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China importiert mehr Öl und weniger Kupfer

10.05.2011  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölpreis konnte gestern um 6% auf 116 USD je Barrel zulegen und somit bereits die Hälfte der Verluste von vergangener Woche wieder wettmachen. Die Margenerhöhung durch den US-Börsenbetreiber CME setzt die Preise heute leicht unter Druck. Ab heute müssen beim Kauf eines WTI-Kontraktes 25% und beim Kauf eines Brent-Kontraktes 23,8% mehr als Sicherheit hinterlegt werden. Damit wird es für Spekulanten weniger attraktiv, auf steigende Ölpreise zu setzen. Der Ölpreisanstieg der vergangenen Wochen war in erster Linie auf einen Anstieg der Risikoprämie zurückzuführen und nicht auf ein zunehmendes spekulatives Interesse.

Von daher schätzen wir die Margenerhöhung für den Ölpreis als weniger folgenreich ein als jene für Silber in der vergangenen Woche. Gleichwohl könnte es auch bei Rohöl zu einem Abbau von spekulativen Longpositionen kommen, welche den Preis vorübergehend belasten. Die Ölnachfrage Chinas zeigt sich von den deutlich gestiegenen Ölpreisen unbeeindruckt. China hat im April 21,54 Mio. Tonnen Rohöl importiert. Das waren 1,7% mehr als im Vorjahr. Angesichts der Erhöhung der Tankstellenpreise Anfang April ist es für die chinesischen Raffinerien attraktiver geworden, die Produktion auszuweiten. Zudem sind die Wartungsarbeiten weitgehend abgeschlossen.

Die großen Raffinerien dürften daher ihre Auslastung im April um zwei Prozentpunkte hochgefahren haben, nachdem sie im März auf den niedrigsten Stand seit einem Jahr gefallen war. Heute veröffentlicht die US-Energiebehörde die aktuelle Nachfrageschätzung. Diese soll nach dem Ölpreisrückgang der vergangenen Woche nochmals überarbeitet worden sein, so dass es möglicherweise nicht zu der sonst zu erwartenden Abwärtsrevision der weltweiten Ölnachfrage kommt.

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Edelmetalle

Trotz neuer negativer Schlagzeilen zur Schuldensituation in Griechenland kann der Goldpreis heute Morgen nicht profitieren und tritt bei rund 1.510 USD je Feinunze auf der Stelle. Ein stärkerer US-Dollar sorgt dafür, dass der Goldpreis lediglich in Euro zulegen kann. Die Ratingagentur S&P hatte gestern abermals das Kreditrating Griechenlands auf nunmehr "B" herabgestuft. Eine Zahlungsunfähigkeit des Landes wird damit als immer wahrscheinlicher eingeschätzt. Silber wies gestern erneut unter allen Rohstoffen die auffälligste Preisentwicklung auf. Das weiße Edelmetall stieg um 6,3% auf knapp 38 USD je Feinunze.

Unterstützt wurde Silber vor allem durch Zuflüsse in ETFs. Der weltweit größte Silber-ETF, iShares Silver Trust, erhöhte gestern seine Bestände um 311 Tonnen bzw. 3%. Dies war zugleich der erste Zufluss seit zwei Wochen und der größte seit November letzten Jahres. Offensichtlich erachten einige Marktteilnehmer bereits jetzt schon den Preisrückgang der vergangenen Tage als attraktive Kaufgelegenheit. Dies ist unserer Meinung nach allerdings noch zu früh und wir sehen beim Silberpreis weiteres Korrekturpotenzial.

Angaben des chinesischen Verbands der Automobilproduzenten zufolge sind die Autoverkäufe im April im Vergleich zum Vorjahr um 2,8% auf 1,14 Mio. Einheiten gestiegen. In den ersten vier Monaten des Jahres wurden 4,99 Mio. Autos verkauft, 7,6% mehr als im Vorjahr. Platin und insbesondere Palladium sollten von diesem robusten Trend profitieren.


Industriemetalle

Die chinesische Zollbehörde hat heute Morgen die vorläufige Import- und Exportstatistik für April veröffentlicht. Demnach sind die Einfuhren von Kupfer und Kupferprodukten im Vergleich zum Vormonat um knapp 14% auf 262,7 Tsd. Tonnen gesunken. Im Vergleich zum Vorjahr betrug der Rückgang sogar 40%. Zwei Faktoren trugen im Wesentlichen zum Rückgang der Importe bei: Zum einen ist durch die hohe inländische Produktion die Notwendigkeit von Importen merklich gesunken.

So hat China laut Daten des Nationalen Statistikbüros im März eine Rekordmenge von 470 Tsd. Tonnen Kupfer produziert. Dies ist auf den deutlichen Anstieg der Verarbeitungsgebühren zurückzuführen, nachdem Schmelzereien in Japan ihre Produktion aufgrund der Erdbebenkatastrophe vorübergehend einstellen mussten. Zum anderen drücken hohe Lagerbestände auf die lokalen Preise, so dass Importe von teurerem ausländischem Material unattraktiver sind.

Bezüglich der Lagerbestände ist allerdings Besserung in Sicht: In den Lagerhäusern der Börse Shanghai sind die Kupfervorräte in den letzten 7 Wochen ununterbrochen gefallen, was auf eine höhere Nachfrage hindeutet. Diese wird durch die rückläufigen Preise unterstützt und sollte wiederum selbst einem deutlichen Preisrückgang bei Kupfer entgegenstehen. Die Importe von Aluminium und -produkten war im April ebenfalls deutlich rückläufig. China dürfte sich daher bei Aluminium wieder zum Netto-Exporteur entwickeln.


Agrarrohstoffe

Weiter im Sinkflug begriffen ist der Preis für Baumwolle, der innerhalb eines Monats von etwa 2 USD auf 1,45 USD je Pfund nachgegeben hat. Aus China kommen immer neue Nachrichten über eine eingeschränkte Nachfrage, die bereits zu einer Stornierung von Importaufträgen führte.

Gleichzeitig meldet das viertgrößte Exportland Australien eine Aufwärtsrevision der Ertragserwartungen: Die diesjährige Ernte soll fast doppelt so hoch ausfallen wie die durch die Fluten dezimierte Ernte der Vorsaison. Verstärkte Aussaat, bessere Witterung und die stärkere Nutzung unempfindlicherer genveränderter Sorten tragen dazu bei. Überhaupt ist der Produktionsausblick recht positiv. In den USA wurde die Fläche nochmals um 15% ausgedehnt. Die Aussaat in den USA liegt zwar mit 26% weiterhin eine Woche hinter dem langjährigen Durchschnitt. Dies stellt derzeit aber noch kein Problem dar.

Auch in dieser Woche schürt der Bericht des USDA über den Zustand des Winterweizens in den USA Befürchtungen über die nächste Ernte. Nochmals ein Prozentpunkt weniger und nur noch 33% der Pflanzen werden in ihrem Zustand als gut oder sehr gut bezeichnet, nur halb so viel wie zum Vorjahreszeitpunkt. Dies dürfte sich in deutlich reduzierten Ernteerträgen niederschlagen. Das USDA veröffentlicht erste Schätzungen hierzu am morgigen Mittwoch. Die Maisaussaat hat in der vergangenen Woche deutlich aufgeholt, liegt mit 40% aber weiterhin eine Woche hinter dem langjährigen Durchschnitt.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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