USD je Feinunze und übertraf damit das bisherige Rekordhoch von Januar 1980. Im Anschluss daran kam der Preis jedoch deutlich unter Druck und fiel zeitweise unter 45 USD, kann sich aber mittlerweile wieder etwas erholen.
Der Preisanstieg wurde abermals durch hohe Zuflüsse in die Silber-ETFs unterstützt. Der weltweit größte Silber-ETF, iShares Silver Trust, verzeichnete gestern Zuflüsse von rund 240 Tonnen und baute damit seine Bestände auf ein Rekordniveau von 11.390 Tonnen aus. Die ETF-Zuflüsse überkompensieren bereits seit einigen Wochen die sehr zurückhaltenden spekulativen Finanzinvestoren. Diese haben in der Woche zum 19. April ihre Netto-Long-Positionen bei Silber die vierte Woche in Folge reduziert. Dagegen kam es bei Gold zu einem erneuten Ausbau der Wetten auf steigende Preise.
Die Netto-Long-Positionen stiegen in der Woche zum 19. April um 5% auf 211,7 Tsd. Kontrakte und damit den höchsten Stand seit Oktober 2010. Während der Goldpreis nach wie vor gut unterstützt scheint, hat sich bei Silber enormes Korrekturpotenzial aufgebaut. Wir hatten bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass der hohe Silberpreis fundamental nicht mehr zu rechtfertigen ist.
Industriemetalle
Das Bild an den Metallmärkten ist heute Morgen von Gewinnmitnahmen geprägt. Kupfer, Nickel, Zink und Blei geben alle um rund 3% nach. Ausschlaggebend hierfür sind schwache asiatische Aktienmärkte, die die höhere Risikoaversion der Marktteilnehmer ausdrücken. Darüber hinaus findet heute und morgen die turnusmäßige Sitzung der US-Notenbank Fed statt, in deren Anschluss die Fed verkünden könnte, dass das aktuelle, 600 Mrd. USD schwere Anleihekaufprogramm nicht verlängert wird und wie geplant im Juni ausläuft. Zugleich drücken Sorgen auf die Stimmung der Marktteilnehmer, dass die chinesische Regierung weitere Maßnahmen zur Bekämpfung der Inflation und zum Abkühlen der überhitzten lokalen Wirtschaft ergreift. Beides könnte im Endeffekt zu einer geringeren Nachfrage nach Rohstoffen führen und die Preise belasten.
Die Zurückhaltung der Investoren wird auch in der Statistik zur Marktpositionierung der spekulativen Finanzanleger deutlich. Diese haben im Falle von Kupfer in der Woche zum 19. April ihre Wetten auf steigende Preise um 37% auf 17,5 Tsd. Kontrakte abgebaut. Dies entspricht dem niedrigsten Stand seit August 2010. Sie haben zugleich maßgeblich zum Preisrückgang von Kupfer in der Beobachtungsperiode beigetragen. Der Druck auf den Kupferpreis sollte von dieser Seite her jedoch allmählich nachlassen. Die Netto-Long-Positionen liegen mittlerweile mehr als 50% unter ihrem Rekordhoch von Ende letzten Jahres.
Agrarrohstoffe
Der Weizenpreis ist gestern an der CBOT bis auf 8,3 USD je Scheffel gestiegen. Der Zustand des US-Winterweizens hat sich in der vergangenen Woche weiter verschlechtert. Laut aktuellem USDA-Erntefortschrittsbericht befinden sich nur noch 35% der Pflanzen in gutem und sehr gutem Zustand. Das ist nochmals ein Prozentpunkt weniger als in der Woche zuvor. Vor einem Jahr lag der Anteil noch bei 69%. Die schlechte Pflanzenqualität dürfte sich in niedrigeren Flächenerträgen niederschlagen, welche die deutliche Ausweitung der Anbauflächen zumindest teilweise konterkarieren könnten.
Aufgrund ergiebiger Regenfälle in den Anbaugebieten des Mittleren Westens am vergangenen Wochenende dürften sich die Wachstumsbedingungen etwas verbessert haben, was die Preise wieder leicht nachgeben ließ. Für einen deutlicheren Preisrückgang besteht allerdings kein Spielraum. Die Aussaat von Sommerweizen hinkt ebenfalls deutlich dem Zeitplan hinterher. Letzte Woche waren erst 6% der Anbauflächen bestellt. Der langjährige Durchschnitt liegt bei 25%.
Ähnlich ist auch die Situation bei Mais. Hier sind erst 9% der Aussaat erfolgt. Zum selben Zeitpunkt des Vorjahres waren es immerhin bereits 46%. Der langjährige Durchschnitt liegt hier bei 23%. Grund für die Verzögerung ist das feuchte und kühle Wetter in den nördlichen Anbaugebieten. Der Maispreis, welcher gestern bis auf 7,7 USD je Scheffel steigen konnte, bleibt deshalb gut unterstützt.
CFTC Daten: Netto-Long Positionen spekulativer Finanzanleger vs. Preis
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
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