Preiskorrektur bei Kupfer weitgehend abgeschlossen
20.05.2011 | Eugen Weinberg
Energie
Der Brentölpreis steigt am Morgen auf 112 USD je Barrel. Der WTI-Preis ist gestern wieder unter die Marke von 100 USD gefallen, kann am Morgen aber ebenfalls leicht zulegen. Offensichtlich erachten einige Marktteilnehmer das niedrigere Preisniveau als Kaufgelegenheit. Im Vorfeld des OPEC-Treffens am 8. Juni fordert die Internationale Energieagentur eine Ausweitung der Fördermengen. Die IEA sieht wachsende Anzeichen dafür, dass der Ölpreisanstieg seit September die wirtschaftliche Erholung beeinträchtigt.
Dass die OPEC der Aufforderung nachkommt, ist jedoch unwahrscheinlich. Die OPEC hat wiederholt betont, dass sie den Markt ausreichend versorgt sieht. In der Tat ist es bislang eher die Angst vor Angebotsknappheiten, welche den Ölpreis nach oben getrieben hat. Die Lieferausfälle Libyens von 1,2 Mio. Barrel pro Tag sind durch die anderen OPEC-Mitglieder größtenteils ausgeglichen worden. Dass derzeit keine Knappheit besteht, verdeutlichen auch die US-Rohöllagerbestände. Diese sind seit Jahresbeginn um 35 Mio. Barrel gestiegen und befinden sich nur noch knapp unter dem vor zwei Jahren verzeichneten 19-Jahreshoch. Die OPEC-Länder sind zudem wegen der Finanzierung ihrer gestiegenen fiskalischer Ausgaben im Zuge der Unruhen auf höhere Einnahmen angewiesen und somit an möglichst hohen Preisen interessiert.
Darüber hinaus plant der iranische Präsident Ahmadinedschad, der seit jeher hohe Ölpreise fordert, als Vertreter seines Landes an dem Treffen teilzunehmen. Da der Iran derzeit die OPEC-Präsidentschaft innehat, würde er damit zugleich dem Treffen vorsitzen. Dennoch ist die Politik der OPEC nicht ohne Risiko. Der Ölpreis wurde zuletzt durch Angebotssorgen nach oben getrieben und nicht durch eine stärkere Nachfrage. Das gestiegene Preisniveau könnte daher ab einem gewissen Punkt zu einer abrupten Nachfrageabschwächung führen und damit einen deutlichen Preisrückgang auslösen.
Edelmetalle
Der Silberpreis kann sich zunächst nach der starken Korrektur Anfang Mai um 35 USD je Feinunze einpendeln. Die anhaltenden Abflüsse aus den Silber-ETFs deuten jedoch darauf hin, dass die eigentlichen "starken Hände" immer noch aus dem Silbermarkt aussteigen und die Talfahrt noch nicht zu Ende ist. Der größte Silber-ETF, iShares Silver Trust, vermeldete für gestern einen Bestandsabbau von 243 Tonnen bzw. etwa 2,4% des Gesamtvolumens. Seit Ende April sind demnach bereits ca. 10% aus dem ETF abgeflossen. Wir glauben, dass die spekulative Überhitzung bei Silber noch nicht gänzlich abgebaut ist und die Preise erst im Sommer zwischen 25 und 30 USD einen langfristigen Boden bilden werden.
Der Goldpreis handelt heute, nachdem er gestern bereits kurzzeitig die 1.500 USD-Marke zurückerobern konnte, bei 1.503 USD je Feinunze. Die jüngsten Zahlen in den Veröffentlichungen zum chinesischen Goldmarkt verbreiten Optimismus, dass der Preis seine Rally weiter fortsetzen kann. Im Fahrwasser des Goldes können auch Platin und Palladium profitieren. Die Märkte nehmen die positiven Fundamentaldaten zur Kenntnis und preisen diese ein. Wir gehen davon aus, dass die Platinmetalle weiterhin Aufwärtspotenzial besitzen.
Industriemetalle
Eine gewisse Frühjahresmüdigkeit konnte man zuletzt Kupfer bescheinigen, nachdem das rote Metall noch im Herbst und Winter Liebling aller Analysten und Branchen-Insider gewesen war. Vor allem die überzogenen Erwartungen eines extremen Angebotsdefizits von bis zu 500 Tsd. Tonnen in diesem Jahr wurden zuletzt enttäuscht. Stattdessen vermeldete das WBMS unlängst für Kupfer einen Produktionsüberschuss von 118 Tsd. Tonnen für das erste Quartal. Zudem wurden noch immer nicht die physisch gedeckten Kupfer-ETFs in den USA zugelassen, mit denen der Markt eigentlich gerechnet hatte und die zusätzlich physisches Material dem Markt entziehen und den Aufwärtstrend verstärken sollten.
Vor allem machen Marktteilnehmern die LME-Lagerbestände Sorge, die seit dem Jahresbeginn um rund 90 Tsd. Tonnen anzogen. Wir glauben, dass die Sorgen bei Kupfer überzogen sind und die Preiskorrektur fast abgeschlossen ist (siehe auch die "Woche im Fokus" von heute). Den scheinbaren Verbrauchsrückgang in China in den ersten Monaten des Jahres führen wir vor allem auf den massiven Abbau "versteckter" Lagerbestände zurück, der nun abgeschlossen sein dürfte.
Ganz im Gegenteil deutet aus unserer Sicht der starke Abbau der SHFE-Lagerbestände auf eine zunehmende Einengung des chinesischen Marktes hin. Die Bestände in Shanghai sind erstmals seit Oktober 2010 unter 100 Tsd. Tonnen gefallen und befinden sich mit 90,1 Tsd. Tonnen in der Nähe der Niveaus, die zuletzt im September 2009 gesehen wurden. Auch haben die Spekulanten ihre Long-Positionierung an den COMEX zuletzt massiv abgebaut. Die heutigen CFTC-Daten könnten womöglich erstmals seit Herbst 2009 Netto-Short-Positionierung der Anleger zeigen. Angesichts dessen und einer zu erwartenden Einengung am Markt rechnen wir mittelfristig wieder mit anziehenden Preisen.
Agrarrohstoffe
Die Nachfrage nach Mais und Weizen aus den USA zeigt sich weiterhin robust. Das US-Landwirtschaftsministerium berichtete gestern einen Anstieg der US-Maisexporte in der vergangenen Woche auf 843,2 Tsd. Tonnen. Damit lagen die Ausfuhren doppelt so hoch wie im Durchschnitt der vergangenen vier Wochen. Zusätzlich wurden laut USDA 308,5 Tsd. Tonnen der neuen Ernte verkauft. Offensichtlich haben die Importeure den Preisrückgang nach den jüngsten USDA-Ernteschätzungen auf ein 2-Monatstief dazu genutzt, ihre Bestände aufzubauen. Ähnlich sieht die Situation bei Weizen aus. Hier stiegen die Exportverkäufe in der vergangenen Woche auf 799 Tsd. Tonnen und lagen damit 75% über dem 4-Wochendurchschnitt. 85% davon entfallen auf das neue Erntejahr, welches Anfang Juni beginnt.
Bei Baumwolle kam es erneut zur Stornierung von Exportaufträgen in Höhe von 30,5 Tsd. Ballen. Für das neue Erntejahr kam es hingegen zu neuen Exportaufträgen in Höhe von 21,9 Tsd. Ballen. Dies spricht für eine weitere Abflachung der Baumwoll-Terminkurve. Noch immer notiert der Juli-Kontrakt 30% über dem Dezember-Kontrakt.
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Der Brentölpreis steigt am Morgen auf 112 USD je Barrel. Der WTI-Preis ist gestern wieder unter die Marke von 100 USD gefallen, kann am Morgen aber ebenfalls leicht zulegen. Offensichtlich erachten einige Marktteilnehmer das niedrigere Preisniveau als Kaufgelegenheit. Im Vorfeld des OPEC-Treffens am 8. Juni fordert die Internationale Energieagentur eine Ausweitung der Fördermengen. Die IEA sieht wachsende Anzeichen dafür, dass der Ölpreisanstieg seit September die wirtschaftliche Erholung beeinträchtigt.
Dass die OPEC der Aufforderung nachkommt, ist jedoch unwahrscheinlich. Die OPEC hat wiederholt betont, dass sie den Markt ausreichend versorgt sieht. In der Tat ist es bislang eher die Angst vor Angebotsknappheiten, welche den Ölpreis nach oben getrieben hat. Die Lieferausfälle Libyens von 1,2 Mio. Barrel pro Tag sind durch die anderen OPEC-Mitglieder größtenteils ausgeglichen worden. Dass derzeit keine Knappheit besteht, verdeutlichen auch die US-Rohöllagerbestände. Diese sind seit Jahresbeginn um 35 Mio. Barrel gestiegen und befinden sich nur noch knapp unter dem vor zwei Jahren verzeichneten 19-Jahreshoch. Die OPEC-Länder sind zudem wegen der Finanzierung ihrer gestiegenen fiskalischer Ausgaben im Zuge der Unruhen auf höhere Einnahmen angewiesen und somit an möglichst hohen Preisen interessiert.
Darüber hinaus plant der iranische Präsident Ahmadinedschad, der seit jeher hohe Ölpreise fordert, als Vertreter seines Landes an dem Treffen teilzunehmen. Da der Iran derzeit die OPEC-Präsidentschaft innehat, würde er damit zugleich dem Treffen vorsitzen. Dennoch ist die Politik der OPEC nicht ohne Risiko. Der Ölpreis wurde zuletzt durch Angebotssorgen nach oben getrieben und nicht durch eine stärkere Nachfrage. Das gestiegene Preisniveau könnte daher ab einem gewissen Punkt zu einer abrupten Nachfrageabschwächung führen und damit einen deutlichen Preisrückgang auslösen.
Edelmetalle
Der Silberpreis kann sich zunächst nach der starken Korrektur Anfang Mai um 35 USD je Feinunze einpendeln. Die anhaltenden Abflüsse aus den Silber-ETFs deuten jedoch darauf hin, dass die eigentlichen "starken Hände" immer noch aus dem Silbermarkt aussteigen und die Talfahrt noch nicht zu Ende ist. Der größte Silber-ETF, iShares Silver Trust, vermeldete für gestern einen Bestandsabbau von 243 Tonnen bzw. etwa 2,4% des Gesamtvolumens. Seit Ende April sind demnach bereits ca. 10% aus dem ETF abgeflossen. Wir glauben, dass die spekulative Überhitzung bei Silber noch nicht gänzlich abgebaut ist und die Preise erst im Sommer zwischen 25 und 30 USD einen langfristigen Boden bilden werden.
Der Goldpreis handelt heute, nachdem er gestern bereits kurzzeitig die 1.500 USD-Marke zurückerobern konnte, bei 1.503 USD je Feinunze. Die jüngsten Zahlen in den Veröffentlichungen zum chinesischen Goldmarkt verbreiten Optimismus, dass der Preis seine Rally weiter fortsetzen kann. Im Fahrwasser des Goldes können auch Platin und Palladium profitieren. Die Märkte nehmen die positiven Fundamentaldaten zur Kenntnis und preisen diese ein. Wir gehen davon aus, dass die Platinmetalle weiterhin Aufwärtspotenzial besitzen.
Industriemetalle
Eine gewisse Frühjahresmüdigkeit konnte man zuletzt Kupfer bescheinigen, nachdem das rote Metall noch im Herbst und Winter Liebling aller Analysten und Branchen-Insider gewesen war. Vor allem die überzogenen Erwartungen eines extremen Angebotsdefizits von bis zu 500 Tsd. Tonnen in diesem Jahr wurden zuletzt enttäuscht. Stattdessen vermeldete das WBMS unlängst für Kupfer einen Produktionsüberschuss von 118 Tsd. Tonnen für das erste Quartal. Zudem wurden noch immer nicht die physisch gedeckten Kupfer-ETFs in den USA zugelassen, mit denen der Markt eigentlich gerechnet hatte und die zusätzlich physisches Material dem Markt entziehen und den Aufwärtstrend verstärken sollten.
Vor allem machen Marktteilnehmern die LME-Lagerbestände Sorge, die seit dem Jahresbeginn um rund 90 Tsd. Tonnen anzogen. Wir glauben, dass die Sorgen bei Kupfer überzogen sind und die Preiskorrektur fast abgeschlossen ist (siehe auch die "Woche im Fokus" von heute). Den scheinbaren Verbrauchsrückgang in China in den ersten Monaten des Jahres führen wir vor allem auf den massiven Abbau "versteckter" Lagerbestände zurück, der nun abgeschlossen sein dürfte.
Ganz im Gegenteil deutet aus unserer Sicht der starke Abbau der SHFE-Lagerbestände auf eine zunehmende Einengung des chinesischen Marktes hin. Die Bestände in Shanghai sind erstmals seit Oktober 2010 unter 100 Tsd. Tonnen gefallen und befinden sich mit 90,1 Tsd. Tonnen in der Nähe der Niveaus, die zuletzt im September 2009 gesehen wurden. Auch haben die Spekulanten ihre Long-Positionierung an den COMEX zuletzt massiv abgebaut. Die heutigen CFTC-Daten könnten womöglich erstmals seit Herbst 2009 Netto-Short-Positionierung der Anleger zeigen. Angesichts dessen und einer zu erwartenden Einengung am Markt rechnen wir mittelfristig wieder mit anziehenden Preisen.
Agrarrohstoffe
Die Nachfrage nach Mais und Weizen aus den USA zeigt sich weiterhin robust. Das US-Landwirtschaftsministerium berichtete gestern einen Anstieg der US-Maisexporte in der vergangenen Woche auf 843,2 Tsd. Tonnen. Damit lagen die Ausfuhren doppelt so hoch wie im Durchschnitt der vergangenen vier Wochen. Zusätzlich wurden laut USDA 308,5 Tsd. Tonnen der neuen Ernte verkauft. Offensichtlich haben die Importeure den Preisrückgang nach den jüngsten USDA-Ernteschätzungen auf ein 2-Monatstief dazu genutzt, ihre Bestände aufzubauen. Ähnlich sieht die Situation bei Weizen aus. Hier stiegen die Exportverkäufe in der vergangenen Woche auf 799 Tsd. Tonnen und lagen damit 75% über dem 4-Wochendurchschnitt. 85% davon entfallen auf das neue Erntejahr, welches Anfang Juni beginnt.
Bei Baumwolle kam es erneut zur Stornierung von Exportaufträgen in Höhe von 30,5 Tsd. Ballen. Für das neue Erntejahr kam es hingegen zu neuen Exportaufträgen in Höhe von 21,9 Tsd. Ballen. Dies spricht für eine weitere Abflachung der Baumwoll-Terminkurve. Noch immer notiert der Juli-Kontrakt 30% über dem Dezember-Kontrakt.
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
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