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EIA reduziert Nachfrageprognose

11.05.2011  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis fällt am Morgen auf 117,5 USD je Barrel. Die Abwärtsrevision der Nachfrageprognose durch die US-Energiebehörde EIA um 120 Tsd. Barrel pro Tag hat die Preiserholung vorerst stoppen können. Die EIA erwartet nur noch einen Anstieg der weltweiten Ölnachfrage in diesem Jahr um 1,4 Mio. Barrel pro Tag. Auf der Angebotsseite gleichen sich eine höhere Produktion in den Nicht-OPEC-Ländern und ein reduziertes OPEC-Angebot nahezu aus. Für das kommende Jahr geht die EIA angesichts des erwarteten Nachfragewachstums von 1,6 Mio. Barrel pro Tag und eines geringeren Anstiegs des Nicht-OPEC-Angebots nach wie vor von einer Markteinengung aus.

Laut EIA wird das Nachfragewachstum in den kommenden zwei Jahren auch weiterhin größtenteils von den Schwellenländern getragen. Quasi als Bestätigung hierfür ist die implizite Ölnachfrage Chinas nach Berechnungen von Reuters im April um 8,8% gegenüber dem Vorjahr auf 9,32 Mio. Barrel pro Tag gestiegen. Das ist der dritthöchste Wert aller Zeiten. Wie schon bei den Importzahlen gestern lässt sich somit noch keine bremsende Wirkung der hohen Ölpreise auf die chinesische Ölnachfrage ablesen.

Heute veröffentlicht die OPEC ihre aktuellen Nachfrageprognosen. Auch hier ist eine Abwärtsrevision nicht auszuschließen. Das API berichtete gestern nach Handelsschluss für die vergangene Woche einen Lageraufbau bei Rohöl um 2,95 Mio. Barrel. Die Rohölvorräte in Cushing stiegen sogar um 1,8 Mio. Barrel auf ein Rekordniveau von 42,4 Mio. Barrel. Hier könnten sich die Überflutungen des Mississippi bemerkbar gemacht haben, welche die Raffinerietätigkeit im Mittleren Westen beeinträchtigt haben.

Das US-Energieministerium veröffentlicht heute die offiziellen Lagerdaten. Neben der Entwicklung der Cushing-Vorräte dürfte vor allem die Benzinnachfrage im Fokus stehen. Diese war in der Vorwoche um 2% im Wochenvergleich gefallen, was für diese Jahreszeit untypisch ist. Ein erneuter Rückgang dürfte einer weiteren Erholung der Ölpreise entgegenstehen.

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Edelmetalle

Gold und Silber befinden sich mittlerweile wieder klar im Aufwind. Bei beiden Edelmetallen werden die niedrigeren Preise zu verstärkten physischen Käufen genutzt. Zudem sind sie als wertstabile Anlage und als Inflationsschutz aktuell stark gefragt. Hierzu tragen auch die heute Morgen veröffentlichten Inflationszahlen aus China bei, die weiterhin auf einem hohen Niveau liegen. Darüber hinaus nehmen heute Vertreter des IWF und der EU in Griechenland Verhandlungen auf, die zu einer Erhöhung des Rettungspaketes führen dürften. Das grundsätzliche Problem des Landes wird aber auch damit nicht gelöst.

Die Schuldenkrise in den Euro-Peripherieländern dürfte den Markt daher noch lange beschäftigen und vor allem die Goldnachfrage hoch halten. Gemäß Daten des Nationalen Statistikbüros hat China im April 61 Tonnen Gold produziert, 26,5% mehr als im Vorjahr. In den ersten vier Monaten des Jahres wurden damit im Reich der Mitte 200 Tonnen Gold produziert. Diese Daten enthalten allerdings auch die Zahlen für Altgold. Das höhere Angebot dürfte nicht auf den Weltmarkt gelangen, sondern durch die rasant steigende inländische Nachfrage absorbiert werden.


Industriemetalle

Die heute Morgen für April veröffentlichten chinesischen Konjunkturdaten lagen weitgehend im Rahmen der Erwartungen, deuten allerdings auf die Notwendigkeit einer weiteren Straffung der Geldpolitik hin. So fiel z.B. die Kreditvergabe mit knapp 740 Mrd. CNY erneut höher aus als prognostiziert und auch die Inflationsrate blieb mit 5,3% auf einem hohen Niveau. Unter dem Strich werden die Daten von den Marktteilnehmern als neutral bewertet, so dass die Metallpreise kaum darauf reagieren.

Neben den Konjunkturdaten hat das Nationale Statistikbüro auch Produktionsdaten für Rohstoffe berichtet. Demnach ist die Kupferproduktion im April im Vergleich zum Vorjahr zwar um 19% auf 454 Tsd. Tonnen gestiegen, lag aber unter dem Rekordwert von März.

Die Aluminiumproduktion ist dagegen auf ein Allzeithoch von 1,46 Mio. Tonnen gestiegen. Ob sich diese hohe Wachstumsdynamik in den kommenden Monaten fortsetzt, ist fraglich. Denn zum einen sind während der Sommermonate in einigen chinesischen Provinzen Stromausfälle zu befürchten. Zum anderen plant die chinesische Regierung nach Angaben des Ministeriums für Industrie und Informationstechnologie eine umfangreiche Schließung veralteter Produktionsanlagen zur Verbesserung der Energieeffizienz, Bewahrung der Ressourcen und Eindämmung der Umweltverschmutzung. Betroffen sind u.a. Produktionskapazitäten von 291 Tsd. Tonnen Kupfer und 600 Tsd. Tonnen Aluminium. Dies sollte sich mittel- bis langfristig positiv auf die Preise auswirken.


Agrarrohstoffe

Unterstützung erhält der Baumwollpreis jüngst durch die Überflutungen des Mississippi in den USA. Etwa die Hälfte der Felder liegt zwar in Texas, während in den drei betroffenen Staaten Missouri, Tennessee und Mississippi nur gut 10% des Anbaus stattfindet. Doch als weltgrößter Exporteur bewegt die USA die Märkte bei eventuellen Ernteausfällen immer stark, was die zuletzt gesehene Abwärtsbewegung abbremsen sollte. Aus unserer Sicht war der Preisverfall bei Baumwolle zuvor über das Ziel hinausgeschossen.

Der Preis für Rohzucker, der über die letzten Wochen ebenfalls erheblich nachgegeben hatte, profitiert zuletzt von Meldungen aus Brasilien, wonach der Anteil des Zuckerrohrs, der nicht zur Zucker- sondern zur Ethanolproduktion eingesetzt wird, deutlich über das normalerweise zu beobachtende Niveau hinaus auf 65% ausgedehnt wurde. Insgesamt allerdings hat sich der Produktionsausblick nach guten Nachrichten insbesondere aus Thailand und Indien verbessert.

Nachdem die Internationale Zuckerorganisation Ende Februar ihre Prognose eines Marktüberschusses im Ende September auslaufenden Jahr 2010/11 von 1,3 Mio. Tonnen auf 200.000 Tonnen zurückgenommen hatte, geht sie nun doch wieder von einem Überschuss in Höhe von 1 Mio. Tonnen aus. Auch für das kommende Jahr ist mit einer guten Ernte zu rechnen. Der zweitgrößte Zuckerexporteur Thailand rechnet für das im November beginnende Erntejahr mit ähnlich hohen Produktionszahlen wie in diesem Erntejahr.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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