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IFO startet durch - kurzer Blick auf die aktuellen Problemzonen in der Eurozone

28.01.2013  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (08.00 Uhr) bei 1.3445, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im europäischen Handel bei 1.3360 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 90.80. In der Folge notiert EUR-JPY bei 121.10, während EUR-CHF bei 1.2480 oszilliert. Der deutsche IFO-Index setzte am Freitag markante positive Akzente. Der Index legte per Januar nachhaltig von zuvor 102,4 auf 104,2 Punkte zu und markierte den höchsten Wert seit Juni 2012. Die Prognose lag bei lediglich 103,00 Zählern.

Der Erwartungsindex verzeichnete einen Anstieg von revidiert 98,0 (zuvor 97,9) auf 100,5 Punkte (Prognose 99,0). Der Index, der Auskunft über die aktuelle Lage gibt, stieg von 107,1 auf 108,0 Zähler (Prognose 107,2). Das Bild arrondiert sich nicht nur in Deutschland und der Eurozone, sondern weltweit. An den weitgehend gleichzeitigen Zunahmen der Einkaufsmanagerindices wird der homogene Charakter der Weltwirtschaft deutlich. Es gilt die Untersättigung (Lager, Investitionen) des letzten Jahres abzubauen. Das wird uns weiter intensiv beschäftigen (siehe Jahresausblick).

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Die positiven Konjunkturdaten sind eine Seite der Medaille. Das europäische Risikocluster sollte nicht aus den Augen geraten. Beginnen wir bei der Debatte über den starken Anstieg des Euros. In der Tat sind die Bewegungen gegenüber dem JPY (fairer Wert jenseits 135) markant. Sie waren und sind weiterhin überfällig. Die von der Spekulation getriebene Überbewertung des JPY galt und gilt es unter Nachhaltigkeitsgesichtpunkten aufzuholen. Identisches gilt für den CHF. Nach wie vor hat der CHF eine Bewertung, die jeder Sachlichkeit trotzt. Der faire Wert liegt jenseits der Marke von 1.40. Ergo erfährt die Eurozone derzeit unter denGesichtspunkten der Fairness und Nachhaltigkeit bei den aktuellen Kursen immer noch eine Art der "Subvention".

Die Festigkeit des GBP stand im diametralen Widerspruch zu den konjunkturellen und fiskalischen als auch ordnungspolitischen Grundlagen des UK (u.a. Rolle der BoE). Für das GBP liegt eine angemessene faire Bewertung oberhalb der Marke von 0,90. Mit anderen Worten erscheint die Debatte über eine zu hohe Bewertung des Euros gegenüber diesen Währungen als unangebracht. Für die Parität EUR-USD ergibt sich ein anderes Bild. Viele Schwellenländer haben ihre Währungen an den USD gekoppelt. Ergo reden wir hier bezüglich der Konkurrenzfähigkeit nicht nur über das bilaterale Verhältnis zu den USA, sondern großen Teilen des Sektors der Schwellenländer. Hier besteht in der Tat erhebliche Sensibilität bezüglich der Konkurrenzfähigkeit der Eurozone, allen voran der Reformländer.

Aus diesem Grunde haben wir im Jahresausblick die Chance auf Repression an den Devisenmärkten thematisiert und bei der Parität Euro gegen USD im Gegensatz zu CHF, JPY und GBP nur begrenztes Aufwärtspotential (1.40 - 1.43) erkannt. Die Aufregung der Debatte ist darüber hinaus aus unserer Sichtweise dem Tempo der Aufwertung des Euros geschuldet. Der nüchterne Blick impliziert etwas mehr Gelassenheit. Per Februar 2012 bewegte sich der Euro gegenüber dem USD bei 1.3480 - da war es kein Problem - sollen hier etwa unangemessene komparative Vorteile für die Eurozone dauerhaft verankert werden? Na, das können wir uns gar nicht vorstellen …

Der zweite europäische "Hotspot" dreht sich um Zypern. Es scheint so, als ob Teile der Eliten der europäischen Politik es (wieder) schaffen aus einem vollkommen überschaubaren Problem bezüglich des Umfangs, ein größeres Debakel zu inszenieren. Fakt ist, dass die europäische Politik bezüglich des Schuldenschnitts Griechenlands ihr Wort gebrochen hat (kein Schuldenschnitt vor 2013). Auch dadurch kam die Schieflage Zyperns zustande …

Wir sind der festen Überzeugung, dass die Eliten der Eurozone ihre Verantwortung kennen und nicht durch kurzsichtiges Fehlverhalten, die zukünftigen mehr als verdienten Kapitalzuflüsse (reale Wirtschaft!!!) in alle Reformländer gefährden. Als weiterer "Hotspot" könnte die Debatte über die Prolongation der Kredite für Irland und Portugal herhalten. Wir erwarten hier Sensibilität bei allen Beteiligten und auch eine Anerkenntnis bei den Kredit gebenden Ländern, was in diesen beiden Reformländern erreicht wurde.

Der Schlüssel für den Erfolg der Eurozone ist und bleibt determinierte Solidarität. Man sollte "unseren Freunden" keine Steilvorlagen bieten, erneut unsachliche Aggression über die Finanzmärkte gegen die Eurozone zu etablieren. Die Schäden könnten unüberschaubar werden! Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützung bei 1.2970 - 00 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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