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US-Lagerdaten geben Ölpreisen Auftrieb

19.05.2011  |  Eugen Weinberg
Energie

Nach den Verlusten vom Vortag konnten sich die Ölpreise seit gestern deutlich erholen. Der Brentölpreis handelt heute morgen bei 112,5 USD je Barrel. Der WTI-Preis konnte im Zuge dessen wieder über die Marke von 100 USD steigen. Ein schwächerer US-Dollar und steigende Aktienmärkte sorgten für Rückenwind. Zusätzliche Unterstützung erhielten die Ölpreise von den gestrigen US-Lagerdaten.

Das US-Energieministerium berichtete für die vergangene Woche einen überraschenden Rückgang der US-Rohölbestände um 15 Tsd. Barrel. Die Rohölvorräte in Cushing gingen sogar um 1,6 Mio. Barrel zurück. Der Lagerabbau bei Rohöl war auf gesunkene Importe und eine deutlich gestiegene Raffinerieauslastung zurückzuführen. Dass die Vorräte an Ölprodukten dennoch niedriger ausfielen als erwartet, ist somit vor allem auf eine im Wochenvergleich gestiegene Nachfrage zurückzuführen. Hier dürften sich die seit Monatsbeginn gefallenen Benzinpreise bemerkbar gemacht haben. Die Benzinnachfrage liegt im 4-Wochenzeitraum aber noch immer mehr als 2% niedriger als im Vorjahr.

Aufgrund von wilden Bränden in der kanadischen Ölprovinz Alberta könnten in den kommenden Tagen um bis zu 100 Tsd. Barrel pro Tag weniger Rohöl gefördert werden. Dies dürfte sich in niedrigeren Exporten in die USA niederschlagen und zu einem weiteren Abbau der hohen US-Rohölvorräte beitragen, welche derzeit nur 1% unter einem 21-Jahreshoch liegen. Der iranische Präsident Ahmadinedschad hat seineTeilnahme am nächsten OPEC-Meeting am 8. Juni in Wien angekündigt. Durch die Teilnahme des als Falken bekannten Ahmadinedschad wird eine Anhebung der Förderquoten unwahrscheinlicher, was sich ebenfalls unterstützend auf den Ölpreis auswirken sollte.


Edelmetalle

Laut World Gold Council ist die Goldnachfrage trotz der Rekordpreise im 1. Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 11% auf 981,3 Tonnen gestiegen, wobei China und Indien 63% der Gesamtnachfrage ausgemacht haben. Angesichts des massiven Anstiegs der chinesischen Nachfrage, die sich in einem Jahr um 32% erhöhte, könnte sich die frühere Prognose des WGC, dass die Goldnachfrage Chinas sich in 10 Jahren verdoppeln würde, als zu konservativ herausstellen. Zwar ist China bereits der weltgrößte Goldproduzent und hat seine Produktion zuletzt kontinuierlich gesteigert.

Im April wurden in China aus den Goldminen und als Nebenprodukt aus den Schmelzen von Buntmetallen über 61 Tonnen Gold gewonnen und damit 26,5% mehr als im Vorjahr produziert. Dennoch ist China stark auf Goldimporte angewiesen. Im letzten Jahr musste das Land bereits mehr als 300 Tonnen importieren. Wir gehen davon aus, dass sowohl die Schmucknachfrage wegen des steigenden Wohlstandes als auch die Nachfrage der Anleger vor allem wegen der Inflationsängste in China weiter zunehmen werden. Auch die chinesische Zentralbank sollte ihren Goldanteil an den Währungsreserven langfristig ausbauen. Auch deshalb erwarten wir, dass nach einer vorübergehenden Schwäche im Sommer der Goldpreis zum Jahresende auf 1.600 USD je Feinunze anziehen wird.


Industriemetalle

Nach den heftigen Kursverlusten der vergangenen Wochen war die gestrige starke technische Erholung der Metallpreise um knapp 3% nicht überraschend. Dabei ist es nur logisch, dass Blei, das seit Mitte April fast 20% an Wert eingebüßt hat, sich gestern um knapp 6% verteuern könnte. Auf die Fundamentaldaten bei Blei kann man diese Erholung nicht zurückführen. Denn sowohl das World Bureau of Metal Statistics (WBMS) als auch die International Lead and Zinc Study Group (ILZSG) wiesen bei Blei für das erste Quartal mehr als eine Verdoppelung des Marktüberschusses aus. WBMS bezifferte den Überschuss auf 66 Tsd. Tonnen, was annualisiert 3% der Produktion des Vorjahres entspräche.

Dazu passt der kräftige Anstieg der LME Lagerbestände: Allein seit Jahresanfang haben diese um knapp 100 Tsd. Tonnen zugenommen. Auch für den Zinkmarkt weisen beide Gruppen einen hohen Überschuss aus. WBMS beziffert diesen in den ersten drei Monaten auf 166 Tsd. Tonnen, was annualisiert rund 5% der Produktion entspricht. Weil beide Metalle häufig im Verbund gefördert werden, war auch hier der starke Anstieg der Produktion für den hohen Überschuss maßgeblich.

Dennoch hängt die Angebots-/Nachfragesituation bei Rohstoffen maßgeblich vom Preis ab. Nach dem massiven Preisrückgang bei Blei und Zink erachten wir die fundamentale Schwäche inzwischen als eskomptiert und die vorherige Übertreibung als nahezu bereinigt. Deshalb sehen mittelfristig wieder höhere Preise voraus.


Agrarrohstoffe

Weizen konnte gestern an der CBOT um 6% auf 8,17 USD je Scheffel steigen. An der LIFFE wird er am Morgen mit 250 Euro je Tonne gehandelt, was einem 3-Monatshoch entspricht. Die viel zu optimistische Einschätzung des USDA vergangene Woche hatte einen überzogenen Preisrückgang zur Folge. Nun beginnen die Märkte angesichts einer Serie von Abwärtsrevisionen in der Europäischen Union, ein realistischeres Bild der Ernteaussichten einzupreisen.

Gemäß dem Deutschen Raiffeisenverband wird die Weizenernte in Deutschland um 7% geringer ausfallen, die französische dürfte laut Agritel sogar um 12% unter der des Vorjahres liegen. Grund hierfür ist die ungewöhnliche Trockenheit in den Anbaugebieten, welche zu teilweise irreversiblen Ernteschäden geführt hat. Wir rechnen daher mit weiteren Abwärtsrevisionen der Ernteschätzungen und einer Fortsetzung der Preisrallye.

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Kolumbien hält trotz der starken Regenfälle an seiner Prognose einer Kaffeeproduktion von 9,0 bis 9,5 Mio. Sack in diesem Jahr fest, nach 8,9 Mio. Sack im vergangenen Jahr. Diese Einschätzung könnte sich als zu optimistisch erweisen. So wurden durch die heftigen Regenfälle in den vergangenen beiden Monaten und dadurch bedingte Erdrutsche Teile der Ernte zerstört. Eine baldige Rückkehr zu den alten Produktionsniveaus von 11 Mio. Sack scheint daher ebenfalls illusorisch. Die Knappheit an hochwertigen Kaffeebohnen dürfte daher Bestand haben und die Arabica-Preise auf einem hohen Niveau verharren.


DOE Daten: US-Lagerbestände Rohöl, Ölprodukte und Erdgas

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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