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Schwacher Dollar stützt Rohstoffpreise

27.04.2011  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölpreis konnte gestern wieder über 124 USD je Barrel steigen und handelt auch am Morgen oberhalb dieser Marke. Der schwächere US-Dollar und freundliche Aktienmärkte sorgen für Rückenwind. Die heute Abend anstehende Fed-Zinsentscheidung hat offenbar ihren Schrecken verloren, nachdem sie am Montag noch für Abgabedruck gesorgt hatte.

Selbst der unerwartet kräftige Lageraufbau, welcher gestern vom American Petroleum Institute veröffentlicht wurde, konnte die Preise nicht nennenswert belasten. Demzufolge stiegen die US-Rohölvorräte in der vergangenen Woche aufgrund deutlich höherer Importe um 4,9 Mio. Barrel. Dem stehen der Rückgang der Rohöllagerbestände in Cushing und ein deutlicher Abbau der Benzinlagerbestände gegenüber, welche den preisdämpfenden Effekt zu kompensieren halfen. Angesichts steigender Benzinpreise hat US-Präsident Obama die Ölproduzenten dazu aufgerufen, die Ölproduktion auszuweiten. Dem liegt die Annahme zugrunde, dass der jüngste Ölpreisanstieg auf eine Angebotsverknappung zurückzuführen ist.

Die Entwicklung der US-Rohöllagerbestände, welche bis zuletzt weiter gestiegen sind, spricht eher gegen diese These. Die OPEC-Produzenten haben sogar Schwierigkeiten, das angebotene Rohöl zu verkaufen, weshalb im vergangenen Monat die Lieferungen sogar gekürzt wurden. Die USA könnten daher versuchen, die heimische Produktion zu erhöhen, um die Abhängigkeit von Ölimporten zu senken. Russland will unterdessen die Steuererleichterungen für Ölexporte aus ostsibirischen Ölfeldern abbauen. Ab Mai wird eine Exportsteuer von 453,7 USD je Tonne fällig. Dies könnte zu geringeren Investitionen in neue Ölfelder und zu einem Rückgang der russischen Ölproduktion führen. Die russische Ölproduktion war im vergangenen Jahr dank der Inbetriebnahme neuer Felder in Ostsibirien auf den höchsten Stand seit dem Ende der Sowjetunion gestiegen.


Edelmetalle

Der Goldpreis hat die Marke von 1.500 USD je Feinunze zurückerobert, nachdem er gestern zwischenzeitlich unter dieses Niveau gefallen war. Unterstützt wird der Preis dabei u.a. vom schwachen US-Dollar, der gegenüber dem Euro auf ein 17-Monatstief gefallen ist. Für Auftrieb sorgte auch die Revision der Haushaltsdefizite für 2010 von Griechenland und Portugal durch Eurostat, die gegenüber den nationalen Angaben erhöht wurden. Letzte Nacht hat darüber hinaus die Ratingagentur S&P den Ausblick für das Kreditrating Japans wegen der finanziellen Belastungen aus der Erdbebenkatastrophe auf negativ zurückgenommen.

Die US-Notenbank Fed gibt heute Abend ihre Zinsentscheidung bekannt. Die Leitzinsen dürften auf dem aktuell sehr niedrigen Niveau beibehalten werden. Die Marktteilnehmer dürften eher darauf achten, ob die Fed signalisiert, dass sie gewillt ist, zu einer normalen Geldpolitik zurückzukehren. Wir gehen davon aus, dass die Zinsen noch längerfristig niedrig bleiben, was sich positiv auf den Goldpreis auswirken könnte.

Silber hält sich knapp über der Marke von 45 USD je Feinunze. Die zuletzt deutlich gestiegene Volatilität deutet auf eine zunehmende Nervosität der Marktteilnehmer hin und könnte dafür sprechen, dass sich die Preisrallye bei Silber dem Ende nähert.


Industriemetalle

Die chinesische Regierung hat weitere Minen- und Schmelzerei-Projekte eingeschränkt, um die hohen Überkapazitäten im Land einzudämmen und die Ressourcen sowie Umwelt zu schonen. Gemäß Angaben der Nationalen Entwicklungs- und Reform-Kommission werden alle neuen Projekte im Bereich der Seltenen Erden und anderer "Nebenmetalle" auf Eis gelegt. Ebenso werden Projekte beispielsweise bei Kupfer und Zink untersagt, die eine Verarbeitungskapazität von weniger als 100 Tsd. Tonnen pro Jahr aufweisen. Gerade im Falle der Seltenen Erden und Nebenmetalle könnte dies dazu führen, dass das ohnehin schon knappe globale Angebot nochmals deutlich eingeschränkt wird.

Laut Einschätzung führender Industrievertreter dürfte die Nachfrage insbesondere nach Kupfer und Zink in Japan vor dem Hintergrund des Wiederaufbaus des Landes deutlich steigen. So plant z.B. das Ministerium für Land, Infrastruktur, Transport und Tourismus, über 72 Tsd. vorübergehende Unterkünfte für die Evakuierten aus den Erdbebenregionen zu bauen. Daneben müssen Straßen und Brücken sowie die Stromversorgung wieder hergestellt werden. Diese materialintensiven Aktivitäten könnten zu einer Verknappung der Angebots-Nachfrage-Situation bei den betroffenen Metallen führen und deren Preise mittelfristig stützen. Der globale Zinkmarkt wies laut Daten der International Lead and Zinc Study Group in den ersten zwei Monaten des Jahres noch einen Überschuss von 52 Tsd. Tonnen auf.


Agrarrohstoffe

Der Zuckerpreis notiert bei 24,6 US-Cents je Pfund in der Nähe eines 6-Monatstiefs. Die Meldungen über eine deutliche Entspannung des Angebots mehren sich. Indien erwägt die Freigabe weiterer Zuckerexporte, sobald die endgültigen Zahlen der Zuckerproduktion vorliegen. Im März wurden bereits 500 Tsd. Tonnen Zucker für den Export freigegeben. Die Zuckerproduktion in Thailand, dem zweitgrößten Zuckerexporteur, soll dem dortigen Produzentenverband zufolge im laufenden Erntejahr auf 9,5 Mio. Tonnen steigen, wovon 6,7 Mio. Tonnen in den Export gehen sollen. Dies stellt einen Anstieg um mehr als 40% bei den Exporten dar.

Im weltgrößten Produzenten- und Exportland Brasilien sollen gemäß einer Schätzung des US-Analysedienstes Lanworth im gerade begonnenen Erntejahr zwischen 37,8 und 42,4 Mio. Tonnen Zucker produziert werden, verglichen mit 37,6 bis 38,6 Mio. Tonnen im vergangenen Jahr. Die Zuckerrübenproduktion in Russland soll laut USDA in diesem Jahr um 40% auf 30 Mio. Tonnen steigen und der Importbedarf entsprechend deutlich zurückgehen.

Auch für China erwartet das USDA einen Anstieg der Zuckerproduktion um 6% auf 12 Mio. Tonnen, was sich ebenfalls in niedrigeren Importen niederschlagen dürfte. Wir haben daraufhin unsere Preisprognose für das zweite Quartal auf 25 US-Cents je Pfund gesenkt. Im vergangenen Frühjahr, als ebenfalls die Erwartung eines beträchtlichen Marktüberschusses bestand, fielen die Preise zwischenzeitlich sogar bis auf 13 US-Cents.

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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