Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Griechenland setzt bei Haushalt positive Akzente!

06.02.2013  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.42 Uhr) bei 1.3565, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im europäischen Handel bei 1.3459 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 93.80. In der Folge notiert EUR-JPY bei 127.25, während EUR-CHF bei 1.2334 oszilliert.

Griechenland hat per 2012 nach aktuellen Angaben des Finanzministeriums einen Primärüberschuss in Höhe von 434 Millionen Euro erwirtschaftet (Prognose IWF per Oktober 2012 -1,7% des BIP). Erst einmal "Chapeau“! Davon sind Japan (-9,0% des BIP), Großbritannien (-5,6% des BIP) und USA (-6,5% des BIP) meilenweit entfernt.

Dieses Ergebnis ist trotz einer Kontraktion der Wirtschaftsleistung um circa -6,5% als Ausdruck der strukturellen Reformerfolge zu werten. 2011 lag dasDefizit des Primärhaushalts noch bei -3,5 Mrd. Euro.

Das gesamte Haushaltsdefizit stellt sich per 2011 auf -6,6% des BIP (IWF Prognose Oktober -7% des BIP). Das Haushaltsdefizit ist in Griechenland primär konjunktureller Natur. Bei einer konjunkturellen Stabilisierung und anziehenden Wachstums Griechenlands wird es zu einer erstaunlichen Genesung der öffentlichen Haushalte kommen. Das gilt um so mehr, als dass das Thema der Öl- und Gasvorkommen in der Ägäis und vorZypern in den Betrachtungen per 2020 noch nicht ansatzweise berücksichtigt ist.

Schauen wir weiter auf die Eurozone:

Berlusconi hat offensichtlich das Vertrauen der Italiener verloren. Seine Steuerversprechen kurz vor der Wahl nimmt ihm die italienische Wählerschaft nicht ab. Das ist auch gut so. Damit reduziert sich die hektische Aufgeregtheit, die gestern noch bezüglich der Wahlen in Italien dominierte. Fitch hat sich mit den Niederlanden beschäftigt undbestätigte das AAA-Rating. Gleichzeitig wurde der Ausblick auf negativ gesetzt. Fitch begründete den Schritt damit, dass die Probleme auf dem Immobilienmarkt und dem Bankensektor die Wirtschaftbelasteten. Das ist in der Tat so - keine Kritik an Fitch.

Der Diskurs zwischen Frankreich und Deutschland zumThema Wechselkurse des Euros erstaunt nicht. Den Franzosen ist grundsätzlich die Puderdose lieber als der OP-Tisch. Erkennbar ist seit geraumer Zeit, dass es in der Parität EUR-USD ein "Monitoring“ gibt. Der Begriff "verdeckter Interventionen“ darf dabei durchaus diskutiert werden. Viele implizite Belege lassen sich dafür ableiten.

Die zulässige Bandbreite in der Parität EUR-USD istnach unserem Verständnis zwischen 1.25 und 1.43 angesiedelt (siehe Prognose Jahresausblick).

Offensichtlich ist Herr Hollande von dem Tempo des Anstiegs des Euros irritiert. In der Tat ist für Frankreich, das erst mit Reformprogrammen beginnt, der aktuelle Anstieg des Euros belastend. So ist es, wenn man einen späten Start in der Reformpolitik hinlegt. Dann weht der Wind heftig ins Gesicht.

Wir verfolgen diese Debatte zwischen Paris und Berlin interessiert, aber entspannt …

Die gestern veröffentlichten Wirtschaftsdaten botenfür die Eurozone ein gemischtes Bild.

Vergangenheitsbezogene Daten enttäuschten - zukunftsorientierte Daten setzten positive Akzente. Die Einzelhandelsumsätze der Eurozone verfehlten per Dezember die Konsensusprognose deutlich. Es kam zu einem Rückgang im Monatsvergleich um -0,8%. Die Prognose lag bei -0,5%. Im Jahresvergleich ergab sich ein Rückgang um -3,4%(Prognose -1,3%) nach zuvor -1,9% (revidiert von -2,6%).

Die letzten fünf Monate kam es zu Rückgängen, die mit der Krisenverschärfung bis September 2012 korreliert sind. Die konjunkturelle Entspannung aus der Krisenentschärfung kommt erst mit Zeitverzögerung zustande. Finanzmärkte sind grundsätzlich schneller.

Open in new window


Der "Markit“ Einkaufsmanagerindex der Eurozone für den Dienstleistungssektor per Januar legte von zuvor 47,8 auf 48,6 Punkte zu. Die Prognose undder vorläufige Wert lagen bei "nur" 48,3 Zählern.

Auch der kombinierte Einkaufsmanagerindex aus Dienstleistung und Produktion lag bei 48,6 nach zuvor 48,2 Punkten.

Damit nähern sich die Werte für die Eurozone der Wachstumsschwelle, die bei 50 Punkten angesiedelt ist.

Das von der Rezession gebeutelte Großbritannien verzeichnete übrigens einen Anstieg des PMI von 48,9 auf 51,5 Punkte. Wir enthalten uns jedweder weiteren Kommentierung. Die Gedanken sind ja frei …

Der ISM-Dienstleistungsindex sank per Januar den Erwartungen entsprechend von 55,7 auf 55,2 Punkte. Der Index lieferte damit einen weiteren Beleg für solides Wachstum im Dienstleistungssektor der USA, dessen Dynamik geringfügig geringer als im Dezember 2012 ausfiel.

Open in new window


Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützung bei 1.3200 - 30 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"